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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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auf Hendreks gepanzerten Bauch gezielt war. Der Fuß traf jedoch auf Schädelbrecher, den Hendrek noch hatte herumschwingen können, um seine lebenswichtigen Organe zu schützen. Ich vernahm das Geräusch eines Baumes, der durch den Wald niederbricht.
    Der Händler versuchte, Hendrek mit seinen Fäusten abzulenken, doch wohin auch immer seine Schläge gingen, Schädelbrecher war schon vor ihnen dort. Die Keule schien mit den langen Armen des Kriegers verwachsen zu sein, eine Art von zusätzlichem Gelenk, das seine Kraft und Reaktionsfähigkeit verdoppelte.
    Oder war es vielleicht so, schoß es mir durch den Kopf, daß eher die Keule den Mann kontrollierte? Nach meinen vorherigen Erfahrungen mit dem Krieger hatte Hendrek eigentlich eher einen Hang zur Ungeschicklichkeit gehabt. Doch nun, als die große Keule in seinen Händen blitzte, als er die ununterbrochenen Angriffe des Händlers parierte, nun schien der Kämpfer fast zu tanzen, schien abenteuerliche Pirouetten zu drehen, eine ungeahnte Abwehr, ein unerwarteter Angriff, wieder eine Verteidigung. Mit der Keule in seinen Händen wirkte Hendrek wie verzaubert. Der Händler des Todes war ein äußerst fähiger Assassine, doch in Hendrek stand ihm die personifizierte Magie gegenüber.
    Trotzdem schien sich der Händler sehr zu amüsieren. Mit jedem Hieb Schädelbrechers lachte er, und auf seinem Antlitz lag ein Lächeln, das so unschuldig war wie das eines Kindes.
    »Urracht gegen Magie!« rief er schließlich. »Es ist ein faires Spiel, aber jetzt ist es an der Zeit, die Regeln zu ändern!«
    Er lachte wieder, sprang zur Seite, stieß sich mit den Händen ab und landete hinter dem Krieger wieder auf seinen Füßen. Hendrek wirbelte herum, um sich zu verteidigen, doch der Händler stand nun drohend über dem bewußtlosen Ebenezum.
    »Wenn ich den verzauberten Krieger nicht töten kann«, bemerkte der Mörder, »dann werde ich eben mit dem Zauberer vorlieb nehmen. In meinem Beruf muß man flexibel sein.«
    Drohend hob Hendrek seine Keule.
    »Ich glaube, daß ich mich gegen Euch verteidigen und gleichzeitig eine zweite Person töten kann«, fuhr der Händler fort. »Ja, das ist eine wahre berufliche Herausforderung.« Er lächelte auf den in sich zusammengesunkenen Zauberer herab.
    Wachsam näherte sich Hendrek dem Händler, der sich hinkniete und eine riesige Hand um das Genick meines Meisters legte. Doch beide hielten in ihren Bewegungen inne und sahen zu mir herüber, als ich hektisch mit den Ellbogen zu flattern und den ›Glücklichen-Holzfäller-Song‹ zu pfeifen begann.
    Riesige Mengen von Makrelen schwebten plötzlich einige Handbreit unterhalb der gewölbten Decke der Halle. Ich hatte meinen Zugriff auf die Fischwelt nicht verloren! Und dann regnete es Makrelen, genauer gesagt seit drei Tagen tote Makrelen, auf den Händler, auf Hendrek, auf Ebenezum und mich selbst. Heemat und Snarks schienen sich zurückgezogen zu haben. Mir fiel auf, daß ich sie seit unserem Kampf mit den Eintreibern nicht mehr gesehen hatte.
    Ich mußte schnell handeln, solange die anderen noch überrascht waren und solange der strenge Geruch von verfaultem Fisch nicht auch mich selbst überwältigte. Ich schlitterte über Berge von Schuppen dorthin, wo ich Ebenezum zum letzten Mal gesehen hatte.
    Der Händler war verschwunden. Offensichtlich hatte er in einer vergeblichen Suche nach Frischluft das Weite gesucht. Doch ein zauberisches Stöhnen drang an mein Ohr – tief aus dem Innern jenes pestilenzartig stinkenden Grabhügels. Auf der anderen Seite der Halle war eine auf- und niederfahrende Keule zu sehen, als Hendrek sich einen Weg durch die angehäuften Fischkadaver bahnte.
    »Schnell, Hendrek!« rief ich ihm zu. »Hilf mir, Ebenezum in Sicherheit zu bringen!«
    Mit wahrhaft vulkanischer Eruptionskraft entsprang Hendrek, die Keule hoch über dem Kopf erhoben, den Makrelen.
    »Verdammnis!« schrie er, während ich mir einen Weg zu dem makrelenverschütteten Ebenezum hinabbuddelte. Sobald Hendrek an meiner Seite war, zogen wir mit vereinten Kräften den Zauberer aus den Fischleichen.
    »Wir müssen ihn in sein Zimmer zurückbringen«, stöhnte ich und packte Ebenezum bei den Füßen.
    »Niemals!« widersprach Hendrek mit Verve. »Wir müssen diesen verfluchten Ort verlassen. Dieser Finstermann von Assassine lungert noch irgendwo herum. Je eher wir hier wegkommen, desto besser!« Er hob Ebenezums Kopf und Schultern so schnell und mühelos an, wie ich vielleicht ein Stück Pergament

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