Ein Magier in Nöten
magische Schwerter erwerben, bevor der Rest meiner Zunft ankommt?«
»Verdammnis«, grummelte Hendrek.
Urfoo rannte an uns vorbei. »In Ordnung! Ich denke über den Goldstern nach!« Eine blaue Kuh mit blutunterlaufenen Augen galoppierte hinter ihm her.
»Der Löwe von Lygthorpedia!«
»Die Gans von Grimola!«
»Aufhören! Aufhören! Es nimmt überhand!« Ebenezum krempelte seine Ärmel zurück, bereit zum zauberischen Einsatz.
»Was ist mit dir, Bursche?« wandte sich Brax an mich. »Ich hab’ hier diesen schicken verzauberten Dolch, trifft immer ins Herz. Macht sich auch bestens als Brieföffner. Ich verschenke ihn beinahe. Brauchst nur hier unten zu unterschreiben.«
»Tabattens Tiger!«
»Tamboulens Thunfisch!«
»Zu viel!« rief Ebenezum und nieste den gewaltigsten Nieser, den ich je gesehen hatte. Papierfetzen regneten auf den frisch aus den Niederhöllen angekommenen Teufels-Thunfisch, und Ebenezum wurde von der Kraft des Rückstoßes gegen einen Sack mit Juwelen geschleudert.
Er bewegte sich nicht mehr. Er war ohnmächtig geworden.
»Verdammnis«, gab Hendrek von sich.
»Auf ein Neues«, sagte Brax nach einem Blick durch den Raum. »Vielleicht sollte ich dir besser eine Axt verkaufen.«
»Die Antilope von Arasaporta!«
Irgend jemand mußte das hier beenden! Also war wieder ich an der Reihe! Ich mußte die drei Exorzismen benutzen.
»Sneebly Gravich Etoa Shrudu…«, hub ich an.
»Der Elefant von Erasia!«
Warte einen Moment. Hieß es ›Sneebly Gravich Etoa‹ oder ›Etoa Gravich Sneebly‹? Ich entschied mich dafür, die andere Möglichkeit auch zu versuchen.
»Nun gut! Du forderst es ja förmlich heraus! Der Wal von Wakkanor!«
Mitten im Raum gab es eine Explosion. Anstelle eines materialisierten Wales befand sich dort ein lichtloses Loch.
Ebenezum rührte sich auf seinem Juwelenbett.
Brax sah sich über die Schulter, als die schwarze Leere größer wurde. »Teufel auch! Das muß gerade jetzt passieren, kurz vor einem Vertragsabschluß. Auf bald in den Niederhöllen!« Der Dämon verschwand.
Es war plötzlich sehr still in dem Raum. Die beiden anderen Zauberer hatten mit den Beschwörungen aufgehört, und alle dämonischen Kreaturen, Krabben und Kühe, Tiger und Thunfische, beobachteten gebannt das expandierende Loch.
Ebenezum schlug die Augen auf. »Ein Vortex!« schrie er. »Eile tut not! Wir können es noch schließen, wenn wir zusammenarbeiten!«
Ein Windstoß kam auf und wurde in die Leere gesaugt. Die Geschöpfe der Niederhöllen, Hähne und Schwäne, Mäuse und Läuse, wurden in die Dunkelheit gezogen.
Granach und Vizolea gestikulierten wild auf das Schwarze Loch zu.
»Zusammen!« brüllte Ebenezum. »Wir müssen zusammenarbeiten!« Dann begann er zu niesen. Er zog seine Gewänder vors Gesicht und zog sich von dem Vortex zurück. Es hatte keinen Zweck. Er krümmte sich zusammen, ein Opfer seiner heimtückischen Krankheit.
Die Dunkelheit verschluckte nun die Juwelen und die Goldsäcke. Und auch ich konnte fühlen, wie sie an mir zog. Granach schrie auf und wurde hereingezogen. Vizolea kreischte und war verschwunden. Die Schwärze kam auf Hendrek und den König, mich und meinen Meister zu.
Ebenezum warf seine Roben zurück und schrie ein paar Worte gegen den wachsenden Sturm. Ein Goldbarren schlitterte an mir vorbei und wurde verschluckt. Ebenezum vollführte eine magische Geste, und das Vortex schrumpfte zusammen. Er gestikulierte weiter, und es war nicht mehr größer als ein einzelner Mann.
Dann nieste Ebenezum erneut.
»Verdammnis!« schrie Hendrek. König Urfoo, die Augen weit aufgerissen in namenloser Furcht, rutschte in Richtung Vortex über den Boden.
Der Krieger und ich stemmten uns gegen den Wind, um ihm zu helfen. Juwelen klickerten an unseren Füßen vorbei und waren auf immer verloren. Ich schob eine Kiste über das gähnende Loch in der Hoffnung, es so abzudecken, doch sie wurde ebenfalls eingesaugt.
»Mein Gold!« jammerte Urfoo, während er auf das Loch zurollte. Ich erwischte einen Fuß, Hendrek den anderen. Ich bemühte mich, auf den in Richtung Leere kullernden Juwelen einen festen Stand zu erlangen, rutschte jedoch aus und fiel in den Krieger.
»Verdamm-fff!« brüllte er, als er die Balance verlor. Er fiel nach hinten in das Loch.
Der Wind legte sich. Hendrek bewegte sich nicht mehr, halb war er hier und halb irgendwoanders. Er hing im Loch fest.
Ebenezum schneuzte sich. »So ist’s besser.« Er rezitierte einige Zaubersprüche, schneuzte sich
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