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Ein Maerchenprinz aus dem Orient

Ein Maerchenprinz aus dem Orient

Titel: Ein Maerchenprinz aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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können.“
    In diesem Moment brachte der Kellner das Frühstück, das sie schweigend einnahmen. Rashid wünschte sich so sehr, Bethanne würde etwas sagen. Vor allem aber hoffte er, dass sie seiner Familie vergeben könnte.
    Als Bethanne und Rashid den Friedhof erreichten, bat er den Fahrer, auf sie zu warten.
    Das Gelände wies nur dürftigen Pflanzenbewuchs auf, nicht einmal ein Grashalm war zu sehen. Der Hauptweg teilte es in zwei Hälften.
    Während Bethanne zwischen den in langen Reihen aufgestellten, staubigen Grabsteinen umherging, versuchte sie, die Inschriften zu lesen. Ihr war das Herz schwer, und nur mit Mühe kämpfte sie gegen die Tränen an. Sie hatte seit Langem geahnt, dass ihr Vater tot war. Nie hätte er so lange nichts von sich hören lassen. Dennoch hatte sie sich an die winzige Hoffnung, er könnte doch noch leben, geklammert. Nun musste Bethanne sie aufgeben.
    Als wüsste er genau, wo er suchen musste, führte Rashid sie quer durch den Friedhof und machte vor einem neueren Grabstein mit Hanks Namen Halt. Darunter waren Worte in arabischer Schrift eingraviert.
    â€žWas steht da?“, wollte sie wissen.
    â€žHier ruht ein wahrer Freund, treu bis zum Ende.“
    â€žDas hätte man sicher nicht geschrieben, wenn er ein Dieb gewesen wäre“, flüsterte sie.
    â€žHallo, Dad, ich habe dich gefunden“, sagte sie leise, kniete nieder und berührte den warmen, von der Sonne beschienenen Stein. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Und plötzlich fühlte sie sich seltsam getröstet, weil sie ihn gefunden hatte.
    Sie blickte zu Rashid auf. „Woher wusstest du, wo das Grab liegt?“
    â€žKhalid hat mir den Weg beschrieben. Auch den zur Ruhestätte unserer Halbschwester. Ich möchte sie ebenfalls besuchen. Ich weiß erst seit gestern, dass ich überhaupt eine hatte.“
    Bethanne erhob sich. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie nie mehr hierherkommen. „Goodbye, Dad.“ Sie legte noch einmal kurz die Hand auf den Grabstein. Dann folgte sie Rashid.
    â€žKhalid hat sich um alles gekümmert“, erklärte er, als er die Ruhestätte seiner Halbschwester gefunden hatte. Der Platz daneben ist für ihre Mutter reserviert. Mein Vater muss sie sehr geliebt haben. Sie haben sich kennengelernt, als er die hiesigen Ölfelder in Betrieb nahm. Er war damals schon verheiratet. Khalid meint, die Verbindung unserer Eltern sei aus geschäftlichen Gründen arrangiert worden. Mein Vater wollte sich von meiner Mutter trennen, doch sie drohte mit einem Skandal und wollte ihr Vermögen aus dem Unternehmen abziehen, was einen herben Rückschlag bedeutet hätte. Also hielt mein Vater die Ehe aufrecht. Doch er kam, sooft er konnte hierher, um bei der Frau, die er liebte, und seiner Tochter zu sein. Das alles hat er Khalid kurz vor seinem Tod erzählt. Unsere Mutter hat es nie erfahren.“
    â€žEs tut mir so leid, Rashid.“
    â€žDu hast einmal gesagt, die Wahrheit kommt immer ans Licht. Ich hoffe, diese erfährt niemand außer uns.“
    â€žDas kann ich gut verstehen. Ich bin froh, dass du es mir anvertraut hast, und werde es für mich behalten. Ich werde nichts tun, was deine Mutter verletzen könnte.“
    â€žSie hätte sich dir gegenüber besser benehmen sollen.“
    â€žSie mag mich nicht. Aber das macht nichts.“
    Bethanne ließ den Blick noch einmal über den Friedhof schweifen. „Von mir aus können wir jetzt gehen.“
    Kurz vor dem Wagen blieb sie noch einmal stehen. „Ich bin froh, dass du noch vor meiner Abreise die Wahrheit erfahren hast und sie mir mitgeteilt hast. Ich bin dankbar dafür, dass wir uns kennengelernt haben, und ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Leben, Rashid.“
    Er betrachtete sie einen Moment. Jetzt war der Moment gekommen, die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, zu überwinden. Doch er neigte nur den Kopf. „Ich dir auch, Bethanne.“
    Sie rang sich ein Lächeln ab und stieg rasch ins Auto. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Nachdem sie in Alkaahdar gelandet waren, erledigte Bethanne wie üblich die Formalitäten, und als sie das Flugzeug verließ, flüsterte sie:
    â€žMöge der Jet alle seine Passagiere sicher ans Ziel bringen.“
    Dann sah sie sich nach einem Transportmittel zum Hauptterminal um, denn in Kürze würde ihre Maschine nach Texas starten.

9.

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