Ein Magier auf Höllentrip
Schaufenstern, herausgebrochene Steine – womöglich auch das eine oder andere Stück Dämon. Der Schutt bedeckte jeden Fuß des grün leuchtenden Bodens, so daß dieser Straßenabschnitt in eine tiefere Dunkelheit getaucht war, als ich sie je auf der Oberfläche kennengelernt hatte.
»Mmmmmmm!« kam ein Schrei von meinem Schwertgehänge.
Natürlich! Ich zog Cuthbert, mein magisches Schwert, hervor.
»Das ist schon besser!« platzte er heraus und begann zu leuchten. »Ich muß doch niemanden töten, oder?«
»Nein, nein«, beruhigte ich ihn. »Ist nur ein bißchen dunkel geworden hier unten.«
»Und du brauchst also Licht?« gluckste Cuthbert vergnüglich. »Genau der Job, für den ich geschaffen bin.«
Einen Augenblick gingen wir schweigend weiter.
»Warum, denkst du, ist es denn hier so dunkel?« wollte das Schwert dann von mir wissen; seine Stimme zitterte leicht.
»In der Tat«, belehrte ich ihn. »Hier liegen noch überall die Relikte einer kürzlich stattgefundenen Schlacht herum.« Ich trat die Reste eines Plakats aus meinem Weg. Die Schlacht schien nicht von schlechten Eltern gewesen zu sein. Hatten Ebenezum und seine akademischen Freunde eine magische Armee zu unserer Hilfe beschworen?.
»Schlacht?« schrillte das Schwert. »Oh, ich habe es ja gleich gesagt, daß es kein gutes Ende mit uns nehmen wird! Vielleicht solltest du mich doch lieber wieder in die Scheide stecken. Ich meine nur, du brauchst mich doch gar nicht so dringend? Es ist eigentlich nicht besonders dunkel hier unten, nicht wahr?«
Und das Schwert hatte tatsächlich recht. Während wir weitergingen, war es immer heller geworden. Wir schienen das Ende der Kampfzone zu erreichen. Weiter vorne konnte ich sehen, daß die Reihe der Läden wieder begann, und alle waren sie grell erleuchtet.
Brax war wieder an meine Seite vorgestoßen. »Ihr habt mich hinters Licht geführt. Ich wußte ja gar nicht, daß das Schwert auch sprechen kann!«
»In der Tat«, antwortete ich ihm, begierig auf die wiedereinsetzende Geschäftszone spähend. »Ihr habt mich ja nicht danach gefragt.«
Bildete ich mir das nur ein, oder hörte ich wirklich in weiter Entfernung Schlachtenlärm?
»Warte einen Augenblick!« schrie Cuthbert. »Hörte ich da nicht, wie mich jemand lobte? Aber ja, sicherlich kann ich sprechen! Und seht nur dieses Licht!« Das Schwert erglühte noch stärker.
»Glühende magische Schwerter sind eher gewöhnlich«, bemerkte Brax. »Doch eine intelligente Unterhaltung, das ist schon etwas Besonderes!«
»Unterhaltung, ja«, mäkelte Snarks. »Ich glaube jedoch nicht, daß einer von uns in dieser Hinsicht jemals das Wort intelligent benutzte.«
»Du«, heulte Cuthbert auf. »Du bist doch diese Person, die mich mies nannte!«
Snarks hob abwehrend beide Hände. »Nein, ich würde doch nie so etwas behaupten. Ich kenne deinen wahren Wert.« Er deutete auf Brax. »Es war der andere Dämon.«
»Der andere Dämon?« kreischte das Schwert. »Du meinst den, der mich bewundert? Du doppelzüngiger Abkömmling der Hölle! Du spielst mit dem Feuer, wenn du ein magisches Schwert zu hintergehen versuchst!«
»Wer, ich?« Brax lächelte schleimig hinter den Dunstwolken seiner Zigarre. »Ich bin nur ein armer Vertreterdämon, der versucht, sein kärglich Dasein zu fristen. Was soll ich gesagt haben?«
»Ich habe dich laut und deutlich gehört. Du sprachst von mir als ›dieses miese kleine Schwert‹. Das denken die Leute eben von einem, wenn man nur zerhacken und zerstückeln kann. Laß es dir gesagt sein, ich hätte dieses Problem gewiß nicht, wenn ich ein magischer Spiegel wäre!«
»Verdammnis!« flüsterte Hendrek dicht an meinem Ohr. »Ich dachte, das Schwert könnte uns nicht hören, wenn es in der Scheide steckt!«
Hendrek hatte recht. Ich hatte mich derselben falschen Hoffnung hingegeben. Ich hielt das Schwert dicht vor meine Augen und unterzog es einem scharfen Verhör.
»Oh, nur eine kleine erlaubte Lüge«, gab Cuthbert bereitwillig zu. »Du weißt gar nicht, wie langweilig Besitzer sein können. Immer wenn sie mich ziehen, geht es um Ehre und Tapferkeit und diesen Kram. Doch wenn sie mich weggesteckt haben – Mann, das ist was anderes! Das kannst du mir glauben, die besten Sachen höre ich, wenn sie denken, ich könnte sie gar nicht hören!«
Ich hörte vor uns einen lauten Krach. Wir hatten uns dem Ende des schuttbeladenen Niemandslandes genähert. Der Lärm war tatsächlich von der Einkaufsstraße gekommen.
»Verdammnis«, sagte
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