Ein Macho auf Abwegen
auch
das kleinste Detail ihres schmalen Körpers. Das Dekolletee war auffallend tief
ausgeschnitten, und der Rückenausschnitt war, was Christina auch bevorzugte,
hochgeschlossen. „Wow! Schau dir mal den Schlitz an! Der geht ja fast bis zum
Bauchnabel! Das sieht ja VOLL heiß aus, Christina! Und so etwas ziehst du an,
nur weil dein Lover nach ein paar Tagen von einer Geschäftsreise zurückkommt?
Willst du mir etwa immer noch weismachen, dass ihr zu Hause nur ein bisschen zu
Abend esst? Jetzt sag’ mir sofort, wo ihr hingeht!“
Gabys spontane Reaktion auf die Wirkung dieses aufreizenden
Kleides erübrigte Christinas Frage um Rat ihrer Freundin. Sie entschied sich
sofort für dieses feuerrote Dress, denn es war heißer als heiß und für den
Anlass mehr als perfekt.
Spätestens als Christina sich auch noch neue Dessous
aussuchte, gab es für Gaby keine Zweifel mehr. Nun wusste sie, aus welchem
Grund Christina sich so außergewöhnlich anziehen wollte. „Hey! Du brezelst dich
so auf, weil du Marc heute Nacht verführen willst, was? Deswegen auch der
Champagner – Ich komm’ da sowieso nicht drüber weg! Du und Marc Stevens! Wer
hätte das gedacht?“ Christina stupste Gaby einmal kräftig in die Seite. „Nicht
so laut, Gaby! Das muss ja nicht gleich die ganze Stadt mitbekommen, oder?!“,
zischte sie barsch. „Ich will das nicht! Du erzählst niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen
davon! Ist das klar, Gaby?“
„Ja, ja. Ich verstehe zwar immer noch nicht, was der ganze
Quatsch soll, aber vielleicht klärst du mich mal auf!?“
Christina suchte hastig nach einer einigermaßen plausiblen
Begründung für ihre Geheimniskrämerei. Gaby würde sicherlich nicht mehr lange
ihren Mund halten, wenn sie die ganze Sache nicht irgendwie nachvollziehen
konnte. „Marc will es nicht“, erklärte sie.
„Marc will dich verstecken? Aber Christina, warum lässt du
dir so etwas bieten? Ich denke, der liebt dich!“
„Das tut er ja auch! Wir wissen nicht, wie die Musikszene
auf mich reagieren würde, schließlich bin ich ja nicht mehr ganz so taufrisch,
und es könnte sein komplettes Image über den Haufen werfen. Das muss man
langsam angehen, sagt Marc.“
„Du bist doch keine alte Schabracke! Ganz im Gegenteil, du
bist voll hübsch und siehst klasse aus! – Also weißt du, Christina. Er braucht
sich doch wegen dir nicht zu genieren. Ich fasse es nicht! Auf der einen Seite
liebt er dich – sagt er jedenfalls – und andererseits bist du ihm voll
peinlich. Da stimmt doch ’was nicht! – Christina, hoffentlich tut er dir nicht
weh! Du bist im Moment so glücklich mit ihm, und er spielt vielleicht nur mit
dir, genau wie mit seinen Verflossenen!“ Christina tat es jetzt schon leid,
dass sie Marc bei Gaby in ein so schlechtes Licht gerückt hatte, doch es war
die beste Lösung Gabys Neugier zu stillen. Ihre Freundin würde Marc niemals
darauf ansprechen, da war sie sicher. Sie hakte sich bei Gaby unter und sagte:
„Er spielt nicht mit mir, da kannst du ganz beruhigt sein. Ich will es selber
ja auch nicht. Dieser ganze Presserummel kann mir mal gestohlen bleiben. Schau
– wenn man mich jetzt als die Frau an Marcs Seite kennen würde, könnten wir
zwei heute hier nicht in Ruhe einkaufen gehen. Wahrscheinlich wäre ständig ein
Paparazzo auf unseren Fersen, würde uns fotografieren und aufpassen, dass ich
auch die richtigen Markenklamotten kaufe. – Ist doch so viel besser, oder
nicht?“
Bei ihren Vorbereitungen für die Nacht der Nächte übte Christina
laut, wie sie Marc sagen würde, was sie mit ihm vorhatte. Sie wunderte sich
über sich selbst, als sie, je näher der Abend heranrückte, immer ruhiger wurde.
Als das Essen soweit vorbereitet war, widmete sie sich nur noch ihrem Aussehen.
Marc mochte es sehr, wenn sie ihr langes Haar möglichst lockig und wild trug.
Die Locken ihrer dunklen Mähne reichten ihr fast bis zur Taille. Sie
begutachtete ihre Rückseite im Spiegel des Schlafzimmerschranks. Ja, ihr Haar
war lang und füllig genug, um ihre Narben zu verdecken. So würde ihr
abstoßender Rücken Marc nicht sofort ins Auge fallen. Danach waren Maniküre
und Pediküre dran. Alle Nägel lackierte sie sich, passend zum Kleid, ebenfalls
knallrot.
Im Bademantel dekorierte sie den Esstisch mit Kerzen und
verteilte Rosenblätter auf einer weißen Tischdecke. Die Dekoration wirkte sehr
romantisch, und Christina schloss ihre Vorbereitungen für das Rendezvous mit
ihrem Traummann zufrieden ab.
Eine halbe
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