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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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strahlende Weiß vom Fell des Einhorns schien die Sonne selbst in den Schatten zu stellen.
    Doch irgendwie erschien mir das angemessen. Mußten wir die Sonne schon so lange vermissen, so war es mehr recht als billig, daß ihr Wiedererscheinen mit diesem wundervollen Moment zusammenfiel. Wie sonst hätten wir einem solchen königlichen Tier wohl unsere Verehrung erweisen können?
    Das Einhorn hielt vor uns an. Aus der Nähe betrachtet erwies es sich womöglich als noch erstaunlicher; es war, als sei das Herzstück aller Magie plötzlich vor unseren Augen zum Leben erwacht. Es stand nur ein Dutzend Schritte entfernt, und es war die Verkörperung von Frieden und Geduld, von Anmut und Schönheit. Das einzige, was vielleicht ein wenig störte, war das Funkeln in einem seiner großen, seelenvollen Augen.
    »Wie konnten sie nur!« rief die herrliche Kreatur entrüstet aus.
    Ebenezum schneuzte sich. Er machte ein paar Schritte nach links, um, da war ich mir sicher, dem magischen Abwind des herrlichen Tiers zu entgehen.
    »In der Tat«, bemerkte er dann. »Wie konnten sie was?«
    Das Einhorn beäugte uns aufmerksam, dann warf es einen Blick über seine wundervolle Schulter zurück. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Also ich war gerade mit meinen einhornischen Angelegenheiten beschäftigt, als sie mich plötzlich überfielen.«
    Dieses wahrhaft edle Zauberwesen schnaubte verächtlich.
    »Bitte fahrt fort.« Der Magier zupfte geistesabwesend an seinem langen Bart. »Ihr wurdet angegriffen? Von Dämonen?«
    »Aber nein!« rief das Einhorn. »Weitaus schlimmer! Gewöhnliche Dämonen hätte ich nur aufgespießt und durch die Luft geschleudert! Aber von solchen Wesen angegriffen zu werden!« Ein Schauer durchlief den kraftvollen Körper des Fabelwesens.
    »Was sie taten? Selbst jetzt kann ich kaum darüber sprechen! Sie banden meine goldenen Hufe zusammen, jene Hufe, denen es bestimmt ist, frei und ungebunden über den grünen Rasen zu donnern! Sie deckten mein goldenes Horn ab, das Symbol meiner Schönheit und meiner Macht gegen die Ungerechtigkeit! Sie haben es mit gewöhnlichen Kissen zu einem unschönen Knubbel gebunden, haben dabei noch gespottet: ›Wir wollen doch häßliche Aufspieß-Unfälle verhindern, haha.‹ Kissen über meinem prachtvollen goldenen Horn! Und, und…« Das Einhorn machte eine Pause und schien in seinem wunderbaren Hals einen dicken Kloß herunterzuschlucken. Seine Stimme senkte sich zu einem kaum vernehmbaren Flüstern. »Und sie verfilzten meine stattlich wehende Mähne!«
    »In der Tat?« fragte Ebenezum höflich nach.
    »Meine wehende Mähne!« Das Einhorn schüttelte heftig sein Haupt. »Könnt ihr euch das vorstellen? Derart roh behandelt zu werden? Sie haben für meine Art nicht den geringsten Respekt übrig! Und keine Jungfrau unter ihnen, nicht eine einzige! Nun gut, das ist in diesem Teil des Forstes auch nicht weiter verwunderlich, aber trotzdem…«
    Das Einhorn schnaubte kraftvoll. Es schien zu überwältigt zu sein, um fortfahren zu können.
    Ein riesiger Schatten glitt über unsere Köpfe hinweg.
    Das Einhorn schrie gellend auf.
    »Das sind sie!« kreischte das mächtige Tier vor Entsetzen. »Sie haben mich gefunden!« Es blickte beunruhigt empor. »Ihr habt nicht zugehört, nein? Ich bin verwirrt. Ich wußte nicht, was ich sagte. Ich hab’ das mit den Jungfrauen nicht so gemeint! Ehrlich!«
    Der Schatten war wieder verschwunden.
    »In der Tat.« Mein Meister sprach mit seiner sanftesten Stimme, die er sich in jahrelangem Verkehr mit zu beruhigenden reichen Kunden und Steuereinnehmern zugelegt hatte. »Wer auch immer sie waren, jetzt scheinen sie fort zu sein. Wenn Ihr Euch in Schwierigkeiten befindet, können wir Euch womöglich helfen. Sagt, geht es in irgendeiner Weise um Geld?«
    »Was können magische Wesen schon mit Geld anfangen!« Das Einhorn warf verzweifelt seinen perfekt geformten Kopf vor und zurück. »Wie konnte ich jemals zu hoffen wagen, daß normale Sterbliche mich verstehen würden?«
    »Gut. Jetzt müssen die Experten ran.« Der Schuhbert trat entschlossen vor. »Von magischem Lebewesen zu magischem Lebewesen, wir werden schon die Wahrheit herausbekommen. Und ich werde es noch nicht einmal zu den drei Wünschen rechnen. Das ist die große Schuhbert-Show!«
    »Nein, nein, ich habe schon viel zu viel geredet!« Das Einhorn schreckte vor seinem kleinen Befrager zurück.
    Der Schuhbert rückte, unbeeindruckt von der enormen Größe des Wunderwesens, noch näher.

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