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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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herankäme. Selbst der Außenzaun, der das
gesamte Grundstück umgab, stand unter Strom.
    „Und noch etwas, Christina. Wenn der Typ auf frischer Tat
ertappt würde und anschließend der Polizei erzählte, wer ihn für den Einbruch
bezahlt hat, was meinst du, wie schnell die dich einkassieren und dich wieder
in den Knast stecken? –  Wäre es das denn wert? –  Hör zu, ich bleibe an der
Sache dran. Das verspreche ich dir! Aber wir müssen auf Nummer sicher gehen,
einverstanden?“ Christina wusste selbst auch keine bessere Lösung und musste
sich wohl oder übel von ihren unrechtmäßigen Plänen verabschieden.
     
    Heute Abend ging es im Frauenhaus zu wie im Taubenschlag.
Das musste zweifellos am Vollmond liegen, der bilderbuchartig sein weißes Licht
von dem sternklaren Nachthimmel ausstrahlte. Es war offensichtlich doch etwas
Wahres daran. Der Mond hatte wahrhaftig Einfluss auf das Gemüt vieler Menschen.
Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses konnten jedenfalls die Uhr nach dem
Vollmond stellen. Einmal im Monat standen turnusmäßig doppelt so viele
hilfsbedürftige Frauen und Kinder vor der Tür.
    Auch diese Nacht war keine Ausnahme von der Regel. Immer
wieder wurden an Körper und Seele lädierte Frauen mit ihren Kindern von
Polizeibeamten in das sichere Refugium gebracht.
    Noch nach Mitternacht bekamen Inge Fink und Christina einen
Neuzugang. Eine etwa fünfunddreißigjährige Mutter mit ihrer neunjährigen
Tochter. Was die zerbrechlich wirkende blonde Frau, mit dem totenblassen
Gesicht und den ausdruckslosen Augen zu berichten hatte, war allerdings derart
außergewöhnlich, dass es sogar der erfahrenen Heimleiterin das Blut in den
Adern erstarren ließ.
    Heikes Ehemann war vor ein paar Stunden völlig betrunken vor
dem Fernseher eingeschlafen, und die junge Mutter hatte sich endlich ein Herz
gefasst und ihre kleine Nicole heimlich aus dem Bett geholt, um mit ihr aus der
ehelichen Wohnung zu fliehen. Sie schafften es bis zur nächsten
Polizeidienststelle, wo Heike zunächst Anzeige gegen ihren Mann erstattete und
anschließend von den Beamten ins Frauenhaus gebracht wurde.
    Ihr Ehemann hatte sich bereits seit fünf Jahren an seiner
kleinen Tochter vergangen, sie an andere Männer verschachert und von den
Vergewaltigungen an seinem Kind Homevideos angefertigt, die er dann
gewinnbringend in der Pädophilenszene an den Mann brachte. Er drohte der
kleinen Nicole damit, ihre Mama umzubringen, wenn sie irgend jemandem auch nur
ein Sterbenswörtchen davon erzählen würde. So barbarisch wie der arbeitslose
Vater mit ihr umging, hatte ihm das Mädchen jedes Wort geglaubt und die ganze
Zeit über geschwiegen. Sie hatte es so lange für sich behalten, bis sie eines
Tages mit niemandem mehr ein Wort redete. Noch nicht einmal mit ihrer Mama.
Höchstwahrscheinlich hatte sie Angst, dass ihr einmal etwas Falsches
herausrutschen könnte und hatte sich dazu entschlossen, lieber stumm zu sein
als das Leben  ihrer Mutter zu gefährden. Heike wusste, was mit ihrer Tochter
passierte, wenn Nicole wieder einmal einem Onkel Heinz, Peter oder Paul
vorgestellt wurde. Diese Treffen fanden in ihrer Wohnung und immer nach dem
gleichen Muster statt. Heike musste für die „netten Onkel“ immer den
Kaffeetisch decken, denn die Besucher pflegten zunächst stets noch ein bisschen
mit der Kleinen im Wohnzimmer zu spielen, damit sie nicht so „fremdelte“, wie
ihr Vater das nannte. Nach dem Kaffee zogen die „Onkel“ sich dann mit dem
Mädchen und ihrem Vater ins Kinderzimmer zurück, um noch ein wenig
„weiterzuspielen“.
    „Jetzt sag’ der Mama schön „Tschüs“, Nicki!“, lachte ihr
Vater, bevor er Nicole an die Hand nahm. „Tschüs, Mama!“, winkte Nicole ihr zu.
Und Heike hatte zu antworten: „Viel Spaß beim Spielen, meine Kleine!“ Und ihr
Mann erwiderte dann: „Danke, danke! Werden wir haben!“, und schloss hämisch
grinsend die Kinderzimmertüre hinter sich ab. Was sich genau hinter dieser Türe
abspielte, konnte Heike nicht erklären. Weder ihr Mann noch Nicole hatten je
darüber gesprochen. Sie hatte auch keins dieser Videos jemals zu sehen
bekommen.
    Christina lief es eiskalt den Rücken herunter, und sie
konnte es gerade noch verhindern, Heike anzubrüllen: „Wie konntest du das nur
zulassen? Wie konntest du dabei zusehen, wie dein Kind systematisch
kaputtgemacht wurde?“ Sie konnte ihren Ausbruch gerade noch rechtzeitig
herunterschlucken. Was nützten hier Vorwürfe? Die Frau machte sich sicherlich
schon

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