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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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verharrte kurz an jeder Kreuzung, damit ihm die Schreie die Richtung wiesen. Manchmal schienen wir uns auf die Schreie zuzubewegen, manchmal von ihnen weg. Ich war bald völlig verwirrt.
    Die Stimmen waren nun deutlicher zu hören. Es waren zwei Stimmen, und eine schrie auch nicht mehr, obwohl sie beide sehr erregt waren.
    »Das halte ich nicht für richtig.«
    »Aber wir müssen!«
    »Du übereilst alles!«
    »Und du willst überhaupt nicht handeln. Wir werden noch Jahre warten müssen, bevor wir den Schatz bekommen!«
    »Wenn ich es dir überlasse, wird uns der Schatz erst recht durch die Lappen gehen. Wir sollten Ebenezum einweihen!«
    »Nein! Wir können ihm nicht trauen. Ebenezum muß sterben!«
    »Vielleicht sollte ich mich mit Ebenezum zusammentun und dich aus dem Weg schaffen!«
    Hendrek blieb plötzlich stehen, so daß ich in ihn hineinprallte. Seine Rüstung schlug gegen mein Knie.
    »Da vorne!«
    Genau vor unserer Nase schwang eine Tür auf. Ich erstarrte und wartete darauf, daß die zu den Stimmen gehörenden Personen auftauchen würden.
    Es kam jedoch etwas vollkommen anderes heraus.
    »Verdammnis«, stammelte Hendrek, als er es in unsere Richtung kriechen sah. Es sah aus wie eine Spinne, abgesehen von der Tatsache, daß es von meiner Größe war und nicht acht, sondern zwölf Beine hatte. Und daß es von leuchtendem Rot war.
    Hendrek ließ die Keule über seinem Kopf kreisen. Schädelbrecher wirkte bedeutend kleiner auf mich als zuvor.
    Das Geschöpf zischelte und sprang durch die Halle. Etwas folgte ihm aus dem Raum. Der riesige, grüne Neuankömmling sah aus wie eine überdimensional aufgeblähte Kröte mit Fangzähnen. Er hüpfte zu dem spinnigen Etwas und murrte uns an.
    »Verdammnis, Verdammnis«, keuchte Hendrek. Ich zog einen Spurt in Betracht, mußte jedoch einsehen, daß Hendreks massige Gestalt meinen Fluchtweg blockierte.
    Die Bläh-Kröte hüpfte vor die Fast-Spinne. Dann lief das rote vielbeinige Wesen über die Kröte hinweg auf uns zu. Die Kröte grunzte und schob die Dutzend Beine beiseite, doch vier davon hatten sich bereits um ihren Leib geschlungen und warfen sie um. Die Fast-Spinne ging in Kampfstellung.
    Dann sprang die Bläh-Kröte mitten auf den Rückenpanzer des vielbeinigen roten Wesens. Die Fast-Spinne zischte, die Bläh-Kröte grunzte. Die Beine verwirrten sich, sie rollten ineinander verschlungen umher. Bald konnten wir nur noch zuckende Füße und geifernde Fänge sehen.
    Beide verschwanden in einer Wolke braunen, übelriechenden Qualms.
    »Verdammnis«, murmelte Hendrek.
    Eine weitere Tür in unserem Rücken ging auf.
    »Glaubt ihr nicht, daß es Zeit zum Schlafen ist?«
    Es war Ebenezum.
    Ich wollte ihm die Geschehnisse erklären, doch er winkte ab und bedeutete mir zu schweigen. »Du brauchst deinen Schlaf. Morgen ist ein wichtiger Tag für uns.« Er nickte Hendrek zu. »Wir sehen uns morgen.«
    Der Krieger ließ seinen Blick noch einmal zu dem Fleck schweifen, wo die beiden Kreaturen verschwunden waren. »Verdammnis«, kommentierte er und verschwand durch die Halle.
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte Ebenezum, als er die Tür schloß.

 
Kapitel Vier
     
     
›Traue niemals einem anderen Zauberer‹ ist ein Sprichwort, das unter Magieausübenden leider nur zu oft verwendet wird. In Wirklichkeit gibt es jedoch zahlreiche Beispiele für ein vertrauensvolles Verhältnis von Magieausübenden untereinander, so wenn es nicht um Geld geht oder wenn der andere Magier in einer solchen Entfernung operiert, daß seine Sprüche einen nicht erreichen können.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XIV
     
    Niemand aß etwas, als wir uns zum Frühstück versammelten. Ich saß schweigend dort und sagte in Gedanken immer wieder die drei kurzen Sprüche vor mich hin, die ich auswendig gelernt hatte. Mein Meister war auch stiller als üblich, war er doch damit beschäftigt, die dünnen Papierröllchen nicht aus seinen Nasenflügeln zu verlieren. Vizolea und Granach starrten sich über den Tisch hinweg an, während Hendrek vor sich hin murmelte und der König zitterte.
    Ebenezum räusperte sich und begann zu sprechen: »Wir müssen uns nun den Turm ansehen!« Seine Stimme klang seltsam hohl.
    »Den Turm?« wisperte Urfoo. »O ja, hm, wir dürfen keine Zeit verlieren.« Er schluckte. »Der Turm.«
    Ebenezum erhob sich, und die anderen folgten seinem Beispiel. »Hendrek«, befahl mein Meister, »zeig uns den Weg!«
    Der Magier ging zu dem König hinüber. »Da wir nun mit unserer

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