Ein Macho auf Abwegen
Alkoholgenuss
zurück. Zum Schluss waren sie sich einig, dass ein betrunkener Mann es auch
nicht besser gemacht hätte.
Als auch die letzten Möbel geliefert wurden, gab Christina
eine Einweihungsparty für alle, die ihr schon nach der kurzen Zeit in Hamburg
ans Herz gewachsen waren. Dazu gehörten selbstverständlich ihre fleißigen
Kolleginnen mit ihrer Chefin. Elisabeth durfte in dem Kreis natürlich auch
nicht fehlen. Frau Fink versprach Christina, den anderen Partygästen nichts von
ihrer Arbeit im Frauenhaus zu erzählen und sagte wie erwartet auch zu.
Christina ließ sich von Gaby zudem noch überreden, Tina
Olsen von der Stevens-Production ebenfalls einzuladen. Christina hatte nur eine
Bedingung: „Na, gut, Kleine. Aber der Superstar bleibt da, wo er ist, klar?“
Christina hatte ihre neue Wohnung nämlich zur männerfreien Zone erklärt. Am
liebsten hätte sie noch ein eindeutiges Hinweisschild an der Wohnungstür
angebracht. Weißer Kreis mit fetter, roter Umrandung und einem noch dickeren,
signalroten Balken, diagonal über einem schwarzen Männchen mit Hut und dem
eindeutigen Hinweis: Wir müssen draußen bleiben!
Die Party war ein voller Erfolg. Christina hatte sich
mächtig ins Zeug gelegt, hatte dabei die exotischsten Cocktails kreiert und für
ihre Gäste typisch spanisches Essen vorbereitet. Alle waren gekommen, und es
wurde viel getrunken, gegessen und gelacht.
Tina Olsen war die einzige, die ständig nach Fruchtsaft oder
Mineralwasser verlangte. Selbst Gabys beste Überredungskünste konnten Tina
nicht veranlassen, wenigsten einmal an einer von Christinas Cocktailkreationen
zu nippen. Gaby reichte ihr eine Piña Colada. „Tina, probier’ doch mal den
hier! Der schmeckt kein bisschen nach Alkohol!“ Tina lehnte auch diese Mixtur
ab. Beim Essen langte sie allerdings mächtig zu. „Bist du etwa mit dem Auto
hier?“, empörte sich Gaby. „Nein, bin ich nicht. Mein Freund hat mich
gebracht“, erklärte Tina. „Na also, dann kannst du dir doch einen genehmigen!
Christina hat sich so viel einfallen lassen“, bohrte Gaby weiter. „Oder bist du
etwa schwanger?“, mischte Anita Gerber sich scherzend ein. Tina schaute stolz
in die Runde. „Ja, das bin ich!“
Während Christina gleich ein paar Flaschen Sekt entkorkte,
um die freudige Botschaft gebührend zu würdigen, versammelten sich alle anderen
um Tina, herzten, drückten und beglückwünschten die werdende Mutter und
bombardierten sie mit den üblichen Fragen.
„Wie fühlst du dich?“ – „Wie weit bist du denn schon?“ –
„Wirst du denn bald heiraten?“ – „Weiß Stevens es schon?“
Ob da mal nicht der prominente Komponist, Sänger und
Produzent, seines Zeichens größter Herzensbrecher des Landes, seine Finger mit
im Spiel hatte? Dem Windhund traute Christina alles zu.
Es wurde noch ein langer Abend, und die Damen verließen,
eine nach der anderen, mehr oder weniger selig schwebend vom Alkohol, das
frischeingeweihte Apartment.
- 7 -
So plätscherte die Zeit dahin. Es war jetzt schon Mitte
September, und die Tage im hohen Norden konnten bereits recht ungemütlich
werden. Die ewige Nässe und der ständige starke Wind machten es noch frostiger
als es sowieso schon war. Christina hatte echte Probleme, sich wieder an das
nasskalte Klima zu gewöhnen. Sie zog sich, zur allgemeinen Belustigung ihrer
Kolleginnen, ständig viel zu warm an. „Ich friere eben sehr schnell! Solche
sibirischen Temperaturen gibt es in Andalusien nur in extrem kalten Wintern“,
verteidigte sie ihr Tun, wenn sie sich im geheizten Büro nach und nach aus den
einzelnen Kleiderschichten pellte.
Pilar hatte bei der Suche nach den Videos nicht gerade
erfolgversprechende Fortschritte gemacht. Sie wusste jetzt allerdings, wo sich
dieser mysteriöse Klub befand. Er war auf einer Finca im Hinterland von
Marbella und tatsächlich in der Sado-Maso-Szene einschlägig bekannt. Offiziell
wurde er als sehr exklusiver Nachtklub geführt, nur für eingetragene
Klubmitglieder.
Die Gestörten wollten unter sich bleiben, das war doch klar.
Wenn Christina sich vorstellte, dass es Menschen gab, denen es
außerordentlichen Spaß machte, gedemütigt und gequält zu werden, drehte sich
ihr der Magen um. Und wenn sie weiter darüber ins Grübeln kam, wer wohl alles
noch von den Machenschaften in diesem Etablissement Kenntnis hatte oder gar zur
ausgewählten Klientel gehörte,
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