Ein magischer Walzer
Cassie und Dorie zwischen Sebastian und Hope.
Cassie antwortete; sie war es einfach gewohnt, für sie beide zu sprechen. „Sie haben uns zum Richter gebracht, und er hat uns lauter Fragen gestellt, und ich habe ihm alles erzählt, und er hat gesagt, Tante Sadie müsse ins Gefängnis. Aber sie wussten nicht, wo Albert war, daher konnten sie ihn nicht auch bestrafen.“
„Und als er herausfand, dass wir keine Familie haben, hat er uns ins Fields geschickt.“
„Ins Fields?“
„In dieTothill-Fields-Anstalt für Mittellose Mädchen“, erklärte Cassie. „Da waren wir - ich weiß nicht genau - etwa zwei Monate lang.“
„Da habe ich sie schließlich gefunden“, warf Sebastian ein. „Oder, genauer gesagt, Mr. Black hat sie dort für mich aufgespürt. “
„Oh!“, rief Hope. „Darum also hast du ...“
„Das Waisenhaus gekauft? Ja“, sagte Sebastian und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. Er war ihr absichtlich ins Wort gefallen, weil er wusste, was sie zu sagen beabsichtigte. Aber er wollte nicht, dass seine Schwestern von der Teegesellschaft erfuhren oder mit ihren früheren Mitbewohnerinnen zusammentrafen. Sie sollten auf keinen Fall mit der Tothill-Fields-Anstalt in Verbindung gebracht werden.
Er fügte hinzu: „Lady Elinore weiß nicht, dass sie dort waren. Sie wurden als Carrie und Doreen Morgan geführt, nicht als Cassandra und Eudora Reyne. Sie hat sie nie getroffen. Lady Elinores Mutter lag im Sterben, sodass sie in der Zeit das Waisenhaus nicht besuchte.“
Plötzlich musste Sebastian daran denken, was gewesen wäre, wenn Lady Elinore es herausgefunden hätte. Hätte sie seine Schwestern als gefallene Mädchen behandelt, die der Besserung bedurften?
Er blickte zu Hope, die auf dem Boden saß und seine Schwestern umarmte, sie mit bedingungsloser Liebe umgab, und sandte ein weiteres Dankgebet zum Himmel.
Nach einer Weile sagte Hope: „Nun, ich weiß nicht, was ihr Mädchen meint, aber ich denke, eine Feier ist angesagt.“ „Feier?“, fragte Cassie.
„Aber sicher“, erwiderte Hope voller Überzeugung. „Wir haben eine ganze Reihe von Sachen zu feiern. Erst einmal Dories Rettung aus den Fängen des hinterhältigen Albert Watts.“ Während sie sprach, zählte sie an den Fingern ab. „Und die Rückkehr von Dories Stimme. Und wir müssen natürlich auch euer geniales Entkommen aus dem Haus der schrecklichen Tante Sadie würdig begehen. Außerdem gab es heute noch eine Premiere.“ Alle blickten sie an.
Augenzwinkernd erklärte sie: „Ihr habt heute beide zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen. Daher schlage ich für heute Nachmittag einen Ausflug zu Astley’s Amphitheater vor, wo wir uns eine der spektakulären Vorstellungen ansehen. Ihr könnt dort hervorragende Reiterinnen sehen, die mich fasziniert haben, seitdem ich das erste Mal in London war.“
Sie fing Sebastians Blick auf und fügte übermütig hinzu: „Nicht, natürlich, dass ihr sie nachahmen solltet. Es macht aber ungeheuren Spaß, ihnen zuzuschauen. Und eine Sache ist mir völlig klar: Keiner von uns hatte genug Spaß in der Kindheit, daher ist es unsere Pflicht, das nach Kräften nachzuholen.“ Anmutig erhob sie sich. „Ich werde jetzt nach Hause gehen, mich umziehen und meine Schwestern holen, und ihr zieht euch auch um. Um zwei Uhr kommt ihr mit eurer Kutsche und holt uns ab. Und nach der Vorstellung bei Astley’s lädt uns euer Bruder auf ein Eis zu Gunter’s ein. Was meint ihr?“
„Ja, bitte!“, riefen beide Mädchen begeistert, alle Gedanken an vergangene Schrecken wie weggewischt. Erst jetzt begriff Sebastian, was sie bezweckte. Sie hatte ihnen Kindlichkeit und Unschuld zurückgegeben. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sie in Watte gepackt und vermutlich geglaubt, sie müssten sich erholen, vielleicht schlafen. Sie dagegen schlug ihnen einen Ausflug vor und eine Belohnung, erlaubte ihnen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Seine wunderschöne, wunderbare Wunderfrau. Es war kein Zufall, dass sie Hope hieß. Sie war seine Hoffnung, jetzt und für immer.
Die Mädchen liefen aus dem Zimmer, um sich für den Ausflug fertig zu machen, und Sebastian und Hope blieben allein im Zimmer.
„Ich dachte, es wäre so viel schlimmer“, erklärte er abgehackt. „Ich dachte ..."
Sie hob den Arm und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Ich weiß. Mir ging es auch so.“
„Sie sind etwas ganz Besonderes, nicht wahr? Und ich habe dir noch gar nicht gedankt, dass du Dorie gerettet hast“, sagte
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