Ein Maerchenprinz aus dem Orient
rasch den Kopf weg, und sie war nicht sicher, ob sie sich das verärgerte Aufblitzen in seinen Augen nur eingebildet hatte.
âJa, es war ein angenehmer Tagâ, meinte er schlieÃlich, und er ist noch nicht zu Ende.â
âUnd ich habe immer noch kein Kleidâ, stellte sie sarkastisch fest.
âDu wirst eines bei unserer Rückkehr ins Hotel vorfinden.â
Sie lieà den Blick in die Ferne schweifen. âDas muss schön sein.â
âWas?â
âWenn eine Handbewegung genügt, und sämtliche Wünsche werden erfüllt. Du lebst wie im Märchen, Rashid.â
Er sah sie lange an. âDa irrst du dich. Du siehst nur das Oberflächliche. Ich lebe vielleicht in einer weitaus luxuriöseren Umgebung als der GroÃteil der Bevölkerung, erfahre aber Kummer und Enttäuschungen wie alle anderen Menschen auch.â
âZum Beispiel?â
Er zögerte, trank einen Schluck und stellte das Glas wieder ab.
âMit Anfang zwanzig dachte ich, ich wäre verliebt. Marguerite war schön, geistreich und wir hatten viele Gemeinsamkeiten und groÃen Spaà miteinander. Ich habe dir ja schon einmal erzählt, dass mein Vater sie mit Geld dazu gebracht hat, mich zu verlassen. Damals habe ich gelernt, dass Liebe nur eine Illusion ist. Man kann sich nicht darauf verlassen.â
âFalsch. Du hast sie geliebt, sie dich aber nicht. Daraus kann man nicht ableiten, dass es keine echten Gefühle gibt. Es hat sicher wehgetan, als sie gegangen ist. Ich glaube aber nicht, dass man nur einmal lieben kann. Wir haben die Freiheit, uns in die richtige oder in die falsche Person zu vergucken.â
âUnd woran erkannt man, dass es die richtige ist?â
Sie zuckte die Schultern. âMan weià es einfach.â Sie jedenfalls wusste, dass Rashid für sie der Mann war. Wenn er doch nur ebenso für sie empfinden würde.
âBist du nie verliebt gewesen?â, fragte er.
âNur einmal. Für mich war es der Richtigeâ, antwortete sie langsam.
âWar?â
âEr erwidert meine Gefühle nichtâ, gestand sie, den Blick auf ihr Glas gerichtet. âTrotzdem möchte ich keinen Moment unseres Zusammenseins missen. Ich werde immer an die glücklichen Augenblicke mit ihm denken. Vielleicht treffe ich irgendwann wieder einen Mann, mit dem ich so etwas noch einmal erleben kann.â
Nach langem Schweigen meinte er: âIch wünsche es dir.â
Sie nickte und blinzelte die Tränen weg. Sie hatte die Wahrheit gesagt. Sie liebte Rashid und ersehnte sich nichts mehr, als bis ans Ende ihrer Tage mit ihm vereint zu sei. Da es aber nicht sein konnte, hoffte sie einfach, irgendwann einen anderen Partner zu finden, mit dem es ihr gelang. Auch wenn sie sich nicht vorzustellen vermochte, dass es jemals wieder so sein würde wie mit Rashid.
Wie versprochen, fand Bethanne bei ihrer Rückkehr ins Hotel ein traumhaftes weiÃes, mit feinen Goldfäden durchwirktes Kleid vor, auÃerdem eine goldene Halskette und goldfarbene Ballerinas. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin darin. Entschlossen hob sie das Kinn. Sie würde das Beste aus diesem Abend machen.
Der Rahmen der Veranstaltung überraschte Bethanne. Sie hatte erwartet, höchstens ein oder zwei andere Paare zu treffen, es waren jedoch mindestens dreiÃig erschienen. Bedienstete servierten lautlos die verschienen Gänge und sorgten dafür, dass alles reibungslos ablief.
Da Bethanne kein Arabisch sprach, hatte Rashid sie aufgefordert, sich neben ihn zu setzen. Sie beobachtete jedoch, dass die anderen Paare sich verteilten, um mit anderen Gästen zu reden.
âDu musst nicht alles für mich übersetzenâ, sagte sie, weil Rashid sie in jedes Gespräch mit einzubeziehen versuchte.
âDu sollst doch nicht zur AuÃenseiterin werden.â
Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu. âRashid, ich gehöre doch sowieso nicht dazu. Es genügt mir völlig, mir das köstliche Essen auf der Zunge zergehen zu lassen und die anderen Frauen in ihren fantastischen Roben zu bewundern. Ich erwarte nicht, mich mit jemandem anzufreunden. Amüsier du dich einfach. Mir fehlt es an nichts.â
Scheich al Benqura hatte sie sich völlig anders vorgestellt. Er machte auf sie nicht den Eindruck eines Ãlmagnaten, sondern wirkte wie ein bekümmerter älterer Herr, der von seinem einzigen Kind tief enttäuscht worden war. Auch seine Frau sah
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