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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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selber schützen wolltest und ganz
offensichtlich auch musstest. Das war doch ganz eindeutig Notwehr!“
    Christina schaute ihn über alle Maßen verwundert an. „Moment
mal, Marc! Soll das etwa heißen, du glaubst mir?“, rief sie verblüfft. „Ja.
Habe ich das nicht gerade gesagt? Konntest du dem Gericht das denn nicht
beweisen?“
    „Nein, absolut nicht. Niemand, außer Pilar, meiner Anwältin,
glaubte mir. Mein Mann genoss einen sehr guten Ruf. Er stammte aus einer der
angesehensten Familien der Stadt. Er war jahrelang Mitglied im Stadtrat.
Niemand bekam mit, was bei uns zu Hause los war. Nach außen hin waren wir eine
Bilderbuchfamilie. Der schöne, gebildete und steinreiche Politiker und Hotelier
mit seiner hübschen Frau, die zwar Ausländerin war, sich aber in die andalusische
Lebensart hervorragend eingefügt hatte, so dass sie vollkommen in die
Gesellschaft aufgenommen worden war. Wir hatten viele einflussreiche Bekannte
und waren zu jeder Jet-Set-Party eingeladen. Wir hatten zwei prachtvolle,
bildhübsche und intelligente Kinder, welche zwei Sprachen fließend sprachen.
Mit Sicherheit waren wir auch Vorbild für einige andere Familien. Niemand ahnte
auch nur im Geringsten, was hinter unseren vier Wänden stattfand.“
    Marc hörte ihr aufmerksam zu. „Ich verstehe. Aber du hast
vorhin von Verletzungen gesprochen, von Gegenständen, die er auf dir
zerschlagen hat und von Peitschenschlägen. Das muss doch jemand gemerkt haben.“
Als er sich die Gewaltszenen bildlich vorstellte, lief ihm postwendend ein
eisiger Schauer den Rücken herunter. „Na ja. Du weißt doch wie das ist. Da ist
man mal die Treppe hinuntergefallen oder irgendwie ausgerutscht oder hat sich
gestoßen. Irgendeine Erklärung findet man immer. Manchmal lachten Freunde und
Familie über mich. „Na, Christina, du Tollpatsch! Hast du es wieder mal
geschafft?“ Ángel und ich haben dann jedes Mal mitgelacht. Er sagte dann immer
gerne: „Ja, ja, meine Christina wird sich eines Tages noch den Hals brechen!“
Christina schaute in eine andere Richtung, um ihre Tränen zu verbergen.
„Niemand, auch meine Kinder nicht, hat mich jemals mehr im Badeanzug oder gar
nackt gesehen.“
    Marc nahm sie in den Arm und sagte ruhig: „Zeig’ mir, was er
dir angetan hat, Christina! Komm’, du kannst es mir zeigen!“
    Sie schaute ihm jetzt fest in die Augen und knöpfte langsam
ihre Bluse auf. Sie zögerte einen Augenblick damit, das Kleidungsstück komplett
abzustreifen, tat es dann doch. Bedächtig drehte sie ihm ihren Rücken zu. Marc
starrte fassungslos hin. Er sah einen vernarbten Striemen am anderen. Er nahm
die Bluse und verhüllte ihren Rücken sofort wieder damit. Er hatte einen dicken
Kloß im Hals und vermochte nur noch zu flüstern. „Ist gut. Ist schon gut. Komm,
zieh’ dich wieder an!“ Er nahm sie in den Arm. „Und selbst diese Narben konnten
das Gericht nicht überzeugen?“, fragte er nach. „Nein. Es gab zwar die Narben
und andere Verletzungen, aber sie waren keine Beweise dafür, dass er mich dazu
gezwungen hatte. Verstehst du? Es gab ein medizinisches Gutachten, der
gynäkologische Befund stellte ebenfalls eindeutig fest, dass ich brutalen
Intimverkehr hatte. Das psychiatrische Gutachten belegte genau genommen auch
meine Glaubwürdigkeit. Das Gericht legte aber trotzdem alles zu meinem Nachteil
aus. Sie sagten, ich selber hätte auf diesen harten Sex gestanden und in dieser
Nacht über die Stränge geschlagen. Ich hätte Ángel entweder in einem Anfall von
Ekstase umgebracht oder mich ihm auf diese Weise entledigen wollen, um mir das
Hotel als Alleinerbin unter den Nagel zu reißen. Ángel traute man einfach keine
Abartigkeiten zu. Das Urteil lautete: Mord aus Habgier.  Und?  ...
kannst du mich jetzt noch lieben, Marc?“ Er blickte ihr warm in die Augen. „Ich
habe dich lieb, so wie du bist, Christina.“
    Sie redeten noch die ganze Nacht. Christina erzählte Marc
aus ihrer Zeit im Gefängnis und von ihrem letzten Versuch mit Manuel zu reden.
Wie sie nach Deutschland kam, vom Zusammentreffen mit Robert Kaiser, von seinen
angeblichen Videos und wie sie danach, Hals über Kopf, nach Hamburg gekommen
war.
    „Und die Videos von diesem Kaiser? Kann man die nicht
irgendwie bekommen?“
    „Pilar ist schon seit damals an der Sache dran. Robert wird
die Filme nicht freiwillig herausrücken. Pili hat diesen Sado-Maso-Klub
gefunden, aber es gibt niemanden mehr, der Ángel und Robert dort „bedient“ hat.
Es ist aussichtslos,

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