Ein Magier auf Höllentrip
konnte es nicht über mich bringen, Aleas Arm von meinem schutzbietenden Nacken zu lösen, obwohl sie im Begriff stand, mich zu erwürgen.
Ich schwieg atemlos und blickte ihr in die Augen.
»Ich verstehe«, sagte sie schließlich. »Nun, eigentlich verstehe ich gar nichts, aber die ganze Angelegenheit ist so verworren, daß ich dir – im Zweifel immer für den Angeklagten – einmal glauben will.« Sie sah in Richtung Abendschule. »Hier draußen ist es nicht gerade sehr intim, nicht wahr? Laß uns einen kleinen Gang machen, dahinten zu den Bäumen.«
Ich tat, um was Norei mich bat. Möglicherweise entdeckte ich gerade die Vorteile des Heldentums.
»Wuntvor?«
Es war die Stimme meines Meisters! Ich zog die Luft scharf zwischen meinen Zähnen ein.
»Ebenezum ruft«, flüsterte ich.
»Wuntvor?« Seine Stimme war nun schon näher.
»Vielleicht solltest du lieber gehen«, schlug Norei flüsternd vor.
»Wuntvor?« Er befand sich nun am Rande des Wäldchens.
»Vielleicht sollte ich das wirklich«, erwiderte ich. Wir taten unser Bestes, uns wieder zu entwirren. Es schien jedoch ein Problem zu geben. Unsere Hemden hatten sich an den jeweils anderen Knöpfen verhakt.
»Ich werde diesen Augenblick nie vergessen«, versprach ich, während ich hastig versuchte, mich zu befreien.
Norei schielte mißtrauisch auf meiner Hände Werk hernieder. »Wenn du weiter so an den Knöpfen herumdrehst, wird der Augenblick noch Stunden dauern. Laß mich mal!« Ihre geschickten Finger hatten uns im Handumdrehen entwirrt.
»Wuntvor!« wisperte meine Geliebte. »Viel Glück!«
Ich schaffte es irgendwie, das Unterholz zu durchbrechen und den Ort zu erreichen, an dem Ebenezum stand.
Ein Blick der Besorgnis schwebte auf seinen Zügen. »Fühlst du dich auch gut, Lehrling? Du wirkst leicht benebelt.«
Ich versicherte ihm, dies sei lediglich der Sommersonne zuzuschreiben.
Mein Meister nickte düster. »Ich kann dein Bedürfnis nach Sonne verstehen, wo du jetzt ins Innere der Erde hinabsteigen mußt. Es ist eine edle und gefahrvolle Tat, Wuntvor, die du da vollbringen willst. Doch ich bin froh darüber, daß du derjenige sein wirst, der es versucht.«
Ebenezum schwieg einen Augenblick, um in Ruhe seinen Bart zu streichen, bevor er fortfuhr: »Ich, der ich dich von unserer Versammlung am besten kenne, denke, daß wir die richtige Wahl getroffen haben. Wir haben gemeinsam viel durchgemacht, Wuntvor, und egal, welche Gefahren uns begegnet sind, wir haben sie – alleine oder zusammen – überlebt. Du scheinst etwas an dir zu haben, Lehrling, das alles Unglück der Welt auf dich zu ziehen scheint, um es dann im letzten Moment abzuwenden. Es mag einige in unserer Gruppe geben, die so etwas das Glück des Dummen nennen würden, doch ich bin der Überzeugung, daß du eine einzigartige magische Fähigkeit besitzt.«
Ebenezum kicherte leise in sich hinein. »Jeder andere, der mit diesem Hut herumgespielt hätte, hätte nichts als Kaninchen produziert. Nur du, Wuntvor, konntest Frettchen hervorbringen!«
Ich lächelte mit meinem Meister. In dessen Licht hatte ich meine Frettchenproduktion noch nicht betrachtet. Vielleicht besaß ich ja wirklich eine nur mir eigene magische Fähigkeit. Ich würde einfach hinunter in die Niederhöllen marschieren und Vushta wieder mit herauf bringen! Mit dem Vertrauen meines Meisters im Rücken konnte ich nicht versagen!
»Ich habe mit den anderen Zauberern geredet«, setzte Ebenezum fort, »und ich denke, wir haben uns über einen durchaus erfolgversprechenden Aktionsverlauf verständigt. Die anderen beiden arbeiten gerade die Details heraus, während ich mich zurückhalte.« Ebenezum schniefte elegant. »Bis jetzt habe ich noch keine Zeit gefunden, meine Krankheit eingehend mit diesen beiden gelehrten Männern zu diskutieren. Doch von den wenigen Worten, die wir darüber verloren haben, habe ich doch Hoffnung geknüpft, daß es zumindest eine kurzfristige Heilung geben könnte. Da also die weiterhin bestehende Unsicherheit betreffs meines Gesundheitszustands mich davon abhält, persönlich in die Niederhöllen einzudringen, muß ich dich zuverlässig von hier, von unserem Hauptquartier in der Akademie aus, magisch unterstützen können.«
Das wurde ja immer besser. Was sollte denn jetzt noch schiefgehen?
»Gelehrte Herren!« rief jemand vom Eingang der Abendschule herüber. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich den wild in unsere Richtung gestikulierenden Klothus. »Euer Magierschaft! Ich habe Eure
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