Ein Macho auf Abwegen
auf
ihrem Weg zurück in die Normalität einen großen Schritt weitergekommen. Und
ausgerechnet Christina war der Mensch im Leben des Mädchens geworden, dem sie
vertrauen konnte, dem sie ihre Gefühle zu zeigen bereit war.
„Na, meine Kleine, wie geht es dir denn? Ich habe dich ja so
vermisst! Mein Chef brauchte mich bei der Arbeit in seinem Tonstudio, deshalb
konnte ich nicht kommen. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, für wen ich
arbeite?“ Nicole schüttelte den Kopf. „Soll ich dir erzählen, was ich die ganze
letzte Woche gemacht habe? Das war nämlich ungeheuer interessant, weißt du!“
Nicole nickte heftig.
Also begann Christina ihr von ihrem Chef und seiner Arbeit
zu erzählen. „Niki, hast du schon mal etwas von Marc Stevens gehört?“ Nicole
wirbelte sofort mit dem Kopf herum und riss die Augen auf. „Okay, wie ich sehe
kennst du ihn“, deutete Christina ihre Reaktion. „Ich bin nämlich seine
Assistentin, und er hatte so viele Songs fertig komponiert. Nun war es aber
höchste Zeit, dass die Lieder alle auf CD aufgenommen werden. Marc wohnt in
einem wunderschönen Haus auf dem Land. Dort gibt es nur Wald, Wiesen und
Bauernhöfe mit Pferden, Kühen, Hühnern und Schweinen. Und in seinem Haus ist
auch sein Aufnahmestudio, wo ich die ganze Woche gewesen bin.“ Das Mädchen
starrte sie die ganze Zeit über mit großen Kulleraugen an. „Ich durfte sogar
mitentscheiden, welches Lied Frankie Webber singen durfte! Ist das nicht toll?“
Nicole schmunzelte, als wäre sie ganz besonders stolz auf Christina. “Marc
hatte seine liebe Mühe mit Frankie, kann ich dir sagen. Weißt du, es ist gar
nicht so einfach, einen Text genauso zu singen, wie der Komponist sich das
vorstellt. Frankie Webber hat einen Song nicht so richtig hinbekommen. Marc
Stevens konnte das viel, viel besser, und jetzt singt das Lied nicht Frankie,
sondern Stevens selber.“ Nicole hörte ihr immer noch gespannt zu. „Eigentlich
darf ich das ja niemandem sagen. Topsecret, verstehst du? Du musst mir
versprechen, deinen Mund zu halten, dann sage ich dir, wie der neue
Marc-Stevens-Song heißt.“ Nikki wollte scheinbar gerne ein Dienstgeheimnis mit
Christina haben und bejahte kopfnickend. Sie schien wild entschlossen zu sein,
eine Geheimnisträgerin zu werden. Christina setzte einen ganz feierlichen Ton
auf und sagte verschwörerisch: „Nun gut. Ich weiß, dass ich mich auf dich
verlassen kann, Niki! Du hast mir gerade hoch und heilig versprochen, es nicht
weiterzusagen!“ Christina tat ganz dramatisch, und Nicole schien vor Neugier
fast schon zu platzen, so erwartungsvoll schaute sie ihre große Freundin an.
„Und du weißt ja: Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!“ Nicole
nickte heftig. „Wenn ich dir etwas verspreche, halte ich es auch immer ein,
aber das weißt du ja!“ Nicole rutschte ungeduldig auf Christinas Knien herum.
„Der neue Marc-Stevens-Song heißt: Durch deine Augen schaue ich in dein Herz,
und ich habe ihn schon auf Tonband zu Hause!“ Die Kleine schaute Christina
gleichbleibend neugierig an, und Christina scherzte. „Ja, wie jetzt? So wie du
mich jetzt anschaust, muss ich davon ausgehen, dass du als einziger Mensch,
außer meinem Chef und mir natürlich, diesen Song vor der Premiere hören
willst?“ Nicole grinste keck. „... und womöglich auch noch ein Autogramm von
Marc Stevens bekommen?“ Nikis Augen leuchteten erwartungsvoll. „Das darf doch
wohl nicht wahr sein! Das alles reicht dir immer noch nicht?! Du willst Marc
Stevens auch noch persönlich kennen lernen? – Das sind ja gleich drei Wünsche
auf einmal!“, lachte Christina und spielte dabei große Empörung vor. „Nun gut!
Wie du es willst!“, sagte Christina betont theatralisch. „Morgen früh bringe
ich dir die Kassette mit, und am Montag besorge ich dir ein Autogramm. Dann
sage ich meinem Chef, er soll einen kleinen Satz nur für dich mit
draufschreiben, und abends bringe ich es dir dann mit, abgemacht?“ Zur
Besiegelung ihres Geheimabkommens, reichten sie sich feierlich die Hände. „Mit
einem Treffen ist das nicht ganz so einfach, weißt du? Stevens hat immer viele
Termine, und gestern habe ich ihm ganz schön ’was erzählt. Ich weiß nicht, ob
er gerade in der Stimmung ist, mir einen Gefallen zu tun. Aber normalerweise
ist er ein sehr lieber Mann und wird mir meine Bitte bestimmt nicht ausschlagen.
Ich tu, was ich kann, Süße!“
Stevens war merkwürdig still gewesen, als er sie gestern
nach Hause gefahren
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