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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hochheben würde. Der Krieger wandte sich um und bahnte sich seinen Weg durch die Makrelen.
    Ebenezum machte sich durch ein Stöhnen bemerkbar; langsam hob er die schweren Lider. Als er schließlich sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Krächzen.
    »Der ›Glückliche-Holzfäller-Song‹«, war alles, was er sagen konnte.
    Ich nickte. »Etwas anderes fiel mir unter diesen Umständen nicht ein.«
    Der Magier stierte auf den Boden. »Offensichtlich war es ja ganz erfolgreich.« Er schniefte. »Nur in solchen Augenblicken weiß ich die Vorteile meiner Krankheit zu schätzen.«
    Ich bot alles an Willenskraft auf, um nicht an den Geruch zu denken, der schon damals, als ich ihn unter freiem Himmel beschworen hatte, nicht angenehm gewesen war, nun jedoch in dem geschlossenen Raum einfach überwältigend wirkte. Ja, ich versuchte überhaupt nicht zu atmen. Aber wenn ich jetzt nicht innerhalb der nächsten Sekunden frische Luft bekäme, würden der Fisch und ich uns in gewisser Hinsicht sehr viel näher sein.
    »Seht!« rief Hendrek aus. »Eine Treppe!« Der Krieger führte uns zu einer dunklen Säulenhalle, von der tatsächlich eine Treppe in noch tiefere Dunkelheit hinabführte.
    Ebenezum bestand darauf, daß er wieder alleine gehen könne. Also setzten wir ihn zwischen uns ab und ließen den Keulenkämpfer die Vorhut bilden. Die Dunkelheit um uns herum vertiefte sich noch, während wir auf Stufen, die sich in endlosen Jahren abgeschliffen hatten, nach unten stiegen. Ich war gezwungen, mich an Ebenezums Roben festzuhalten, so wie Ebenezum seinerseits eine Hand gegen Hendreks gerüsteten Rücken preßte. Als wir endlich an einem Absatz anlangten, war die Finsternis um uns vollständig.
    Hendrek pochte gegen etwas Hölzernes.
    »Verdammnis!« war sein Kommentar zur Lage.
    Vor uns öffnete sich eine Tür. Wir wurden durch strahlendes Fackellicht geblendet.
    »Endlich!« vernahm ich Heemats fröhliche Stimme. »Unsere Gäste sind da! Lasset die Show beginnen!«

 
Kapitel Dreizehn
     
     
Gewisse Vergnügungen können zum größten Problem eines Zauberers werden. Wenn man sowieso alles beschwören kann, was das Herz begehrt, mit was soll man sich da noch vergnügen?
Verschiedene Zauberer bevorzugen naturgemäß auch ganz verschiedene Lösungen für den oben genannten Problemkomplex. Ein Bekannter von mir entschloß sich dazu, durch ein Fitneßprogramm seine körperliche Tüchtigkeit zu stärken, mußte jedoch zu seinem Leidwesen feststellen, daß seine neugewonnenen Muskeln mitten in einer Beschwörung seine zauberlichen Roben sprengten. Ein anderer Magier entschied sich dafür, das Zusammenspiel von Zunge und Zähnen dahingehend zu perfektionieren, daß er jeden erdenklichen Insektenlaut nachmachen konnte. Dies gelang ihm so gut, daß man ihn eines Morgens auffand, erstickt von sechstausenddreihundertundzwei liebestollen Laubheuschrecken. Dann war da noch der Zauberer, der sich um die Verbesserung der Beziehungen zwischen Mensch und Schaf bemühte… doch davon schweigen wir lieber aus Pietätsgründen.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XLIV
     
    Einer von Heemats zahlreichen Assistenten geleitete uns an einen Tisch in der Mitte dieses neuen Raumes, der sehr groß zu sein schien. An drei Wänden waren ungefähr alle zwanzig Fuß Fackeln aufgehängt, doch der Teil, den wir nun durchschritten, war nur spärlich erleuchtet. Der Raum schien viele Menschen zu beherbergen, von denen einige Eremiten und andere Reisende wie wir selbst waren. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nicht so viele Menschen auf einem Fleck gesehen. Ich entdeckte, daß mich die Gegenwart von so vielen Menschen fast so nervös machte wie ein Amphitheater voller Geister. Ein flüchtiger Gedanke glitt durch meinen Sinn: Würde es in Vushta genauso sein? Was wäre, wenn ich bei meinem Eintritt in die Stadt der tausend verbotenen Lüste von fünfhundert Menschen umringt würde? Schlimmer noch, was wäre, wenn ich von fünfhundert jungen Frauen umringt würde, alle jung und schön, mit langem roten Haar, das wie eine Kaskade über ihre Schultern und ihre Rückseiten flösse, und alle, alle würden sie etwas von mir wollen?
    Nun, irgendwie würde ich es ertragen, und sei es auch nur für meinen Meister.
    »Euer Tisch, meine Herren.« Unser vermummter Führer wies auf drei leere Plätze an einem kleinen runden Tisch, an dem ein Stuhl bereits besetzt war. Sogar in der spärlichen Beleuchtung konnte ich an der Statur des Mannes erkennen, wer es

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