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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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vor
sich hin und schien ihren Mann anzubetteln, endlich von ihr zu lassen. Marc
konnte nicht verstehen, was sie sagte. Es genügte ihm zu hören, wie sie es tat.
Manuels Vater schien von seiner abartigen Kaltblütigkeit vollkommen besessen
gewesen zu sein. Die Erniedrigungen und Vergewaltigungen schienen ihm
allerhöchste Befriedigung zu bereiten.
    Nur Manuels Schluchzen durchbrach die Stille des Raumes. Er
stand mit geschlossenen Augen in einer Ecke und hielt sich weinend die Ohren
zu. Robert Kaiser saß gelassen in einem Ohrensessel und sah sich den Film mit
dem abgestumpftesten Gesichtsausdruck an, den Marc jemals gesehen hatte.
    Er konnte auch nicht weiter hinsehen. Er durfte das nicht
weiter ansehen! Er wollte nicht dabei zusehen, wie dieser perverse Mensch
Christina das letzte bisschen Würde nahm, dieser wunderbaren und stolzen Frau –
seiner Frau. Jede einzelne Sekunde dieser bedrückenden Szenen, jeder
Peitschenschlag traf ihn mitten ins Herz und machte ihn unsagbar traurig, aber
auch unermesslich zornig.
    „Aus! Ausmachen!“, brüllte er auf einmal, sprang auf und
schaltete den Fernseher ab.
    Manuel weinte wie ein kleines Kind. „Dios mío! Oh, mein
Gott!“ Kaiser schaute ihm vollkommen ausdruckslos zu.
    Marc holte die Videokassette aus dem Gerät und ging zu
Manuel, um ihn in die Arme zu nehmen. „Komm, mein Junge. Beruhige dich! Es ist
vorbei. Wir werden deiner Mutter damit helfen können. Alles wird gut, okay?“ Er
reichte Manuel ein Taschentuch und sah aus dem Augenwinkel heraus, wie Kaiser
die Szene zynisch grinsend beobachtete.
    Das war eindeutig zuviel für Marcs angespanntes
Nervenkostüm. Seine Selbstbeherrschung war dahin. Blitzschnell und blindwütig
stürmte er auf den verblüfften „Autokaiser“ zu. Der versuchte aus dem Raum zu
laufen, doch Marc hatte ihn schnell eingeholt, packte ihn von hinten am Kragen,
riss ihn zu sich herum und schrie so laut, dass sich seine Stimme dabei
überschlug. „Und daran kannst du dich aufgeilen, he?“ Ein derber Fausthieb
donnerte mitten in Kaisers Gesicht. – Bruch! – „Was bist du nur für ein mieses,
perverses und niederträchtiges Schwein!“ – Bruch! – Marc schlug blindlings auf
Kaiser ein. Zunächst nur mit einer Faust, dann auch mit der zweiten. Der
„Autokaiser“ war völlig chancenlos und wehrte sich nicht. Marc schrie und
schlug gleichzeitig. „Niemand geilt sich an meiner Frau auf, niemand!“ – Bruch!
– „Hast du das kapiert, du dreckiges Arschloch!“ – Bruch! Bruch! – „Und niemand
versucht sich an meiner Frau zu vergreifen, auch du mit deinen Dreckspfoten
nicht!“ – Bruch! – Wieder und wieder droschen seine Fäuste auf den wehrlosen
Mann ein. Marc schien nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. „Ich mach’ dich
fertig, du Mistkerl!“ – Bruch!
    Manuel sah das Blut von Roberts Kopf laufen. Marc hatte sich
nicht mehr unter Kontrolle. Er wusste nicht mehr, was er tat und hielt nicht
inne, den „Autokaiser“ mit seinen Faustschlägen zu traktieren. „Marc!“, brüllte
Manuel und versuchte den Freund seiner Mutter von weiteren Schlägen auf den
beinahe ohnmächtigen Mann abzuhalten. „Hör auf! Du schlägst ihn ja noch tot!“
Manuel umklammerte Marc so fest er konnte und riss ihn mit aller Kraft von Robert
los. Der sackte augenblicklich in sich zusammen. „Es reicht, Marc – der hat,
was er braucht!“
    Marc schien es, als wäre er in einer anderen Welt gewesen.
Er sah den blutenden „Autokaiser“ zusammengesunken auf dem Boden hocken,
schaute auf seine blutverschmierten Hände und begriff erst jetzt, was er getan
hatte.
    Mein Gott! So schnell geht das? Ich hätte ihn umgebracht,
wenn der Junge mich nicht zurückgehalten hätte!, dachte er.
    Er war immer noch außer Atem, hatte seinen Wutanfall aber
überwunden. „Okay, Manuel. Nimm’ die Videos, und wir verschwinden von hier, ehe
ich mich noch einmal vergesse! – Und du, Arschloch, wirst niemals mehr in meine
Nähe oder die meiner Frau kommen! Haben wir uns da verstanden?“ Kaiser nickte
stumm. Damit er mit ihm auf gleicher Augenhöhe war, hockte Marc sich zu ihm
hinunter. „Ach so, das hatte ich ganz vergessen zu sagen ...“ Er sprach ganz
ruhig und deutlich. „... Vielleicht, wenn ich mal einen ganz schlechten Tag
habe, oder meine Frau wegen diesem ganzen Schweinkram, den man ihr angetan hat,
wieder einmal nachts nicht schlafen kann – vielleicht werde ich dich dann,
obwohl du so nett warst und uns deine Filmchen überlassen hast,

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