Ein Macho auf Abwegen
Althoff war ein
äußerst attraktiver Mann. Er hatte dunkles, kurzgeschnittenes Haar, eine tolle
Figur, ein markant geschnittenes Gesicht und intelligente, warme, braune
Rehaugen.
Nach dem Tanz begleitete Stevens Anita zurück an ihren
Tisch. „Danke, Anita. Schönen Abend noch die Damen“, sagte er noch kurz und
schwirrte ab.
Anita versuchte sofort der Sache mit Stevens auf den Grund
zu gehen. So konnte das doch nicht weitergehen! Wer wusste schon, wie lange er
das noch mitmachen würde? „Sag’ mal Christina, was hat Stevens dir eigentlich
getan?“
„Was soll er schon getan haben? – Gar nichts, Anita“,
antwortete Christina der Wahrheit entsprechend. „Und warum benimmst du dich so
seltsam?“
„Ach, der soll nur nicht denken, er könnte bei Jeder landen.
– Außerdem will ich ja auch nicht ewig für ihn arbeiten“, erklärte Christina.
Anita bohrte weiter. „Hat er versucht mit dir anzubändeln? Ich meine,
zuzutrauen wäre es ihm ja schon“ Christina entrüstete sich auf die gleiche Art
und Weise wie Marc vorhin beim Tanzen. „Wie kommst du denn da drauf? Das sollte
der sich mal einfallen lassen!“ Anita winkte ab. „Ich kann es mir bildlich
vorstellen, wie das so wäre, wenn er sich getraute ... Schau, Christina! Er ist
dein Chef, und ich weiß, dass er ein mustergültiger Vorgesetzter ist. Geht es
denn nicht ein bisschen freundlicher?“ Christina reichte es jetzt. „Er ist mein
momentaner Chef, y basta! Lass uns bitte das Thema wechseln, Anita!“
Marc hatte sich inzwischen an die Bar begeben, und Gaby
bemerkte vor lauter Rechtsanwalt noch nicht einmal, wer genau neben ihr stand.
Süß, die Kleine, dachte Christina schmunzelnd. Um Stevens herum versammelte
sich sogleich eine Schar Menschen. Er hatte seinen Ärger über seine Assistentin
schon wieder vergessen, unterhielt sich angeregt und konnte auch schon wieder
lachen.
Gaby hatte sich von ihrem Begleiter für einen Moment lösen
können. Sie kam freudestrahlend an den Schreibbürotisch. „Boh, Leute! Ich
glaube, ich habe mich in Dirk verliebt. – Meinst du nicht, er ist ein bisschen
zu alt für mich, Christina? Ich meine, er sieht ja verdammt gut aus, aber er
ist schon fünfunddreißig!“
Dieses Mädchen hatte eine Logik! „Bei deinem Supermann
Stevens würde es dich bestimmt nicht stören, und der ist fast fünfzehn Jahre
älter als der Anwalt“, rügte sie ihren Schützling. „Ne, Gaby! Der ist schon
total richtig. Den solltest du dir warm halten.“
Das motivierte Gaby zum nächsten Schritt. „Soll ich ihn
fragen, ob er später noch mit zu mir kommen will?“ Christina schüttelte den
Kopf. „Nein, meine Liebe, so habe ich das auch wieder nicht gemeint. Untersteh’
dich, ihn heute Abend schon abzuschleppen. Das, muchacha, ist ein potentieller
Heiratskandidat. Also, alles mal schön piano! Denke daran, über was wir vor
einiger Zeit gesprochen haben! Mach’ es ihm nicht zu leicht!“
„Och, Christina! Auch nicht auf einen Kaffee?“, nörgelte
Gaby. Christina lachte laut auf. „Tu, was du nicht lassen kannst. Hau schon ab,
Mädchen! Du wirst nämlich schon vermisst.“
Dirk Althoff hatte die Szene von der Bar aus beobachtet.
Nicht nur er. Da lacht die doch schon wieder!, dachte Marc.
Gaby und Christina verließen erst am frühen Morgen das
Hansenhotel. „Wo hast du Althoff gelassen?“, wollte Christina im Taxi wissen.
„Wolltet ihr nicht noch einen Kaffee bei dir trinken?“
„Das habe ich mir anders überlegt“, antwortete Gaby
freudestrahlend. „Ist er doch nicht so klasse?“ Gaby jauchzte vollkommen
liebestrunken. „Christina, er ist einfach Um-wer-fend! Ich glaube, der hätte
meine Einladung auch nicht ausgeschlagen. Doch ich habe beschlossen, das jetzt
echt mal anders anzugehen. Was hältst du davon?“
Christina war mächtig stolz auf Gabys Durchhaltevermögen.
Sie nahm ihre junge Kollegin in den Arm. „Das machst du schon ganz richtig. Den
musst du erobern lassen. Ist wirklich ein toller Typ, dein Dr. Althoff!“ Gaby
ließ sich entspannt auf der Rücksitzbank zurückfallen. „Mein Dr. Althoff! – Er
hat gesagt, er würde mich heute noch anrufen. Ich bin ja mal gespannt!“
„Der ruft an. Da bin ich mir ganz sicher. – Und Stevens?
Interessiert er dich denn gar nicht mehr? Weißt du eigentlich, dass er ständig
neben dir an der Bar gestanden hat?“ Gaby winkte ab. „Ja, ja, habe ich
mitgekriegt. – Ach, Christina! Dirk ist ja sooooo süß!“
Christina klopfte ihr anerkennend auf das
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