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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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wir ein paar spezielle Vorkehrungen treffen müssen.«
    »Verdammnis«, bemerkte Hendrek. »Was meint Ihr mit Euren Worten, großer Zauberer?«
    »Oh, nur daß wir uns ein wenig verteilen sollten, damit wir den niederhöllischen Angriffsplänen nicht ein so leicht zu treffendes Ziel bieten.« Der Magier schniefte. »Doch ist das lediglich die zweitwichtigste Sache, derer wir gedenken müssen.«
    Der dicke Krieger sah sich mißtrauisch auf der Lichtung um. »Und was ist die wichtigste?«
    »Daß wir, egal was passiert, weitergehen.« Der Zauberer wandte sich um und verließ die Lichtung. »Sofern Ihr keine Einwände habt.«
    »Snrrzbffl!« Snarks lupfte seine Roben und wies auf etwas, das sich wie ein Paar neuer Schuhe auf seinen dämonischen Füßen ausnahm.
    »Sollte ich sie ein ganz klein wenig zu eng gearbeitet haben?« fragte der Schuhbert unschuldig und schüttelte mitleidig seinen Kopf.
    »Gffttbbll!«
    »Aber das kann ja nicht sein! Ihr sagtet ja selbst, daß die einzige Sache, auf die Schuhberts sich wahrhaftig verstehen, das Schuhemachen sei!« Der Schuhbert rannte weg, um den bereits aufgebrochenen Magier einzuholen.
    »Nach Vushta denn!« rief Hendrek aus und reihte sich dicht hinter dem Männlein ein.
    Ich schulterte meine Last und ergriff fest meinen Eichenstab. Tief in seinen Roben grummelnd übernahm Snarks die Nachhut. Endlich bewegten wir uns auf unser Ziel zu. Nichts würde uns nun aufhalten!
    Und dann sahen wir am Rande des Waldes das Einhorn stehen.

 
Kapitel Vier
     
     
In den gelehrten Zirkeln unserer großen Hauptstadt diskutiert man gerne darüber, ob es Satyre, Zentauren, Greifen und bestimmte andere magische Lebewesen tatsächlich gibt oder ob sie lediglich ein Produkt volkstümlicher Phantasie sind. Als Magier stehe ich dabei natürlich auf der Seite der Zentauren, Satyre und Greifen, vor allem, wenn sie beginnen, die Existenz von gelehrten Zirkeln in unserer großen Hauptstadt zu bezweifeln.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XXXVI
     
    Das Einhorn raste in unsere Richtung.
    Ich vergaß weiterzugehen. Ich konnte nichts anderes tun, als es unentwegt anzustarren.
    »Verdampf!« rief Hendrek vernehmlich aus, bevor er in meinen schwerbeladenen Schulterpack hineinlief. Er setzte zu einem geräuschvollen und komplizierten Fluch an.
    Zur Beruhigung legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und wies auf das sich nähernde Wesen. Hendreks Beschwerden brachen mitten im Satz ab, sein Mund öffnete sich, doch er schien nicht fähig zu sein, weitere Worte zu artikulieren. Seine ganze Aufmerksamkeit war von dem Neuankömmling beansprucht.
    Wie soll ich dieses Wesen beschreiben? Seine goldenen Hufe würden doch auf meinen stammelnden Worten herumtrampeln, würden sie zu nutzlosem Staub zermalmen. Trotzdem – was können wir Sterblichen schon anderes tun, als es wenigstens zu versuchen?
    Stellt euch also ein Pferd vor, ein Pferd von einem so reinen Weiß, wie es der Schnee hoch oben in den Wolken besitzen muß, bevor er durch die gewöhnliche Luft verunreinigt wird. In seiner Jugend ist es ein überaus flinkes Pferd, sehnig-schlank und kraftvoll. Sein Muskelspiel zeichnet sich unter dem glatten Fell ab, wenn es durch die Stille des Waldes jagt, und wenn seine schimmernden Hufe den Boden berühren, dann zittert die Erde.
    Aber ach, dieses Wesen ist mehr als ein Pferd, denn auf seinem weißen Haupt, vor der in wilden Kaskaden heruntergleitenden Mähne, trägt es stolz ein goldenes Horn. Dieses Horn ist weder gerade noch eigentlich gebogen, als seien weder Linie noch Kreis die adäquaten Formen, in denen es seine irdische Gestalt anzunehmen beliebt. Von der edlen Stirn des Wesens ragt es empor, als wolle es die Sonne selbst erreichen.
    Und die Sonne stand wirklich vor uns. Wir waren auf eine Lichtung gelangt. Der dichte Wald, durch den wir uns während der letzten Tage so mühsam hatten quälen müssen, lichtete sich nun und enthüllte unseren staunenden Augen eine recht große Wiese, die mit Blumen und hohem, sattgrünem Gras bestanden war. Durch die aufbrechende Wolkendecke schienen Lichtstrahlen auf unsere Wiese, als habe die Sonne einen wattierten Teppich über die Erde gebreitet.
    Wie ich mich über diesen naßkalten, düsteren Wald beklagt hatte, durch den wir uns so lange Zeit hatten laufen müssen! Wie sehr hatte ich mich nach richtigem Sonnenlicht gesehnt! Doch nun hatte ich für die Sonnenstrahlen nur Augen, weil sie vom glänzenden Rücken dieses Wundertiers zurückgeworfen wurden. Und das

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