Ein Magier auf Höllentrip
Verbindung. Halte mich über deinem Kopf und schwinge mich dreimal herum. Den Rest besorge ich!«
Ich tat, wie geheißen.
Bei der ersten Umkreisung tauchte ein kleines Licht vor mir auf; bei der zweiten wuchs das Licht zur Größe eines Apfels heran; und beim dritten Mal explodierte das Licht förmlich, bis es uns schien, als blickten wir durch ein Fenster direkt auf die Wiesen der Abendschule der Hohen Akademie für Magie und Zauberei!
»Eure Magierschaft!« rief Klothus über die säuberlich gepflegte Grünfläche. »Hier habe ich endlich Eure Roben!«
»In der Tat!« erscholl eine Stimme. »Bring sie schnell her! Ich muß noch eine Menge Arbeit erledigen!«
Klothus wieselte über das Grün. Das Bild in dem Sichtfenster verschwamm und wanderte mit. Als es sich wieder klärte, stand Klothus vor meinem Meister.
»Voilà!« ließ sich der Königliche Hofschneider nicht ohne Stolz vernehmen. »Genau nach Euren Angaben gefertigt, Muster vier-siebzehn!«
Und tatsächlich, die Roben entsprachen Ebenezums Wünschen. Das magische Fenster war so klar, daß ich sogar die eleganten, aufgestickten Monde und Sterne erkennen konnte.
»Ausgezeichnet!« rief Ebenezum freudig aus. »Nun kann ich mich zumindest vom Äußeren her wieder als richtiger Magier fühlen!« Eifrig entfaltete er die Roben, die Klothus ihm überreicht hatte. Doch dann erstarrte er, ein unwilliges Stirnrunzeln verzerrte seine vorher so ausgeglichenen Gesichtszüge. Er hielt ein kurzes Stoffstück in die Höhe, das an den Hauptteil der Roben angenäht war.
»In der Tat. Und was ist das?«
»Oh?« erwiderte Klothus beiläufig. »Was soll das schon sein? Ein kurzer Ärmel natürlich!«
»Kurzer Ärmel?« Die Stimme meines Meisters zitterte. Ich konnte sehen, wie sein Ärger wuchs, während er den Rest der Roben schnell auspackte.
»Nun«, entschuldigte sich Klothus eilig, da er den wachsenden Unmut meines Meisters erspürte. »Ich sagte Euch ja bereits, daß der Fundus der Abendschule momentan etwas beschränkt ist. Diese Robe ist eine vier-siebzehn – ein Sommer-Modell. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Ihr etwas dagegen haben würdet. Obwohl es ja nicht mehr heißester Hochsommer ist, plagt uns die Wärme doch noch einigermaßen, nun ja, also zumindest ist es lauwarm…«
Klothus’ Stimme erstarb unter Ebenezums stechendem Blick, der Zauberer hielt die Roben auf Armeslänge vor seinem Körper, und man konnte deutlich sehen, daß er nicht besonders zufrieden war.
Klothus schien sich in unserem Sichtfenster förmlich aufzulösen; verlegen zog er sich zurück. Ein Blick auf die Kleider in Ebenezums Händen ließ mich meinem Meister nachfühlen. In einem absoluten Notfall, so konnte ich mir gerade noch vorstellen, würde Ebenezum vielleicht und unter Umständen den oberen Teil der leicht abgewandelten Sommertunika tragen – die Shorts jedoch kämen ihm mit absoluter Sicherheit nicht über die Beine.
»Es geht mich vermutlich nichts an«, bemerkte Cuthbert über meinem Kopf. »Doch wo ich mir jetzt schon die ganze Mühe gemacht habe, den magischen Kontakt herzustellen, solltest du vielleicht auch etwas sagen?«
Er hatte recht! Ich war mit der Überzeugung auf diese Quest gegangen, daß ich die Oberflächenwelt nie wieder sehen würde. Meinen Meister in offensichtlich so guter Verfassung anzutreffen, hatte mich beinahe mein eigentliches Vorhaben vergessen lassen.
Doch was sollte ich sagen?
Ich räusperte mich.
»Verzeihung«, begann ich.
Mein Meister fuhr auf; dann wirbelte er herum und blickte durch das magische Fenster.
»In der Tat!« rief er. »Wuntvor!«
»In der Tat!« erwiderte ich. »Meister!«
»Also funktioniert dieses Schwert doch!« Ebenezum zupfte sich nachdenklich am Bart. »Offen gesagt, Wunt, nachdem ich den Zustand der unterirdischen Schatzkammern dieses Gebäudes inspiziert hatte, kamen mir doch einige Bedenken.«
»Nicht, daß mich das etwas angehen würde«, mischte sich Cuthbert wieder ein, »aber glaubst du nicht, du solltest ihm eine Frage stellen? Ich kann dieses Fenster nicht den ganzen Tag aufhalten!«
Das Schwert hatte wieder recht. Schnell informierte ich meinen Meister über die neue Entwicklung bezüglich Brax.
»Ich glaube«, sagte mein Meister, nachdem ich meine Ausführungen beendet hatte, »daß deine Entscheidung im Augenblick die richtige war, Wunt. Trotzdem bin ich froh, daß du mich gerufen hast. Wenn Brax also in ein zweites Niederhöllen-Projekt verwickelt ist, sind wir jetzt darauf vorbereitet. Sie
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