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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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dessen
Kamera und versuchte sie Eickermann zu entreißen. Der Paparazzo verteidigte
seinen Fotoapparat jedoch mit aller Kraft. Marc ließ Christinas Reisetasche auf
den Gehweg fallen, schoss blitzartig auf Eickermann los und schlug jetzt mit
aller Kraft nach der Kamera. Der Fotoapparat fiel auf den Gehweg, doch Marc
schien das immer noch nicht zu genügen, denn er setzte noch einmal, außer sich
vor Zorn nach. Seine Faust landete mit enormer Wucht mitten in Eickermanns
Gesicht. Volltreffer! Der Paparazzo wankte ein wenig und ging angeschlagen zu
Boden. Er saß nun vollkommen perplex auf dem Bürgersteig und starrte total
bestürzt mit einer blutenden Nase zu Marc hinauf. Jetzt konnte Christina nichts
mehr sehen. Alle Welt scharrte sich um Eickermann und Marc, um diesen Moment in
Bild und Ton festzuhalten. Keiner sagte mehr etwas. Nur Marc konnte sie brüllen
hören: „Ich hab’ dich gewarnt! – Bleib’ mir in Zukunft außer Reichweite, du
jämmerlicher Parasit!“
     
    Marc startete den Wagen und fuhr, auf die gleiche Art und
Weise wie er gekommen war, davon. Er schien vollständig durcheinander zu sein
und atmete sehr schwer. Christina brach das Schweigen: „Marc, wie konntest du
nur!“, rief sie. Sie war total bestürzt über seine Reaktion. Sie hatte ihn
bisher nur als geduldigen und äußerst besonnenen Menschen kennen gelernt. So
schnell war er doch sonst nicht aus der Ruhe zu bringen! Niemals wäre sie auf
die Idee gekommen, er könnte jemals jemanden schlagen. Und das alles auch noch
vor der versammelten Presse. „Das wird morgen in  allen Zeitungen stehen! Wie
konntest du dich so gehen lassen?“ Marc schlug aufgebracht auf das Lenkrad.
„Warum ich das getan habe, willst du wissen? – Ich weiß es nicht, Christina!
Für dich vielleicht? Oder für uns?“
    „Du hast es nur noch schlimmer gemacht“, flüsterte
Christina. „Ach, der Kerl war schon lange überfällig“, schnauzte Marc mit einer
abfälligen Handbewegung. „Eickermann hat damals Babsie mit Geld geködert, damit
sie mit ihm zusammenarbeitete. Oder glaubst du etwa, die wäre von alleine
darauf gekommen, die Presse auf mein Grundstück zu bestellen, um ihren Auszug
medienwirksam auszuschlachten? – Da ist die doch viel zu blöd dafür! Eickermann
hat ihr sämtliche Tricks beigebracht und diese Schlammschlacht angefangen!“
    Christina hörte ihm still zu. Langsam schien er sich wieder
zu beruhigen. Sie schaute nach hinten durch die Heckscheibe. Dem Anschein nach
war ihnen niemand gefolgt. „Christina, dieser Typ spürt mir nun schon seit
Jahren nach. Nachdem die Babsie-Geschichte ausgereizt war, hatte er nicht nur
ein Mal seine schmutzigen Finger im Spiel, um mir ein paar junge Mädchen
unterzujubeln, die dann gerne mit ihm über ihre Erlebnisse mit Marc Stevens
plauderten.“
    „Ach, du armer Kerl! Pobrecito! Konntest dich gar nicht
dagegen wehren, mit den jungen Dingern deine Abenteuer zu erleben! Ja, da hast
du vollkommen Recht, du hilfsbedürftiges, wehrloses Schlachtopfer!“,
kommentierte Christina seinen Anfall von Selbstmitleid ironisch. Er schaute zu
ihr herüber. Er musste offensichtlich ein schlechter Schauspieler sein. Bei
Christina konnte er mit dieser Masche auf jeden Fall nicht landen. Er
schmunzelte innerlich, ließ es sich aber nach außen hin nicht anmerken. „Na,
wenn du meinst“, sagte er, und Christina bemerkte sofort seinen
liebenswürdigen, lebendigen Blick. Sämtliche Wut war aus ihm gewichen, und er
war wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. „Das ist alles Vergangenheit,
Christina. Das interessiert mich alles überhaupt nicht mehr. Das Vergangene
spielt für unser Leben und unsere Zukunft keine Rolle mehr.“
    „Das denkst du“, sagte Christina niedergedrückt. „Ab heute
wird das Vergangene die Hauptrolle in unserer Beziehung spielen, Marc. Nicht
deine, sondern meine Geschichte! Sie lässt uns nicht los – niemals. Sie hat uns
immer schon aufgelauert und uns im Nacken gesessen. Jetzt befindet sie sich
schon auf der Überholspur. Sie ist hier und jetzt genau auf unserer Höhe und
lacht uns schallend ins Gesicht. Sie wird mit Lichtgeschwindigkeit an uns
vorbeischießen. Sie wird sich abrupt vor uns setzen und uns erbarmungslos
ausbremsen, Marc. Und wenn wir nicht gut auf uns aufpassen, wird es einen ganz
dicken Knall geben, und wir werden es nicht überleben.“
    Marc legte eine Hand beruhigend auf ihr Bein. „Hey,
Prinzessin, du vergisst etwas ganz Elementares in deiner Theorie: Ich bin

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