Ein magischer Walzer
erwiderte Sebastian unverblümt. „Das gefällt mir nicht.“
„Ah, aber das liegt nur daran, dass du die Brillanz meines Plans noch nicht durchschaut hast“, informierte ihn Giles. „In der Zwischenzeit werde ich Lady Elinore mehr und mehr Aufmerksamkeit zuwenden und sie so von dir ablenken.“
Sebastian schnaubte. „Oh ja. Sie würde sich wesentlich besser Vorkommen, wenn sie von zwei statt nur einem Herrn fallen gelassen wird.“
„Nein“, widersprach Giles geduldig. „Da zwei so schneidige Kerle wie wir ihre Gesellschaft gesucht haben ...“ Er schaute seinen Freund kritisch an und verbesserte sich: „Nun gut, wenn ein schneidiger junger Mann und ein gesitteter, solider Kerl wie du ihre Gesellschaft suchen, wird das Lady Elinore zu einem gewissen Ansehen verhelfen. Nachdem sie zuerst dich - unermesslich reich, wenn auch ein wenig unbeholfen - und dann mich - einen anerkannten Connaisseur weiblicher Reize - gefesselt hat, wird sie auch bei anderen Aufmerksamkeit erregen. Sie werden glauben, sie müsse interessanter sein, als sie auf den ersten Blick wirkt, und ihre Bekanntschaft suchen.“
„Und wenn nicht?“
„Vertrau mir, mein Lieber, sie werden. Ich weiß, es mag dir ein wenig unbescheiden Vorkommen, aber wohin ein Bemerton führt, werden andere folgen.“
„Hört sich albern an. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Herren der guten Gesellschaft sich um einen kleinen, grau gekleideten Blaustrumpf scharen. Außerdem hat dein Plan noch ein weiteres Riesenloch: Lady Elinore mag dich nicht.“ Giles war gekränkt. „Mag mich nicht? Mich? Was für ein Unsinn! Natürlich mag sie mich. Alle Welt mag mich.“
Sebastian grinste. „Schon, aber sie ist eine Frau, die ihre eigenen Wege geht. Ich meine mich zu erinnern, dass sie einmal mit dir getanzt hat - mit dir! Und wie du selbst erzählt hast, hat sie keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie dich abstoßend fand. Und später hat sie dich nicht einmal wiedererkannt - dich!“
Giles winkte ab. „Pah! Sie hat mich erkannt. Das war doch nur weibliche List!“
„Sah mir aber gar nicht danach aus. Sie scheint nicht der Typ Frau zu sein, der zu weiblichen Listen greift. Das wäre nicht rational.“
Abfällig schnaubte Giles und erklärte finster: „Glaub mir, Bastian, alle weiblichen Wesen wenden weibliche Listen an. Von dem dreijährigen Mädchen bis zu hundertjährigen Nonnen, höre auf meine Worte.“
„Hat dir mehrmals, soweit ich weiß, einen Rüffel erteilt“, erinnerte ihn Sebastian. „Auch neulich schien sie nicht allzu glücklich über deine Bemerkungen im Waisenhaus. Ist dir bestimmt dreimal praktisch ins Gesicht gesprungen.“
„Unsinn! So ein zierliches Geschöpf könnte ohnehin kaum Schaden anrichten“, tat Giles den Hinweis ab.
„Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dir jedenfalls nicht vorwerfen“, murmelte Sebastian.
Giles verkündete hochnäsig. „Du kannst gerne spotten, aber Eifersucht ist das Kennzeichen der Kleingeister, Reyne. Bemertons siegen - das ist das Familienmotto. Du magst keine ernsthaften Rivalen im Geschäftsleben haben, ich hingegen bin unübertroffen in Herzensangelegenheiten. Und ich - ich verstehe Frauen.“
Sebastian wölbte seine Augenbrauen. „Berühmte letzte Worte.“
„Pah! Ungläubiger Thomas! Jetzt geh und versuch, Miss Hope mit deinem zweifelhaften Charme zu erobern. Lady Elinore kannst du getrost mir überlassen!“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Reyne. Wir kommen nicht zu spät“, versicherte ihm Lady Elinore, während sie in einem grauen Samtumhang die Treppe hinabstieg. „Niemand ist pünktlich in der Oper.“
Warum? Seiner Ansicht nach war das idiotisch, eine Loge für den Abend zu mieten war schließlich nicht billig. Warum für etwas bezahlen und es dann nicht ganz nutzen? Er verstand die gute Gesellschaft einfach nicht.
„Genau genommen, werden wir sogar unmodisch früh da sein.“ Sie zog sich ein Paar langer grauer Abendhandschuhe an. „Aber mir gefällt das, weil ich es hasse, den Anfang einer Geschichte zu verpassen. Geht es Ihnen auch so?“
Sebastian nickte, fühlte sich ein wenig besser. Wenn eine Oper auch eine Geschichte hatte und nicht nur Gesang, war es vielleicht gar nicht so übel.
In der Kutsche bemerkte Lady Elinore: „Meine liebe Mutter billigte die Oper gar nicht. Sie hielt sie aufgrund der unmäßig geäußerten Leidenschaft für vulgär. Und das stimmt schon, aber ich empfinde die Musik als erhebend. Und Cosi ist einfach
Weitere Kostenlose Bücher