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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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bestellte Kaffee für
alle, und Christina lief hinauf in die Küche.
    Frau Meckenstock war weit und breit nicht zu sehen. „Frau
Meckenstock! Ich bin es, Christina Klasen. Ich mache Kaffee für alle, möchten
Sie auch einen mittrinken?“, rief sie durch das Haus.
    „Ja-ha, ger-ne!“, hörte sie Mia aus der Ferne antworten.
„Ich kom-me!“
    So ist es Recht!, dachte Christina.
    Als Mia zu ihr in die Küche kam, begann Christina ein
belangloses Gespräch. „Sie sind ganz eindeutig nicht aus dem hohen Norden, Frau
Meckenstock.“ Mia stütze ihr Hände in die nicht vorhandene Taille. „Ne, ich bin
von Bochum, in Ruhrgebiet. Dat können Se hören, wat?“
    „Ja, ganz eindeutig. Ich bin ganz in der Nähe, in Düsseldorf
geboren und aufgewachsen.“
    „Da, wo de ganze Haute-Volaute wohnt, wa?“ Christina nickte.
„So ähnlich. Und Ihren Dialekt haben Sie in die ganzen Jahre beibehalten? Das
finde ich ziemlich ungewöhnlich.“
    „Ich sach Se. Der Ruhrpott is eben meine Heimat, den hab ich
hier in mein Herz. Ich bin wegen mein Herbert von Bochum weg. Aber NUR wegen
den Herbert. Nich, weil dat Wetter im Norden so doll is, ne.“
    „Na, das muss ja wahre Liebe sein!“ Mia bekam einen ganz
weichen und verträumten Blick.
    „Den Herbert, den tu ich lieben, dat könn Se mir glauben,
Frolln Klasen!“
    Sie musste immer noch genauso verliebt in ihren Herbert sein
wie an ihrem ersten Tag mit ihm. Diese Frau konnte sich zu den ganz wenigen
zählen, die ihr große und wahre Liebe gefunden hatten, beneidete Christina die
alte Dame. „Was hat Ihnen eigentlich Herr Stevens über mich erzählt?“, wollte
sie sogleich wissen.
    Mia dachte einen kurzen Moment nach. Für gewöhnlich sprach
sie mit niemandem über das, was Marc ihr anvertraute. Aber womöglich könnte sie
ja seinem Glück ein wenig nachhelfen. Geschwärmt hatte er hinreichend von
seiner neuen Assistentin und hatte sich vorhin ja auch ganz schön was von ihr
angehört. Ihm war das gewiss noch gar nicht aufgefallen, doch sie hatte vom
ersten Tag an registriert, wie stark Marc für Christina Klasen empfand. „Nun
ja, Frolln Klasen“, begann sie. „Einfach allet.“
    „Wat allet?“, hakte Christina erwartungsvoll nach. „Nun, dat
Se ne schöne Frau sind. Ne richtige Frau eben. Nich so wie de jungen Dinger,
wissen Se. Dat Se de schönsten und interessantesten Augen ham, die der jemals
gesehen hat. Dat er durch Ihnen Ihre Augen  ...“
    Christina beendete für Mia diesen Satz. „... In mein Herz
schauen kann?“ Frau Meckenstock fuhr fort. „Ja. Und dat Se nen sehr traurigen
Mensch sind, abba auch wie gerne Se lachen tun, nur nich mit den Marc. Wie Se
den eiskalt ham abblitzen lassen, nur weil er auf de Betriebsfeier mit Se
tanzen wollte. Und wie locker Se auf de Barcelonareise waren. Wie doll Se Ihnen
Ihre Arbeit machen, wie gerne er Se in seine Nähe hat.“ Mia überlegte kurz. Das
sollte genügen. Vielleicht hatte sie auch schon zuviel geplappert. „Dat wa dat
in Großen und Ganzen, wat ich übber Se weiß“, schloss sie ihren Bericht ab.
„Und wie tut Ihnen der Marc gefallen?“, wollte sie nun ihrerseits von Christina
wissen. „Er ist ein angenehmer Chef“, antwortete Christina. „Bloß angenehm?“,
fragte Mia erstaunt. „Ja, und gutaussehend, intelligent. Er kann sogar ganz
charmant sein!“ Christina nahm das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und ging
wieder zurück in das Studio. Webber war bereits gegangen, und Stevens mischte
mit den Tontechnikern die endgültige Version für die CD ab.
     
     
     
     
     
     
     

- 12 -
     
    Christina war froh, dass die Studioarbeit endlich vorbei
war. Natürlich hatte ihr die Abwechslung dort auch Spaß gemacht,
nichtsdestoweniger hatte sie in der ganzen letzten Woche nicht ein einziges Mal
ins Frauenhaus gehen können. Sie vermisste die Bewohnerinnen und besonders Inge
Fink. Aber hauptsächlich fehlte ihr die kleine Nicole. Das Kind war ihr in der
kurzen Zeit ungeheuer ans Herz gewachsen.
    Endlich war Wochenende, und sie freute sich schon darauf,
den ganzen Samstag und Sonntag mit Nicole verbringen zu können. Obwohl die
Kleine immer noch kein Wort sprach, zeigte sie Christina ganz offen und
unbefangen ihre Zuneigung. Sie saß beim Vorlesen auf ihrem Schoß, strahlte über
das ganze Gesicht und umarmte sie vertraut, als Christina am Samstagmorgen in
ihr Zimmer kam. Christina schloss das Mädchen ganz fest in ihre Arme. Das war
ein so schöner Augenblick, und Christina war stolz auf sich. Nicole war

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