Ein Magier in Nöten
sich und trat vor den König hin. »Ich verstehe doch richtig, daß es sich um einen verfluchten Schatz handelt? Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Genau!« Urfoo schielte nervös auf die Dachsparren über ihm. »Es geht auch um mein Geld. Teures Geld. Keine Zeit verlieren, hm. Am besten stelle ich Euch nun meine beiden Zaubererräte vor.«
Ebenezum zog die Augenbrauen zusammen. »Räte?«
»Ja, die beiden Hofzauberer. Sie können Euch mit den Details des Fluches bekannt machen.« Urfoo zog an einer Kordel an seiner Seite.
»Ich pflege allein zu arbeiten.« Mein Meister zupfte an seinem Bart. »Doch da es um einen verfluchten Schatz geht, nehme ich an, daß man Kompromisse schließen muß.«
Eine Tür hinter dem Thron öffnete sich und entließ zwei in Roben gekleidete Gestalten, eine männliche und eine weibliche. »Keine Zeit verlieren!« rief der König. »Darf ich Euch Eure Kollegen vorstellen, Granach und Vizolea?«
Die Räte stellten sich ratlos zu beiden Seiten des Throns auf, und eine Zeitlang betrachteten sich die drei Magier schweigend. Dann lächelte Vizolea und verbeugte sich gegen meinen Meister. Sie war eine gutaussehende Frau in mittleren Jahren, fast so groß wie ich, mit roten, schon von einzelnen grauen Strähnen durchzogenen Haaren, grünen Augen und weißen Zähnen.
Ebenezum erwiderte ihre Geste seinerseits mit einer gekünstelten Verbeugung.
Granach, ein älterer Mann in Grau, nickte meinem Meister nun auch zu, auf seinem Gesicht prangte eine Mischung zwischen Lächeln und Grimasse.
»Das Problem dabei«, erläuterte König Urfoo, »sind natürlich die Dämonen.« Bei dem Wort ›Dämonen‹ zuckte er ängstlich zusammen, als erwarte er, auf die bloße Erwähnung ihres Namens hin vom Erdboden verschluckt zu werden. »Wir sind mit ihnen geplagt. Sie sind überall! Aber hauptsächlich…« er deutete mit zitternder Hand auf die Decke, »hauptsächlich sind sie im Schatzturm.«
Er ließ seine Hand sinken und holte tief Atem.
»Verdammnis«, warf Hendrek ein.
»Doch wahrscheinlich«, fuhr der König fort, »können meine Hofzauberer dir die magischen Feinheiten besser erläutern.« Er warf einen schnellen Blick auf seine Räte.
»Sicher, Mylord«, stieß Granach eifrig hinter seiner Grimasse hervor. »Obwohl das alles nicht nötig gewesen wäre, wenn wir den Zauberspruch des Goldsterns eingesetzt hätten.«
Urfoo schnellte empor. »Nein! Dieser Spruch würde mich die Hälfte meiner finanziellen Rücklagen kosten! Es muß einen besseren Weg geben. Es gibt doch einen?«
Ebenezum fingerte an seinem Schnurrbart. »Mit großer Wahrscheinlichkeit. Sollten die beiden Hofmagier bereit sein, die Situation mit mir zu besprechen, bin ich mir sicher, daß wir eine Lösung finden werden.«
»Es gibt nichts Besseres als den Goldstern!« zischte Granach.
»Die Hälfte meines Goldes!« protestierte der König. Flüsternd fügte er hinzu: »Vielleicht solltet Ihr alle gemeinsam den, äh – Turm besichtigen?«
Granach und Vizolea tauschten Blicke aus.
»Sehr gut, Mylord«, antwortete Vizolea. »Wünscht Ihr uns zu begleiten?«
»Euch begleiten?« Urfoos Gesicht verlor Farbe und Fassung. »Ist das denn unbedingt notwendig?«
Vizolea nickte, mit einem todtraurigen Lächeln im Gesicht. »Zum hundertsten Male, ja. Es steht explizit in der Zauberer-Charta, daß bei einem Besuch des Schatzes immer ein Mitglied der königlichen Familie anwesend sein muß.«
»Von Euch unterschrieben«, ergänzte Granach. »Unten auf der Seite mit Eurem Blut signiert.«
Urfoo schob seine Krone zurück, um sich die Stirn zu kratzen. »O Gott, wie konnte das geschehen?«
»Bitte entschuldigt, Mylord«, gab Vizolea mit demütig gesenkten Augen von sich, »aber Ihr habt eigenhändig die Vertragsbedingungen entworfen.«
Der König schluckte. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich muß Euch begleiten?«
Granach und Vizolea nickten. »Nur der Goldstern könnte Euch von dieser Pflicht entbinden«, setzte Granach noch hinzu.
»Und deshalb müßt Ihr wohl mitkommen!« erscholl die Stimme meines Meisters. »Morgen früh werden wir den Schatz in Augenschein nehmen.«
Urfoo, der allmählich immer tiefer in die Polster seines Thrones gesunken war, richtete sich wieder auf und lächelte. »Morgen?«
Ebenezum nickte. »Mein Lehrling und ich haben gerade eine beschwerliche Reise hinter uns. Es ist besser, sich dem Fluch im Tageslicht und mit einem klaren Kopf zu stellen.«
»Morgen!« erklärte Urfoo der Kühne. Er lächelte
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