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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Unglücklicherweise wurden sie zu habgierig und arbeiteten nicht mehr zusammen – du hast ja gesehen, was daraus entstanden ist. Sie zogen sogar in Erwägung, den Goldsternspruch auf drei Arten zu vollziehen. Und zum Schluß schlug Vizolea sogar vor… obwohl« – mein Meister hüstelte dezent – »ich normalerweise nicht an solchen Aktivitäten teilnehme.«
    Er sah die verlassene Straße hinauf und wieder zurück, um dann in seinen feuchten Umhang zu greifen und einen Goldbarren herauszuziehen. »Gut. Ich dachte schon, ich hätte ihn auf unserer Flucht verloren. Ich habe so viele Schichten Stoff über mir, daß ich ihn nicht mehr spüren konnte.«
    Ich starrte ihn an, während er den Barren wieder versteckte. »Wie habt Ihr ihn bekommen? Der Boden der Schatzkammer war doch vollkommen leergesaugt!«
    »Der Boden, ja.« Der Zauberer nickte. »Das Innenfutter meiner Robe, nein. Ein Magier muß im voraus planen, Wunt. Und von Zauberern erwartet jedermann, daß sie einen gewissen Lebensstandard pflegen.«
    Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hätte besser nie an meinem Meister gezweifelt.
    Ebenezum starrte durch den nicht enden wollenden Regen. »Die Dinge sind im Fluß, Wuntvor«, sagte er nach einem Moment des Nachdenkens. »Ich hatte nicht erwartet, daß wir so früh auf eine solche Ansammlung von magischer Aktivität stoßen würden.«
    »Wir hatten also Glück?« fragte ich.
    »Vielleicht. Wir hatten auch in den letzten Monaten in unserer Hütte Glück. Ein halbes Dutzend hochbezahlte Aufträge, die alle irgendwie mit den Niederhöllen zusammenhingen. Das alles hat uns schneller auf unseren Weg nach Vushta befördert, als ich angenommen hatte.«
    Der Magier blickte zum Himmel. Das Regenwasser spritzte von seinen Wangenknochen ab und rann in Bächlein seinen Bart herunter. »Oh, wenn ich nur einen Wetterspruch riskieren könnte! Aber für heute habe ich die Nase voll. Noch einen Nieser, und meine Nase wird wahrscheinlich explodieren.«
    Mein Meister machte zwar schon Scherze über seine Behinderung, aber ich hätte schwören können, daß sie ihn immer noch bekümmerte. Ich tat mein Bestes, um das Thema zu wechseln.
    »Erzählt mir von Vushta«, bat ich ihn.
    »Ah, Vushta, du Stadt der tausend verbotenen Lüste!« Die Stimmung des Zauberers schien sich plötzlich zu heben. »Wenn ein Mann keine Vorsicht walten läßt, kann die Stadt ihn im Handumdrehen verändern.«
    Darauf hatte ich alle meine Hoffnungen gesetzt. Ich bat meinen Meister, mehr zu erzählen.
    »Laß uns heute nacht nicht mehr über Magie und verzauberte Städte reden.« Mehr wollte er nicht sagen. »Unser Glück wird uns nicht verlassen. Mich dünkt, ein trefflicher Handelsmann ist schon zu unserer Rettung erschienen.«
    Tatsächlich hatte ein geschlossenes Gefährt am Rande der Straße angehalten. Möglicherweise wartete doch eine trockene und angenehme Nacht auf uns.
    »Braucht ihr eine Mitfahrgelegenheit?« rief der Fahrer. Wir kletterten auf das Gefährt.
    »Eine scheußliche Nacht«, fuhr der Fahrer fort. »Ich werde euch ein Liedchen vorsingen, um eure Stimmung zu heben. Ich bin nämlich ein fahrender Sänger.«
    Ebenezum sah alarmiert aus seiner Kapuze hervor und drehte dann sein Gesicht ab, so daß es sich im Schatten verlor.
    »Was wäre wohl passend?« Der Barde zog an den Zügeln seines Maultiers. »Ah! Etwas geradewegs aus der ewigen Nacht der Niederhöllen! Ich werde euch ein Lied über den tapfersten Zauberer in der ganzen Welt singen, ein Typ aus dem Waldland, der Gegend um Gurnish. Hm… Neebednuzum heißt er, glaube ich. Nun, die Geschichte ist ziemlich lang, aber ich denke mir, daß ihr von der Tapferkeit des Helden ganz ergriffen sein werdet.«
    Bei der dritten Strophe war Ebenezum eingeschlafen.

 
Kapitel Fünf
     
     
Der Durchschnittsgeist ist ein bei weitem vielschichtigeres und interessanteres Individuum, als man gemeinhin annimmt. Nur weil jemand Ketten hinter sich herschleppt oder weil sein Haupt dauernd in Flammen steht, muß er nicht notwendigerweise ein niedrigeres Wesen sein. Viele Geister, besonders solche, deren Köpfe nicht abgetrennt sind und die Münder zum Sprechen besitzen, sind sogar recht gute Gesprächspartner und verfügen meistens über einen netten Vorrat an andersweltlichen Geschichten. Darüber hinaus pflegen Geister durchweg die glückliche Angewohnheit zu haben, bei Tagesanbruch zu verschwinden, eine Angewohnheit, die manchen lebenden Bekannten und Verwandten nur zu trefflich zu Gesicht stünde.
    - aus

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