Ein magischer Walzer
Klippen der Londoner Gesellschaft unterrichtet. Aber es gab eine Reihe von Dingen, die sie für die Ohren von jungen Damen für ungeeignet hielten. Vielleicht war dies eine dieser Sachen. Hope runzelte die Stirn. Es war lästig, wie ein Kind behandelt zu werden.
Der Tanz zum Supper stand unmittelbar bevor. Sie schaute sich im Saal um. Seine Aufmerksamkeit galt etwas anderem. Sie reckte den Hals, um es zu sehen, als er sich gerade in Bewegung setzte. Wie ein dunkles Schwert bahnte er sich einen Weg durch das bunte Gedränge.
Geradewegs zu Lady Elinore.
Sie blinzelte überrascht. Lady Elinore? Wer hätte gedacht, dass ein solcher Mann Interesse an einer bekennenden alten Jungfer wie Lady Elinore hätte? Hope zuckte die Achseln und ließ sich von ihrem Partner auf die Tanzfläche bringen.
Mr. Reyne tanzte mit Lady Elinore und begleitete sie anschließend zum Supper. Sie saßen mit Mr. Bemerton und seiner Partnerin zusammen, einer üppigen Dame in einem grünen Seidenkleid. Umgeben von Familie und Freunden, beobachtete Hope sie heimlich. Mr. Bemerton und die Dame in Grün bestritten den Hauptteil der Unterhaltung.
Warum bemitleidete Mrs. Jenner seine zukünftige Gattin? Sie wollte fragen, doch der Tisch war voll, und es ergab sich keine Gelegenheit für ein vertraulicheres Gespräch.
Nach dem Supper tanzte sie mehrmals, war aber stiller. Daran nahmen ihre Partner keinen Anstoß, denn sie waren nur zu glücklich, sie mit Geschichten ihrer Abenteuer zu ergötzen. Hope hörte mit halbem Ohr zu und suchte den Saal währenddessen mit den Augen nach einem großen, dunklen Mann ab.
Als der Abend sich allmählich seinem Ende zuneigte, ärgerte sie sich über sich selbst. Wie konnte ein einziger Mann sie so beschäftigen? Noch dazu einer, der sich nach den anfänglich bohrenden Blicken noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich ihr vorstellen zu lassen? Sie war hier, um sich zu vergnügen, und das würde sie auch. An den verflixten Mr. Reyne würde sie keinen weiteren Gedanken verschwenden. Es gab schließlich genug andere, und gleich würde der letzte Walzer beginnen.
Der letzte Walzer eines Abends war für Hope ein besonderer Tanz. Eines Nachts vor vielen Jahren, als sie in tiefster Verzweiflung lebten, hatten Hope und ihre Zwillingsschwester einen herrlichen Traum gehabt, einen Traum von Liebe und Schicksal, den ihnen, da waren sie beide sicher, ihre Mutter gesandt hatte. Sie waren beide mitten in der Nacht aufgewacht, und als sie ihre Träume verglichen, war es beinahe unheimlich: die Ähnlichkeit und die kleinen, aber wichtigen Unterschiede ...
In Hopes Traum stand sie im klaren, kühlen Mondlicht, umgeben von bedrohlichen Schatten. Sie wartete, allein und schrecklich einsam. Plötzlich trat aus den Schatten ein Mann. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er nahm sie in die Arme, und dann tanzten sie. Die Schatten waren vertrieben, und Hope war nie wieder einsam oder unglücklich.
Faith’ Traum war fast genauso, außer dass der Mann in ihrem Traum nicht tanzte. Er musizierte ...
Der Traum war so eindringlich und machtvoll gewesen, dass keine der beiden ihn je vergessen konnte. Er hatte die Hoffnung genährt in den schlimmen Jahren mit Großvater, und er bestimm -te ihr Tun während ihrer ersten und dann auch ihrer zweiten Saison in London. Sie hatten viele Anträge erhalten, aber keinen davon angenommen. Ihre Traummänner waren noch nicht erschienen.
Vom Beginn der ersten Saison an hatte Hope sich stets geweigert, den letzten Walzer auf ihrer Tanzkarte zu vergeben, sodass sie sich bis zum letzten Moment die Entscheidung offen hielt. Sie wusste nicht, wer er sein würde oder wie er aussah, aber der düstere, schneidige Mann ihrer Vorstellung würde sich nicht zahm in ihre Tanzkarte eintragen und warten, bis er an der Reihe war. Daher hielt sie diesen einen Walzer für ihn frei, weil er eines Tages kommen würde - beim Walzer würde sie ihn erkennen. Es würde der perfekte Walzer sein, geradezu magisch.
Hopes Gewohnheit war allgemein bekannt, nur der Grund dafür nicht. So kam es, dass am Ende jedes Abends eine Gruppe Gentlemen sich in ihrer Nähe sammelte in der Hoffnung, ausgewählt zu werden. Sie entschied sich niemals zweimal für denselben Mann.
Eine gefällige Stimme neben ihr sagte: „Miss Merridew, darf ich Ihnen einen Freund als Partner für den Walzer vorstellen?“
„Vielleicht... “, begann sie kokett, brach dann aber überrascht ab. Es war Giles Bemerton, seinen großen, finster
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