Ein Macho auf Abwegen
Hause und schauen uns
deine Filmchen an. Was wir davon gebrauchen können, nehmen wir dann mit, und
dafür bekommst du dann den hier. Hast du das jetzt verstanden, Robert?“
Kaiser hatte den Ernst der Lage immer noch nicht ganz
wahrgenommen. „Und wenn ich das nicht mache ...?“, fragte er neckisch.
Marc schnitt ihm kurz und bündig das Wort ab. „... Dann ist
Schluss mit Lustig! Unser Band hier geht umgehend an die Presse! Geht das jetzt
endlich in deinen ekelerregenden und verblödeten Hirnkasten ’rein, Arschloch?“
Er klatschte demonstrativ drei Mal mit der flachen Hand auf Kaisers Stirn. „Also,
auf was wartest du noch? Fahren wir!“ Sie ließen dem kleinen, rundlichen Mann
keine andere Wahl, nahmen ihn kommentarlos in ihre Mitte und schoben ihn
Richtung Ausgang. Der „Autokaiser“ ging nun widerstandslos mit.
Kaiser hatte seine spezielle Videokollektion in einem
Tresor, welcher hinter einem Ölgemälde versteckt war, gesichert. Seine Sammlung
bestand aus mehreren Dutzend Kassetten. Der „Autokaiser“ holte fünf davon
heraus. Manuel nahm die Bänder fahrig an sich. „Das war’s dann wohl! Gib ihm
unseren Film!“, forderte er Marc nervös auf.
„Langsam, Junge! So schnell schießen die Preußen nicht!“,
antwortete Marc besonnen. „Sind das alle Kassetten, auf denen sich Aufnahmen
von Christina befinden? Oder hast du noch mehr davon?“
„Nein, ich habe nur diese Fünf“, antwortete Kaiser schwach.
„Warum sollte ich dir das glauben, Arschloch?“ Robert nahm
Manuel einen der Filme aus der Hand und gab ihn Marc. „Hier! Sie sind alle
beschriftet.“ Marc las das Etikett. „Ángel und Christina 1989“, war der Titel
des Videos. Insgesamt gab es fünf Folgen der Serie „Ángel und Christina“. Sie
reichten von 1988 bis 1991. Aus dem letzten Jahr gab es sogar gleich zwei. Es
war vermutlich genauso wie Christina es immer gesagt hatte. Ángel hatte es
immer öfter und wahrscheinlich auch immer erbarmungsloser getan. „Dann können
wir ja jetzt gehen“, drängelte Manuel.
Marc ging zum Tresor, holte eine Videokassette nach der
anderen heraus und kontrollierte die Beschriftung jeden einzelnen Titels.
„Finger weg, Stevens!“, schrie Kaiser ihn an. „Das hat Sie gar nicht zu
interessieren!“ Er versuchte Marc von dem Safe wegzuziehen, doch der stieß ihm
nur einmal kräftig seinen Ellbogen ins Gesicht und studierte den Tresorinhalt
in Ruhe weiter. Es gab noch eine Handvoll „Pärchenfilme“ und etliche weitere,
welche nur mit einzelnen Frauennamen gekennzeichnet waren. Eine Christina war
auf jeden Fall nicht mehr darunter.
Als er sich wieder herumdrehte, sah er jede Menge Blut aus
Kaisers Nase laufen. „Hast du kein Taschentuch, Arschloch?“, fragte er total
abgeklärt und wunderte sich im gleichen Augenblick schon über sich selbst. Die
ganze Szene war so unwirklich, und er fühlte sich wie ein Darsteller in einem
schlechten Krimi. Er hatte den dicken Zwerg nun schon zum tausendsten Mal mit
Arschloch angesprochen, ihm auch noch die Nase blutig geschlagen, und es machte
ihm rein gar nichts aus – ganz im Gegenteil. Arschloch war der einzige Name,
der zu ihm passte, und er hatte es genossen, das Blut aus seiner Knollennase
laufen zu sehen. „Nun, Arschloch.“ Marc nannte ihn jetzt ganz bewusst so. „Dann
will ich dir mal glauben, dass deine komplette Moreno-Sammlung nur aus diesen
fünf Kassetten hier besteht ...“
„Na, endlich! Venga! Vamos!“, rief Manuel ungeduldig.
„Vamos? Wohl kaum! – Zuerst will ich wissen, ob da auch
wirklich das drauf ist, was auch draufsteht! Vielleicht hat das kleine
Arschloch ja auch nur geblufft. So einem kann man nicht über den Weg trauen,
Junge! Er bekommt unseren Film nicht, bevor ich mich nicht persönlich von der
Echtheit seines Materials vergewissert habe.“ Manuel schielte genervt zur
Zimmerdecke. „Dios mío! Mein Gott! Muss das denn sein?“
„Tut mir leid, Manuel, es muss. – Wo können wir uns den
Schweinkram ansehen, Arschloch?“
Kaiser führte sie in sein Kaminzimmer und legte den ersten
Videofilm ein. Ángel schien genauso akkurat mit seiner Sammlung gewesen zu
sein, denn er hatte bei seinen heimlichen Aufnahmen sogar Datum und Uhrzeit mit
aufgezeichnet. Dieser Film stammte aus dem Jahr 1991.
Die Szenen, die sie zu sehen bekamen, waren unbeschreiblich
abscheulich. Man konnte Christinas, vor Angst und Schmerzen verzerrtes Gesicht
zum Teil genau sehen. Sie schrie laut auf oder wimmerte einfach nur leise
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