Ein Maerchenprinz aus dem Orient
traurig aus, besonders wenn ihr Blick auf Rashid fiel. Bethanne wusste, dass beide die Ehe ihrer Tochter mit Rashid befürwortet hatten. Gleichwohl bemühten sie sich, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Rashid hatte Bethanne auch hier, nicht ganz wahrheitsgemäÃ, als gute Freundin vorgestellt.
Bald nach dem Essen verabschiedeten sie sich mit der Begründung, dass sie früh am nächsten Morgen starten wollten.
âDas ist besser verlaufen, als ich erwartet habeâ, stellte Rashid fest, als sie in die Limousine stiegen und zurück zum Hotel fuhren.
âWirklich?â
âJa. Du hast deine Rolle perfekt gespielt. Al Benquras Frau hat mir alles Gute für unsere gemeinsame Zukunft gewünscht.â
âSie schämt sich wahrscheinlich für die Flucht ihrer Tochter und ist bestimmt erleichtert darüber, dass du so schnell eine neue Frau gefunden hast. Egal, wie unpassend sie ist.â
âDu bist nicht unpassendâ, erwiderte er.
Bethanne schwieg. SchlieÃlich wusste sie, dass er sie immer noch für die Tochter eines Diebs hielt. AuÃerdem war sie müde und wollte nur noch ins Bett.
âDu hast ein gutes Herz, Rashid. Du hast dafür gesorgt, dass die Benquras das Gesicht wahren konnten. Euren künftigen Geschäftsbeziehungen wird das sehr zuträglich sein.â
Am nächsten Morgen starteten Bethanne und Rashid früh. Das Leben in Marrakesch erwachte gerade erst. Wieder legten sie einen Tankstopp in Kairo ein. Dann kam der letzte Teil ihrer Reise. Bald wurde es dunkel, und vereinzelte Lichter blinkten unter ihnen auf. Die Sterne am Himmel leuchteten so viel strahlender in dieser Höhe. Bethanne flog für ihr Leben gern nachts, es lieà sich mit nichts vergleichen.
Sie überprüfte die Position der Maschine und dachte über ihren nächsten Schritt nach. Wenn Rashid ihr nicht helfen wollte, musste sie die Sache eben selbst in die Hand nehmen.
Rashid hatte den Kopf auf die Sofakissen gelegt. Er war müde. Die Verhandlungen mit seinem neuen Partner waren anstrengend gewesen. Das Geschäft bedeutete beiden Seiten zu viel, um es wegen der Flucht einer störrischen Frau platzen zu lassen. Alles war gut gegangen.
Der Jet neigte sich jetzt leicht zur Seite. Rashid öffnete die Augen und warf einen Blick auf die Uhr. Für die Landung in Alkaahdar war es noch zu früh. Gleichwohl hatte er das untrügliche Gefühl, dass die Maschine sich im Sinkflug befand. Gab es ein Problem?
Er ging ins Cockpit, wo er Bethanne mit der Bodenkontrolle sprechen hörte und die ihn dann aufforderte: âSchnall dich an.â
âStimmt etwas nicht?â
Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich weiter auf die Instrumente. âDu musst dich hinsetzen und den Sicherheitsgurt anlegenâ, sagte sie.
âWas ist los?â
âWir landen.â
Er glitt auf den Copilotensitz und blickte hinaus. AuÃer einigen Lichtern sah er nur Dunkelheit. Dann tauchte plötzlich vor ihnen eine beleuchtete Piste auf.
âWo sind wir?â
âSchnall dich endlich an, Rashid. Wir setzen in wenigen Minuten auf. Du wirst sonst herumgeschleudert, falls es holprig wird.â
Er legte den Gurt an und packte Bethanne am Arm.
âWo sind wir?â
âIm Luftraum von Quishari und gleich in Quraim Wadi Samil.â
âNein.â
âOh dochâ, sagte sie leise.
Er hörte den bestimmten Unterton in ihrer Stimme und wusste, dass sie diesmal am längeren Hebel saÃ.
âIch werde bei deiner Firma anrufen und dafür sorgen, dass du gefeuert wirst.â
âTu, was du nicht lassen kannst.â Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. âIch bin aus zwei Gründen nach Quishari gekommen: um das Flugzeug zu überführen und meinen Vater zu finden. Ich gebe nicht so kurz vor dem Ziel auf. Und jetzt möchte ich mich auf die Landung konzentrieren, sei also bitte still.â
Noch nie hatte jemand Rashid befohlen, den Mund zu halten. War ihr nicht bewusst, mit wem sie es zu tun hatte?
Doch das war es. Und es schien sie kein bisschen einzuschüchtern. Einmal hatte sie sogar behauptet, ihn zu lieben. Vermutlich nur, um ihr Vorhaben zu realisieren. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück und beobachtete, wie sie eine super Landung hinlegte.
âSo, da wären wirâ, stellte sie schlieÃlich fest.
âWillst du etwa im Dunkeln auf den Friedhof?â
Sie schüttelte den Kopf.
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