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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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gut, nicht wahr, Liebling?“
    Er zog sie fest an sich, und die Qual in seinem Herzen war ihm ins Gesicht geschrieben. „Du kannst dir denken, was ...“
    Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und nahm seine Hände. „Sebastian, du musst es sie erzählen lassen. Alles. Egal, wie hässlich, schmerzlich oder entsetzlich. Diese Kinder müssen es aussprechen dürfen. Dann erst können sie es verwinden und heilen.“
    Er dachte über ihre Worte nach, sein Gesicht gramzerfurcht. Schließlich schüttelte er den Kopf. Mit heiserer Stimme sagte er: „Ich kann nicht ... ich kann es nicht ertragen, es zu hören. Es tut nicht gut, eine schmerzliche Vergangenheit aufzuwühlen. Man soll sie besser ruhen lassen.“
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte seinen Kopf an ihre Brust. „Nein, mein Liebster. Wenn du das tust, wird es in dir und ihnen schwären, und deine Schuldgefühle und ihre Scham werden wachsen. Zwischen dir und deinen Schwestern wird ein Abgrund bleiben, der nie überwunden wird. Du musst sie anhören, zum Wohl von euch allen dreien.“
    „Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, zu wissen, dass ich verantwortlich bin für das, was geschehen ist... ich! Es war meine Schuld!“ Er stöhnte.
    Sie seufzte. „Ja, genauso wie es Cassies Schuld ist, dass Dorie entführt wurde.“
    Entsetzt blickte er auf. „Nein. Es war nicht Cassies ...“
    Sie schüttelte ihn: „Du warst etwa genauso alt wie Cassie jetzt, als deine Schwestern verschwanden, Sebastian!“
    Er schwieg.
    Sie strich ihm übers Haar. „Du musst dir selbst verzeihen, Liebster. Alle anderen haben es schon.“
    „Vielleicht“, antwortete er langsam. „Aber ich ertrage es nicht, alle Einzelheiten zu hören. Sie sind meine Schwestern. Kinder. “
    Sie streichelte sein Gesicht und hauchte einen Kuss auf sein gesenktes Haupt. „Dann, Liebster, bleib hier. Ich werde es für dich anhören. Die Mädchen müssen es aussprechen, und irgendjemand muss ihnen zuhören.“ Sie küsste ihn noch einmal. „Bleib hier, Lieber. Ich hole dich, wenn es vorüber ist.“
    Sie hatte vielleicht sechs Schritte in Richtung Tür gemacht, als er bedrückt erklärte: „Nein, warte. Ich komme selbst.“
    Er blieb neben ihr stehen. „Du bist stärker, als ich glaubte.“ Sein Lächeln war zittrig. „Was hast du neulich gesagt? ,Wenn es diesen Kindern gelungen ist, das Schändliche zu überleben, das ihnen von anderen angetan wurde, dann kann ich es wohl ertragen, davon zu hören.“ Er nahm ihre Hand, und sie kehrten in den Salon zurück, wo die Mädchen sie mit besorgten Mienen erwarteten.
    „Erzähl uns alles, Cassie. Miss Hope hat mich überzeugt, dass wir alles offenlegen müssen. Was auch immer ihr sagt, es wird nichts ändern, Cassie. Du und Dorie, ihr seid meine Schwestern, und ich liebe euch. Nichts, das geschehen ist, kann daran etwas ändern, nichts.“
    Hope stand auf und kniete sich vor das Sofa. Sie nahm Cassies und Dories Hände in ihre und erklärte voller Wärme und Herzlichkeit: „Und ich habe euch beide wie Schwestern lieben gelernt. Alles, was ihr sagen werdet, wird diesen Raum nicht verlassen, das verspreche ich.“
    Er starrte sie an. Was hatte er getan, um diesen Engel zu verdienen? Er kam zu ihr und kniete sich neben sie. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und wartete. Cassie schaute Dorie an, zögerte.
    „Albert hat nicht nur das Wirtshaus verkauft“, begann Dorie mit ihrer klaren Stimme. „Er hat auch uns verkauft.“
    Es war wie ein Tritt gegen die Brust. Seit Monaten hatte er es gewusst, aber es ausgesprochen zu hören tat viel mehr weh, als er für möglich gehalten hätte.
    Cassie fuhr fort: „Er hat uns nach London auf eine Auktion gebracht. Angeblich wollte er uns Arbeit beschaffen, weil wir so fleißig wären.“
    „Aber er hat uns an eine Frau verkauft, der ein Bordell gehörte.“
    Dories sachlicher Ton entsetzte ihn. Nur wenige Zwölfjährige wussten überhaupt, was ein Bordell war. Sebastian wappnete sich für den Rest. Schließlich hatte er es lange schon vermutet. Seit dem Augenblick, in dem er erfahren hatte, dass die meisten Waisenmädchen aus der Tothill-Fields-Anstalt aus Kinderbordellen kamen, hatte er es gewusst. Und das Wissen hatte innerlich an ihm genagt.
    Doch wenn sie ertragen hatten, was ihnen angetan worden war, dann würde er es ertragen, davon zu hören. Er hielt Hopes Hand fester. Sein Leben, sein Rettungsanker.
    „Wir haben versucht wegzulaufen, aber Tante Sadie - so sollten wir sie nennen -

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