Ein Magier im Monsterland
Boot übersetzen?«
»Sicher«, erwiderte der wackere Fischersmann. »Was ist ein Boot?«
Ebenezum schüttelte den Kopf. »Wieder zu spät.«
»Verdammnis«, fiel Hendrek ein.
Der Fischer hielt sein Netz in die Höhe. »Seht Euch nur diese sauberen Schlaufen an! Ich habe so viele Schlaufen!«
Mein Meister schenkte Hendrek einen prüfenden Blick. »Hendrek, habt Ihr jemals ein Boot manövriert?«
»Wartet!« unterbrach ich ihn. »Seid vorsichtig, was Ihr sagt!« Die letzten Worte meines Meisters hatten mich da auf eine Idee gebracht.
»Verdammnis!« Gehetzt blickte der Krieger um sich. »Was habt Ihr herausgefunden?«
»Seht Ihr denn nicht?« wandte ich mich an Hendrek. »Der Spruch funktioniert nur, wenn wir zu jemandem kommen und ihn fragen: ›Können wir ein Boot nach Vushta mieten?‹«
»Verdammnis«, bemerkte der dicke Kämpfer. »Dann dürfen wir nie…« Hendrek verstummte. Sein Kopf begann zu wackeln, und seine Augen verdrehten sich. Er lächelte breit. »Verdammnis.«
»Hendrek? Geht’s Euch noch gut?« Für einen Augenblick hatte ich befürchtet, daß ich unbewußt den Spruch gegen ihn gerichtet hatte.
»Verdammnis«, sagte Hendrek zum wiederholten Male.
Er klang wie immer. Vielleicht hatte es ihn ja doch nicht erwischt.
»Verdammnis«, wiederholte Hendrek abermals. »Verdamm- die damm- die damm. Ich sihihihinge! Damm- die damm- die damm!«
»In der Tat!« rief der Magier entsetzt aus. »Wuntvor, sag nichts mehr! Du hast die Schwachstelle getroffen! Wenn ich nicht so in Gedanken versunken wäre, hätte ich es auch vorher bemerkt! Es ist ein abgewandelter Gorgelhumms Universaler Verblödungs-Spruch!«
»Verdamm…«, summte Hendrek, »die-damm.«
Ebenezum zupfte gedankenschwanger an seinem Bart. »Wir werden Hendrek in Vushta wiederherstellen. Von nun an, Wuntvor, müssen wir unsere Worte ganz bedächtig wählen!«
Ein weiteres Boot legte an der Mole an.
»Schnell, Wunt«, drängte Ebenezum. »Doch nichtsdestotrotz auch vorsichtig!« Er rannte auf das angedockte Schiff zu, meine Wenigkeit dicht auf seinen Fersen. Hendrek folgte uns in Schlangenlinien, während er verspielt hier und dort mit Schädelbrecher in die Docks hieb.
»Entschuldigt, Sir«, begann der Magier.
Der Bootsmann beäugte uns mißtrauisch. »Irgendwas nicht in Ordnung?«
Ebenezum verlangsamte seinen Schritt und versuchte, möglichst unbeteiligt zu wirken. Ich machte es ihm so gut es ging nach. Hendrek torkelte hinter uns her.
»Also eigentlich ist alles in bester Ordnung, nur daß meine beiden Gefährten und ich hier festsitzen und gerne nach – uh…«, unterbrach er sich rechtzeitig und setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. »Wir möchten nicht gerne an Land bleiben.«
»Was?« fragte der Schiffer. »Wo möchtet Ihr denn lieber sein? Möchtet Ihr etwa in der Luft wandern?«
»Aber nicht doch!« erwiderte Ebenezum, immer noch lächelnd. »Ihr versteht mich falsch. Seht Ihr, wir müssen nach – ähm – auf anderen Boden!«
»Wirklich?« Der Seemann begann, seine Segel einzuholen. »Viel Spaß bei der Wanderung!«
»Nein!« schrie Ebenezum. »Könnt Ihr rausfahren?«
»Rausfahren? Bin gerade eingelaufen!«
»Nein, nein!« Ebenezum wedelte wie verrückt mit den Armen, um die Aufmerksamkeit des Mannes nicht zu verlieren. »Können wir rausfahren?«
»Raus wohin?« Die Augen des Schiffers verengten sich zu dünnen Schlitzen. »Zu irgendeiner Kneipe, nehme ich an. Ihr werdet mich doch nicht betrunken machen, um dann mein Boot zu stehlen? Diese Zaubererroben wirken in meinen Augen ziemlich schäbig und zerrissen; mit so einer Verkleidung könnt Ihr einen alten Seemann wie mich nicht täuschen. Wo habt Ihr sie ausgegraben?«
»Ich bitte um Verzeihung!« Ebenezum versteifte sich merklich, und das Lächeln war von seinen Lippen gewischt. »Ich bin ein richtiger Zauberer! Dies sind meine richtigen Zaubererroben! Ich habe große Gefahren hinter mich gebracht, um hierher zu gelangen! Es ist nicht mein Fehler, wenn Ihr nicht in der Lage seid, ein vernünftiges Ersuchen zu verstehen!«
»Vernünftiges Ersuchen?« Der Seemann warf seine Arme empor. »Ich habe noch nicht einmal etwas herausgehört, was sich wie eine simple Frage anhören würde. Und bis Ihr nicht Euren Zornausbruch hattet, war ich mir nicht einmal sicher, ob Ihr in der Gemeinsprache geredet habt! Was seid Ihr, religiöse Fanatiker oder was?«
»Verzeiht…« Ebenezum hielt inne und zupfte ein paarmal nachdenklich an seinem Bart. »Das ist es! Wir sind
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