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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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glomm im dunkelsten Blutrot mit einem Schuß Orange. Eigentlich war es sehr romantisch.
    Ich erkannte auch, daß es der letzte Sonnenuntergang sein mochte, den ich jemals sehen würde.

 
Kapitel Sechs
     
     
F: Und wie kommen professionelle Magier mit dem Problem Streß zu Rande? A: Streß? Im Sprachschatz eines richtigen Magiers existiert dieses Wort nicht. Wann hört endlich diese Fragerei auf? Könnt Ihr nicht sehen, daß ich beschäftigt bin? Dieser Spruch hätte schon vor zwei Tagen fertig sein müssen! Ihr sitzt auf meinem Nachschlagewerk!
    - aus EIN GESPRÄCH MIT EBENEZUM, DEM GRÖSSTEN MAGIER DER WESTLICHEN KÖNIGREICHE, in: Vierteljahresschrift für Zauberer, Band 4, Nr. 4 (Frühling)
     
    Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Nun war die Zeit gekommen, nach drinnen zu gehen und der geballten Weisheit der drei Zauberer gegenüberzutreten.
    Ich muß allerdings gestehen, daß ein Teil von mir mitnichten gehen wollte, und dieser Teil erinnerte sich besonders gut an die Dämonen und das, was sie mit Fleisch und Blut zu tun pflegten. Doch das Schicksal meines Meisters, ja der gesamten Welt, hing vom Erfolg meiner Mission ab. Und dieser Gedanke ernüchterte mich womöglich noch mehr. Alles in allem wäre es bestimmt besser für mich, mir über dämonische Ernährungsgewohnheiten nicht allzuviele Gedanken zu machen.
    Trotzdem wog ich Ebenezums Worte sorgfältig ab, während ich mich der Großen Halle der Zaubererakademie näherte. Er hatte angeführt, ich könnte eine Besonderheit besitzen, die, wie schlecht meine Karten auch immer stehen mochten, mich am Ende das Spiel gewinnen ließ. Es machte mich stolz zu wissen, daß mein Meister ein solches Vertrauen in mich setzte. Und ich wußte, daß ich alles mir Mögliche tun würde, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen.
    Snarks und Hendrek folgten mir auf dem Fuß, und auch die anderen Mitglieder unserer Gruppe sammelten sich in der Nähe der Abendschule. Sie würden also alle bei dem letzten Moment der Entscheidung anwesend sein.
    Die Studenten hatten lange Fackeln auf beiden Seiten der Eingangshalle und rund um die Große Halle an den Wänden befestigt. Sie hatten ebenfalls ein Fenster am Ende der langen Halle geöffnet, dessen Größe es Hubert erlaubte, seinen Kopf hereinzustecken und die Vorgänge zu verfolgen. Die Fackeln flackerten daher und blakten und ließen ein Dutzend Schatten um jeden Anwesenden tanzen.
    Ein Jubelruf erscholl bei meinem Eintritt. Ich konnte nicht anders – ich mußte lächeln. Wenn Ruhm und Ehre schon jetzt so wundervoll waren, um wie vieles wundervoller würde es erst sein, wenn ich ein ausgebildeter Magier wäre!
    »Willkommen!« rief mir Zimplitz von seinem erhöhten Standpunkt auf dem Marmorpodium zu. »Nun, da das wichtigste Mitglied unserer kleinen Verschwörergruppe hier ist, können wir unsere letzten Pläne schmieden.«
    Es gab einen bescheidenen Applaus, angeführt von Zimplitz, Ebenezum und Snorphosio, die ein wenig hinter den anderen Zauberern auf der Plattform standen.
    »In der Tat.« Ebenezum trat vor. »Wir drei haben uns lange genug beraten, um den besten Plan zu entwickeln, wie wir Vushta zurückholen können. Doch haben unsere Pläne noch nicht jene unveränderbare Festigkeit endgültiger Reife erreicht, als daß wir nicht eure Hilfe zur Ausarbeitung der letzten Feinheiten bedürften. Sollte einer der hier Anwesenden Fragen oder Bemerkungen zu unseren Plänen haben, so wären wir glücklich, ihm, so lange er es für notwendig erachtet, das Podium zu überlassen.« Mein Meister sah mich an. »Und das gilt in ganz besonderem Maße für unseren jungen Champion, Wuntvor den Lehrling.«
    Ein zweiter kurzer Jubelruf ertönte. Vielleicht erwartete man nun von mir, daß ich ein paar Worte sagte. Vor allen diesen Leuten? Zum ersten Mal, seit die Ehrenwahl auf mich gefallen war, begann ich unbehaglich zu schwitzen. Es schien mir jedoch nur natürlich, daß eine Person, die den Mut aufbrachte, in die Niederhöllen hinabzusteigen, auch den Mut aufbringen mußte, vor dieser Versammlung zu reden. Ja, jetzt war der Zeitpunkt gekommen! Mein Meister hatte mir die Möglichkeit einer kleinen Ansprache eröffnet, und schließlich war ich ja ihr Champion. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schluckte.
    »Nun…«, setzte ich an.
    »Natürlich«, übertönte Snorphosio meine recht zaghafte Stimme, »haben wir nicht viel Zeit für ausgedehnte Diskussionen. Wie meine Kollegen mir eingeprägt haben, ist nun die Zeit zum Handeln gekommen.

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