Ein Macho auf Abwegen
mir!“
„Ich möchte sie doch nur schützen! Sie hat in letzter Zeit
schon genug durchgemacht. Sie muss einfach zur Ruhe kommen. Ich möchte
Christina erst dann einweihen, wenn es konkrete Ergebnisse gibt, verstehen Sie
das denn nicht, Señora Riva?“
„Sie meinen, sie soll auch von unserem Kontakt nichts
erfahren, bis wir bei der Staatsanwaltschaft ein Wiederaufnahmeverfahren
durchgesetzt haben?“
„Ja. Genauso habe ich mir das vorgestellt!“
Pilar wusste, wie verliebt ihre Freundin in diesen Mann war.
Er schien definitiv vernünftig und absolut zuverlässig zu sein. Auf jeden Fall
wollte er sich voll und ganz Christinas Problemen stellen und sie nach Kräften
unterstützen. „Wie weit würden Sie denn gehen, Señor Stevens? Ich meine, es
gibt kaum Chancen auf legalem Wege an diese Videos heranzukommen. Ich habe ja
in den letzten Monaten schon sämtliche Möglichkeiten abgeklopft. Es bleiben
nicht mehr viele Mittel übrig, außer vielleicht noch Einbruch und Erpressung.“
Jetzt war sie auf seine Reaktion gespannt. Wie weit würde er sich für Christina
aus dem Fenster lehnen? „Señora Riva. Hören Sie! Es ist mir einerlei, was ich
dafür tun muss, und mir ist es auch ganz egal, was es mich kosten wird. Ich
will mit Christina zusammen sein, sonst nichts! Sie wissen, wie bekannt ich in
Deutschland bin, und ohne diese Beweise werden wir niemals friedlich
miteinander leben können.“ Marc konnte Pilars Schmunzeln schon fast durch die
Telefonleitung hören. „Sie lieben Christina, verdad, Señor Stevens?“
„Ja, das haben Sie richtig erkannt! Ich liebe sie von ganzem
Herzen, definitiv!“
Pilar bemerkte selbst durch das Telefon den Wandel seiner
Stimme. Sie hatte bei seiner Liebeserklärung für Christina einen solchen
herzlichen und warmen Unterton bekommen, der keinen Zweifel mehr an seiner
Aufrichtigkeit zuließ. Kann so eine Stimme lügen?, fragte Pilar sich. „Vale,
Señor Stevens! Ich werde schweigen wie ein Grab. Christina wird von mir nichts
erfahren, und ich werde Sie bei der winzigsten Neuigkeit sofort anrufen!“
Schon zwei Wochen später meldete sie sich bei ihm. „Hören
Sie, Señor Stevens. Ich habe eine Prostituierte aus diesem Klub gefunden. Sie
behauptet Robert Kaiser und Ángel Moreno aus ihrer Zeit dort zu kennen. Sie ist
bereit, sich mit mir zu treffen. Ich habe einen Termin für nächste Woche mit
ihr verabredet, damit Sie eventuell die Möglichkeit haben herzukommen.“
„Ja, natürlich will ich dabei sein! Wann und wo werden Sie
diese Frau treffen?“, Marc war total elektrisiert durch diese Neuigkeiten. „Am
Dienstag in Málaga. Die Dame wohnt in Málaga“, erklärte Pilar. „Ich versuche
bis Montag in Marbella zu sein. Wir gehen da auf jeden Fall zusammen hin!“
Pilar bot sich an, ihn vom Flughafen abzuholen, doch er wollte sich lieber
einen Leihwagen mieten. „Sobald ich angekommen bin, werde ich mich bei Ihnen
melden“, lehnte er freundlich ab. „Ich freue mich schon darauf Sie persönlich
kennen zu lernen, Señor Stevens! Also, dann! Bis Montag!“, rief sie und
beendete das Gespräch.
Marc ließ nicht Gaby sein Flugticket bestellen, sondern
erledigte das vorsichtshalber selber von zu Hause aus. Auch den Leihwagen
bestellte er im Voraus.
Nun musste er sich nur noch eine plausible Erklärung für
eine mehrtägige Reise einfallen lassen. Christina kannte seine momentanen
Projekte ziemlich gut und wusste sehr genau, welche Aufgaben und Termine in
nächster Zukunft anstanden. Würde sie ihm sein Flunkern schon an der
Nasenspitze ansehen? Er musste seine besten schauspielerischen Qualitäten
anwenden, damit sie ihm nicht auf die Schliche kommen konnte.
„Du, Prinzessin! Ich muss leider für ein paar Tage weg.“
Unglaublich, wie sie ihn sofort mit verängstigten und beinahe kindlichen
Kulleraugen anschaute. Sie fragte nicht, wohin er wollte und mit wem, sie
wollte nur wissen, wie lange er fortbleiben musste. „Ich weiß es nicht“, sagte
er und schaute sie lieber nicht dabei an. „Weißt du, in Barcelona gibt es ein
paar Probleme mit der Produktion. Es müssen einige Unstimmigkeiten geklärt
werden. Vielleicht müssen wir auch noch einmal ins Tonstudio.“ Er staunte nicht
schlecht, wie schwer es ihm fiel, Christina anzuschwindeln. Wie oft hatte er
schon anderen Frauen hemmungslos die Unwahrheit gesagt, und sein Gewissen hatte
ihn nicht im Geringsten gezwickt. Seine momentanen Gewissensbisse bestätigten
ihm erneut, dass Christina die Richtige für
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