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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Nacht hätte sie auch nicht besser ausgesehen. Obwohl sie kaltes
Wasser verabscheute, versuchte sie durch kalt-warme Wechselduschen munterer
auszusehen und trug ein wenig mehr Make-up auf als sonst üblich.
    Gaby schaute sie mit besorgtem Blick an, als sie zusammen
zur Bahn gingen. „Boh, du siehst ja voll Scheiße aus!“
    „Danke für die Blumen, Gabylein! Dein Charme ist heute mal
wieder unübertrefflich.“
    „Nacht der langen Messer gehabt, was? Hat es sich wenigstens
gelohnt, auf deinen wohlverdienten Schönheitsschlaf zu verzichten?“, fragte sie
neckisch und stupste Christina keck in die Seite. Gaby ging schlicht und
ergreifend davon aus, ihre Freundin hätte die ganze letzte Nacht heißblütigen
Sex mit einem Dreamlover gehabt.
    „Ja, es hat sich gelohnt“, antwortete Christina tonlos. 
    „Ja, und? Wie sieht er aus? Wer heißt er? Kenne ich ihn? – 
Nun sag’ schon, Christina!“, bettelte Gaby neugierig. Christina lächelte sie
müde von der Seite an.  „Hola Kleine, ich erzähl’ dir ja schon viel, aber
längst nicht alles.“ Für Christina war das Thema erledigt. Sie hatte nicht vor,
Gaby etwas von ihrer Nebentätigkeit im Frauenhaus zu erzählen. Sollte sie doch
glauben, was sie wollte!
    Als die beiden das Büro betraten, hatte Gaby sogleich den
natürlichen Drang, die anderen über Christinas nächtliches Abenteuer zu
informieren. „Hey, Leute, Christina ist heute nicht so gut drauf! Sie hat die
ganze Nacht kein Auge zugemacht! Der Kerl muss wirklich gut gewesen sein!“
Christina, die hinter Gaby her ging, versetzte ihrer Kollegin sofort einen
kräftigen Schubser in den Rücken. „Alte Quasselstrippe!“
    Die Frühstückspause war gerade zu Ende, als Christinas
Telefon läutete. Am anderen Ende der Leitung meldete sich die Sekretärin des
Personalchefs. „Frau Klasen, können Sie bitte gleich mal in sein Büro kommen?“
    „Warum? Worum geht es denn?“, fragte Christina vorsichtig
nach. „Das möchte Herr Korinth Ihnen gerne selbst sagen. Also, Frau Klasen, Sie
werden schon erwartet!“
    Wie gelähmt legte Christina den Hörer auf und starrte vor
sich hin.
     „Mensch, was ist denn mit dir heute los? Wer war denn
dran?“, fragte Gaby. Christina musste sich erst einmal sammeln. „Ich soll zum
Personalchef kommen, und zwar sofort.“ Sie konnte nur noch flüstern, und ihr
schossen augenblicklich Tränen in die Augen. Um Himmels willen! Sie war
draußen! Ihre Probezeit war noch nicht um. Aber was hatte sie denn bloß falsch
gemacht? Sie versuchte sich zu erinnern. Hatte Anita Gerber etwas zu meckern
gehabt? – Nein, sie hatte keine Probleme mit ihrer Chefin, erst recht nicht mit
ihren Kolleginnen.
    Sie konnte gar keinen klaren Gedanken mehr fassen, sie war
total aufgewühlt.
    „Ich gehe dann mal“, verabschiedete sie sich unter den
teilnahmsvollen Blicken der anderen.
    Warum hatte Anita ihr das denn nicht selber gesagt? SIE
hatte Christina eingestellt, also sollte Anita gefälligst den Mut haben und sie
auch persönlich vor die Tür setzen. Na, die wird gleich ’was zu hören bekommen!
    Die Sekretärin des Personalchefs schickte Christina gleich
in das Chefbüro. Herr Korinth schien sie schon ungeduldig zu erwarten und erhob
sich kaum sichtbar von seinem Sessel, als Christina mit Puddingknien den Raum
betrat. „Nehmen Sie bitte Platz, Frau Klasen!“ Er deutete mit der rechten Hand
in Richtung der Sitzecke. Christina setzte sich auf die schwarze Ledercouch.
    Für eine Kündigung innerhalb der Probezeit hätte auch der
einfache Bürostuhl an seinem Schreibtisch gereicht, dachte sie. In der ach so
emotionellen Musikbranche wurde man also auf die sanfte Tour rausgeschmissen.
Man sollte weich sitzen, damit man nicht ganz so hart auf dem Boden der
Tatsachen landete. Sie überlegte kurz, wie bequem es wohl einem langjährigen
Angestellten gemacht würde, um ihn vor die Tür zu setzen? Ob man so einem noch
ein flauschiges Kissen unter den Hintern schob?
    Der Personalchef sah sie bedeutungsvoll an. „Ich habe Sie zu
mir gebeten, weil wir seit heute morgen ein Problem haben“, begann er das
Gespräch.
    Christina tobte im Innern: Ja, Ja, ich kann’s mir echt schon
denken. –  Kein Geld! Wer hat dieses Dilemma denn nicht? ICH habe auch keine
Kohle mehr! Ich habe nämlich mein gesamtes Erspartes gerade in einem Anfall von
Zuversicht für meine Wohnung ausgegeben, du Ochse! Und ich muss demnächst
mindestens eine Nutte und wenn es ganz schlimm kommt, einen Profiganoven
bezahlen! So

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