Ein Macho auf Abwegen
trotzdem
denunzieren. Du musst wissen, Arschloch! Ich habe selbstverständlich eine Kopie
deines perversen Puffauftrittes. Also, rechne immer damit! Jeden Tag sollst du
daran denken, okay?“ Kaiser ließ den Kopf hängen, doch Marc drückte sein Kinn
nach oben, damit er ihn ansehen musste. „Und noch etwas, Arschloch! Jede meiner
kleinen Streicheleinheiten war ein lieber und persönlicher Gruß von Christina.
– Da stehst du doch drauf, oder irre ich mich?“
Die beiden Männer verließen schweigend das Haus und brachten
die Videokassetten sofort in Pilars Kanzlei, wo die Anwältin sie in ihrem Safe
einschloss.
Anschließend kehrten sie gemeinsam ins Hotel zurück.
„Trinken wir noch etwas?“, fragte Manuel. „Ich brauch jetzt ’nen Schluck.“
Sie besorgten sich eine Flasche Whiskey, Gläser und einen
Kübel Eis und gingen in Marcs Zimmer. „Du bist aber ganz schön ausgerastet,
vorhin“, sagte Manuel. „Ja, ich kenne mich selber nicht mehr, und es schockiert
mich total. Wenn du nicht dazwischen gegangen wärst, ich hätte den Kerl glatt
totgeschlagen.“ Er überlegte einen Moment. „Ich bin tatsächlich dazu fähig,
einen Menschen umzubringen, unglaublich!“ Sie saßen nebeneinander auf dem
Hotelbett. „Das war schon ein verrückter Tag heute“, sagte Manuel. „Ich habe
heute die Wahrheit über meine Eltern erfahren, und ich weiß gar nicht ...“ Ihm
brach schon wieder die Stimme. Marc füllte ihre Gläser wieder mit Whiskey auf.
„Du bist vollkommen durcheinander, Junge“, sagte Marc. „Das ist doch ganz
normal, mir geht es auch nicht anders. Deine Mutter ... Christina so zu sehen
..., es hat so verdammt wehgetan. Ich weiß gar nicht, wie ich diese Bilder
wieder aus meinem Kopf bekommen soll.“
Sie leerten ihre Gläser in einem Zug. „Ich werde ihr das
niemals erzählen, niemals. Sie würde sich in Grund und Boden schämen. – Manuel,
sie darf das nie erfahren, hörst du?“ Manuel nickte. „Ich will sie sehen.“
„Irgendwann, aber jetzt noch nicht“, erklärte Marc. „Deine
Mutter hat keine Ahnung davon, dass ich hier bin. Ich will ihr erst alles
sagen, wenn Pilar den Antrag für das Wiederaufnahmeverfahren durchbekommen hat.
So lange musst du leider noch warten!“ Manuel war enttäuscht. „Aber ich muss
ihr doch so viel sagen ...“
„Ich weiß, ich weiß! Für Christina würde ihr größter Wunsch
in Erfüllung gehen. Mit dir oder deiner Schwester reden zu können, wäre das
größte Geschenk für sie ... Sie soll aber wirklich erst von der ganzen Sache
erfahren, wenn alles hundertprozentig sicher ist. Darauf muss ich bestehen!“,
sagte Marc streng.
„Vale, du bist der Boss! – Du liebst meine Mutter sehr,
nicht wahr?“
„Sie ist mein Leben, Junge!“ Sie nahmen jeder noch einen
großen Schluck.
Der Whiskey tat schon langsam seine Wirkung. Marc ließ sich
rücklings auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Sie ist mein Leben,
dachte er. Aber wie soll das nur weitergehen, mit ihr und mir? Wie kann ich es
nur schaffen, ihr zu beweisen, dass sie mir vertrauen, sich auf mich einlassen
kann? „Unmöglich“, flüsterte er.
„Was denn?“
„Ach, nichts. Ich war nur in Gedanken.“
„Marc?“
„Ja.“
„Ich bin richtig froh, dass ich dir helfen konnte.“
„Ich auch. Deine Mutter wird ganz furchtbar stolz auf dich sein,
Junge!“
„Meinst du wirklich?“
„Ja, und wie!“
„Wir waren ein Super-Team, oder nicht?“
„Und ein sehr Erfolgreiches noch dazu! Christina wird ihr
Verfahren bekommen. Da bin ich mir sicher. Sie wird freigesprochen werden, und
niemand kann ihr mehr das Leben schwer machen. Ist das nicht unglaublich?“
„Sie wird wieder glücklich werden.“
„Dafür werde ich schon sorgen, mein Junge! Sie wird die
glücklichste Frau auf diesem Planeten sein!“
Manuel füllte erneut die Gläser. „Und darauf trinken wir
jetzt! Weg mit den trüben Gedanken! – Salut, Señor Stevens!“
Marc setzte sich wieder auf. „Du hast Recht. Trinken wir auf
einen sehr erfolgreichen Tag! – Salut, Señor Moreno!“
„Trinken wir auf Christina Klasen, die demnächst
glücklichste Frau der Welt! – Salut!“
„Trinken wir auf uns, das Christina-Klasen-Dreamteam! –
Salut!“
Sie stießen an und erfanden immer neue Dinge, auf die sie
anstoßen konnten.
„Trinken wir auf den lieben Robert Kaiser! – Salut!“
„Trinken wir auf die wahrscheinlich blutigste Fresse der
Welt! –
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