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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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blickenden Freund neben sich. In ihrem Magen schien sich ein Loch aufzutun, und sie konnte einen Moment nicht richtig atmen. Er verschlang sie mit seinem Blick. Gebannt starrte sie zurück.
    „Giles, wie reizend, Sie zu sehen.“ Mrs. Jenner eilte geschäftig herbei. Ihr breites Lächeln wurde durch das kriegerische Funkeln ihrer Augen Lügen gestraft. „Wie geht es Ihrer lieben Mutter? Sie wünschen mit Miss Merridew zu tanzen. Selbstverständlich, lieber Junge.“ Sie ergriff Hopes Hand und legte sie mit sanfter Gewalt in Mr. Bemertons.
    Aber Giles Bemerton, so wohlerzogen er auch war, war jeder Anstandsdame gewachsen. „Es ist mein Freund Mr. Reyne, der mit Miss Merridew tanzen möchte. Was für eine Freude, Sie wiederzusehen, Mrs. Jenner. Lassen Sie uns unsere Bekanntschaft auffrischen, während wir tanzen. Was sagen Sie?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er die verdutzte Anstandsdame auf die Tanzfläche, ließ Hope allein mit einem ernst blickenden Sebastian Reyne zurück.
    Aus der Nähe wirkte er noch größer und einschüchternder. Seine Augen waren grau, von dichten dunklen Wimpern gesäumt, sein Blick war eindringlich. Hope wich zurück.
    „Miss Merridew.“ Seine Stimme war leise und tief und schien in ihr widerzuhallen. „Gewähren Sie mir die Ehre dieses Walzers?“ Er hielt ihr seine Hand hin.
    Hope zögerte, betrachtete zweifelnd seine große, narbige Hand und seine kräftige Gestalt. Seine körperliche Überlegenheit war beunruhigend, aber er hatte etwas an sich, das sie faszinierte. Die wartenden Gentlemen bemerkten ihr Zögern und drängten vorwärts, um sie selbst aufzufordern. In dem Augenblick entschied Hope sich. „Ja, Mr. Reyne.“
    Jemand hätte ihn warnen sollen. Irgendjemand - der Tanzlehrer oder Giles - hätte ihn warnen müssen, dass es eine Sache war, mit einem kleinen, ältlichen Franzosen durch einen leeren Raum zu wirbeln, aber eine ganz andere, mit Miss Merridew zu tanzen.
    Unbeschreiblich, unglaublich anders.
    Als er sie berührte, verflog sein Gefühl für Rhythmus. Sie streckte ihre rechte Hand aus - ihr Arm war wunderschön. Sekundenlang starrte er sie an, wie verzaubert, ehe er sich zusammenriss. Er ergriff ihre Finger und war sich überdeutlich des Kontrastes bewusst - ihre weiche, zarte Hand in seiner großen, hässlichen Faust. Wie ein Ungeheuer kam er sich vor. Dann legte er seine andere Hand auf ihre Taille und spürte durch den dünnen Stoff ihre seidenweiche Haut. Und war wiederum verloren. Die Musik begann zu spielen. Sebastian stand stocksteif da, hielt sie in seinen Armen und versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen.
    Wie sollte er nur tanzen? Er sollte sie halten, aber es war ihm nicht gestattet, sie an sich zu ziehen. Leichtfüßig sollte er sich mit ihr durch den Saal drehen, dabei eine geistreiche Unterhaltung führen - wo er sich doch nichts mehr wünschte, als sie fest an sich zu pressen.
    Aus Angst, dass er sich vergaß, achtete er streng auf den korrekten Abstand und machte steif den ersten Schritt, als stürzte er sich von einer Klippe. Nur nicht nach unten schauen. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
    Er war sich ihrer Nähe überdeutlich bewusst. Ihre Berührung, so leicht sie auch war, rief etwas in ihm wach, ein Prickeln, das sich von ihrer Hand bis in seine Seele ausbreitete und Gefühle weckte. Gefühle, die er sein Leben lang unterdrückt hatte.
    Sebastian Reyne handelte nicht instinktiv. Logik und Vernunft waren das, worauf er sich immer verlassen hatte.
    Er begehrte sie.
    Begierden währten nicht lange, sagte er sich. Sie vergingen, wie dieser Tanz auch bald vergangen sein würde.
    Sie drehten sich; anmutig wirbelte sie in seine Arme, folgte mühelos den unausgesprochenen Befehlen seines Körpers.
    „Eigentlich ist es üblich, sich zu unterhalten, während man tanzt“, bemerkte eine sanfte Stimme von irgendwo unterhalb seines Kinnes.
    Unterhalten? Sebastian blinzelte. Unterhalten? Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was er sagen sollte. Und selbst wenn ihm die Worte einfallen würden, war er sich nicht sicher, ob seine Stimme ihm gehorchen und sie aussprechen würde. Sein Mund war trocken, seine Zunge dick, und jede Flaser seines Körpers reagierte auf sie. Er war vollkommen damit beschäftigt, das zu verbergen.
    „Ah. In der Tat. Nun gut, fangen Sie an“, gelang es ihm. Brillant!
    Ein leises Lachen drang an sein Ohr; es klang wirklich wie das perlende Wasser eines Springbrunnens.
    Als Antwort darauf verspannte sich sein ganzer

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