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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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bekämpfte den Drang.
    Vielleicht war sie erschütterter, als sie zugeben wollte. Vornehme junge Damen waren gewöhnlich sehr empfindlich. Miss Merridew war schlank und zierlich und sah zerbrechlich aus. Zweifelsohne war sie ihr Leben lang in Watte gepackt worden. Der Zwischenfall mit dem betrunkenen Lord hatte sie bestimmt aufgewühlt. Das war sicher auch der Grund, warum sie sich so an ihn lehnte und nicht daran dachte, wie ungehörig es war. Das musste der Grund sein. Niemals würde ein Mädchen wie sie einen Mann wie ihn ermutigen.
    Der primitive, unehrenhafte Teil seines Wesens wollte ihren Zustand ausnutzen, sie so lange wie möglich dicht an sich gezogen halten - am liebsten für immer. Der vernünftige Teil von ihm wusste, dass es eine alberne Fantasie war, und mahnte ihn, es sei seine Pflicht, ihren Ruf zu schützen. Er wich ein Stück zurück und sagte leise: „Sie müssen erschüttert sein. Soll ich Ihnen etwas holen - ein Getränk vielleicht? Oder möchten Sie den Rest des Tanzes lieber irgendwo sitzen?“
    Sie lachte. „Himmel, nein! Ich bin kein so empfindsames Geschöpf. Und ich möchte um nichts in der Welt auch nur einen einzigen Augenblick unseres ersten Walzers versäumen.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und erklärte: „Ich genieße ihn außerordentlich, Sie nicht auch?“
    Er stolperte und fluchte tonlos. Unser erster Walzer.
    Nicht einfach „unser Walzer“. Unser erster. Als sähe sie in ihrer Zukunft eine ganze Reihe von Walzern mit ihm. Als ob dieser erste Tanz ihr etwas bedeutete, so wie ihm. Sein allererster Walzer. Und vielleicht auch sein letzter. Er hatte bereits beschlossen, mit keiner anderen Frau je Walzer zu tanzen.
    Sebastian benötigte fast eine Minute, um seinen Rhythmus wiederzufinden - ihr Lächeln und ihre Worte hatten ihn seiner Konzentration beraubt -, aber er war auf seine Selbstbeherrschung stolz. So tanzten sie schon kurze Zeit später wieder schwungvoll durch den Saal. Er riskierte einen Blick in ihr Gesicht, um zu sehen, ob sie ihre Bemerkung über ihren ersten Walzer ernst gemeint hatte oder es nur eine höfliche Floskel gewesen war.
    Zu seiner Überraschung schaute sie ihn an, einen Ausdruck in den Augen, den er nicht deuten konnte. Zwei Grübchen erschienen auf ihren Wangen. Er blickte sich um, konnte aber nichts entdecken, das sie belustigt haben könnte. Fragend runzelte er die Stirn.
    Ihre Augen funkelten amüsiert. „Es ist alles in Ordnung. Es stört mich nicht, dass Sie plötzlich verstummt sind. Es ist schwierig zu tanzen und gleichzeitig zu reden. Das verstehe ich vollkommen, und ich verspreche, Sie nicht zu belästigen. Als ich auf meinem ersten Ball getanzt habe, war ich außer mir vor Sorge, meinem Tanzpartner auf die Zehen zu treten.“
    Ihre Stimme war voller Sympathie, aber ihre Worte störten Sebastian. Er tanzte fehlerlos. „Es ist nicht mein erster Ball.“ „Dann vielleicht der zweite?“ Ihre unglaublich strahlend blauen Augen glitzerten. Seine primitiven Instinkte antworteten ungestüm. Grimmig rang er sie nieder.
    Es stimmte, natürlich. Während er mit präzisen, genau bemessenen Bewegungen weitertanzte, fügte sie hinzu: „Ich habe auch erst vor kurzem tanzen gelernt. Monsieur Lefarge wäre fast ver-zweifelt, weil ich einfach nicht den Rhythmus halten konnte. Ich bin so ungeschickt.“
    Ungeschickt? Die Vorstellung, dass diese zierliche Elfe ungeschickt sein sollte, war lachhaft. Dann registrierte er auch den Rest ihrer Bemerkung und runzelte die Stirn. Lefarge. Das war der Name seines Franzosen.
    Ohne etwas zu merken, fuhr sie fort. „Ganz lange musste ich immer lautlos mitzählen: Eins-zwei-drei. Eins-zwei-drei.“ In ihre unwahrscheinlich blauen Augen trat ein träumerischer Ausdruck. „Fast war es Ironie des Schicksals, festzustellen, dass ich eine so ungeschickte Tänzerin war. So lange schon hatte ich mir verzweifelt gewünscht, Walzer tanzen zu lernen. Nach London zu gehen und in den Armen eines gut aussehenden Mannes zu tanzen war, worum sich all meine Träume drehten. “ Sie schaute ihn an, dann wandte sie den Blick ab und errötete.
    Das hatte eine unmittelbare Wirkung auf ihn. Erregung. Sebastian war entsetzt. So etwas war ihm noch nie in der Öffentlichkeit geschehen - nicht seit er ein Halbwüchsiger gewesen war. Er schloss die Augen, um sie zu unterdrücken.
    Um seine Verwirrung zu verbergen, platzte er mit der Frage heraus: „Sind Sie eigentlich Miss Hope oder Miss Faith?“ Er verfluchte sich im Stillen

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