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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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geradeaus und achtete
nicht mehr darauf, was links und rechts von ihr geschah.
    „Ich hatte eigentlich gedacht, Sie würden wenigstens für den
offiziellen Teil an meinem Tisch sitzen, Frau Klasen“, versuchte Marc das
Gespräch fortzusetzen. Seine Assistentin antwortete halbwegs höflich: „Da
hatten wir aber gar nicht drüber gesprochen, Herr Stevens. Ich wusste ja noch
nicht einmal, dass Sie heute Abend hier sind. – Außerdem wollte ich den Abend
so oder so mit meinen Kolleginnen verbringen!“
    „EX-Kolleginnen“, verbesserte Stevens sie, seltsamerweise
immer noch gut aufgelegt.
    Ja merkt der eigentlich nicht, dass ich mich nicht mit ihm
unterhalten will?, dachte sie und beabsichtigte das Gespräch jetzt nachdrücklich
beenden. „Kolleginnen in spe“, zischte sie ihn an.  Aha! Der hat mich endlich
verstanden, freute sich Christina insgeheim, denn er erhob sich postwendend von
seinem Platz. Er knöpfte artig sein Jackett zu und baute sich gentlemanlike vor
ihr auf. „Würden Sie denn wenigsten einmal mit mir tanzen, Frau Klasen?“
    Es war mucksmäuschenstill am Tisch. Christina starrte
weiterhin Löcher in die Luft. Sie konnte es nicht fassen, und sie ärgerte sich
maßlos über seine, ihrer Meinung nach, unverschämte Frage. Der hat überhaupt
gar nichts kapiert!, dachte Christina. Man konnte ihr ansehen, wie angestrengt
sie grübelte: Ich weiß, dass es sich nicht gehört, aber ich kann es nicht tun!
Ja, ja, ich habe vorhin beim Essen Scheiße gebaut! Ich hätte ihn nicht so ansehen
dürfen. Es war aber keine Absicht. Stevens, du Blödmann! Hättest du dir doch an
einer Hand ausrechnen können, dass du einen Korb von mir kriegst, und alle
gucken dir dabei zu! Jetzt bist du selber schuld! Das hast du nun davon! 
    Stevens wartete geduldig auf eine Antwort. Der eigentlich
kurze Moment schien eine Ewigkeit zu dauern. Er kam sich schon wie der letzte
Trottel vor, als sie endlich etwas von sich gab. „Es tut mir leid, Herr
Stevens, aber ich tanze mit niemandem!“
    Anita sprang sofort von ihrem Platz auf, um Marc aus dieser
peinlichen Situation zu befreien. „Wenn du mit mir Vorlieb nehmen könntest, ich
würde wirklich sehr gerne mit dir tanzen, Marc!“
    „Mit dem größten Vergnügen.“ Stevens hielt Anita galant
seinen Arm hin, und die beiden gingen auf die Tanzfläche.
    „Jetzt hast du es ja einmal selbst mitbekommen, wie nett
meine neue Assistentin so ist. Ich habe sie heute den ganzen Abend beobachtet.
Erst hat sie ewig zu mir rübergeschaut, dann blitzte sie mich eisig an. Sie hat
den ganzen Abend wie ein Wasserfall geplappert und sich den Bauch vor Lachen
gehalten. Hast du das gerade gesehen? Ich meine, hast du ihr Gesicht gesehen,
als ich an euren Tisch kam? Wie versteinert wirkte sie! Ich kriege das nicht in
meinen Kopf, Anita. Ich kapiere das einfach nicht!“, beschwerte er sich wütend.
Anita musste ihm Recht geben. „Ja, ich habe es selber gesehen. Ich verstehe das
auch nicht. Es ist so als gäbe es zwei verschiedene Christinas. So habe ich sie
auch noch nicht erlebt.“
    „So erlebe ich sie aber jeden Tag. Ich habe sie noch nie
freundlich und ausgelassen gesehen, aus der Ferne natürlich schon.“
    Anita und Marc kannten sich bereits seit Jahren, und Anita
hatte einen Verdacht, warum Christina sich so benahm. „Jetzt sei mal ehrlich,
Marc! Du hast sie angemacht, und deshalb reagiert sie so negativ auf dich.“ Er
empörte sich sofort energisch und lautstark. „Nein, Anita! Nie! Ehrlich! Das
würde ich mich doch gar nicht wagen. Den Eisklotz schon mal gar nicht. Den kann
man gar nicht anmachen!“
    Na, wer es glaubt ... Anita war sich auch nicht so ganz
sicher, aber es konnte nur diese eine Erklärung für Christinas Verhalten geben:
Sie unterschied strikt zwischen Privat und Geschäft. Marc war das einfach nicht
gewöhnt. Er wurde sonst von den Frauen verwöhnt und bewundert. Jetzt war er das
erste Mal an seine Grenzen gestoßen und in seiner Eitelkeit gekränkt.
Wahrscheinlich zum ersten Mal flog ein weibliches Wesen nicht sofort auf ihn.
Das kratzte gewaltig an seinem Ego, und das konnte er nur nicht so leicht
verkraften.
    Christina beobachtete das tanzende Pärchen und bemerkte
wieder dieses Prickeln im Bauch. War sie jetzt etwa auch noch eifersüchtig?
Schnell schaute sie in eine andere Richtung und entdeckte Gaby mit Dr. Althoff,
an der Bar stehend. Die Kleine hatte offensichtlich großen Spaß. Sie unterhielt
sich angeregt und blitzte ihr Gegenüber heißblütig an. Dirk

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