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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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streckte er einen Arm aus und hob sie aus dem Sattel. Sie quietschte überrascht, wehrte sich einen Augenblick, dann hörte sie aber plötzlich auf, ließ die Zügel und den Riemen los und befreite ihre Füße aus den Steigbügeln.
    Er zog sie vor sich, schlang einen Arm fest um sie.
    Eigentlich rechnete er mit einer Standpauke, einer Ohrfeige oder irgendeinem anderen Zeichen weiblicher Empörung. Sie überraschte ihn. Offenbar kein bisschen besorgt wegen der groben Behandlung, schwieg sie und rutschte nur in eine bequemere Sitzposition. Er musste ein Stöhnen unterdrücken. Ihren warmen, weichen Körper auf seinem Schoß zu haben stellte seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
    Sie schlang einen Arm um seine Mitte und lehnte sich gegen seine Brust. „Was denken Sie eigentlich, tun Sie hier?“, erkundigte sie sich fast beiläufig, und fuhr dann in einer Nachahmung seiner Rede von vorhin fort: „Sind Sie verrückt, Ihren Hals für etwas so Idiotisches zu riskieren?“ Sie klang belustigt! Seidige, goldblonde Locken kitzelten ihn am Kinn. Er konnte ihr Parfüm riechen und ihren ganz eigenen weiblichen Duft. Unwillkürlich festigte er seinen Griff und biss die Zähne zusammen. Es war gut möglich, dass er verrückt war, überlegte er grimmig. Nie zuvor hatte er eine Dame von ihrem Pferd gerissen. Er hatte keine Ahnung, was ihn dazu getrieben hatte.
    Sie verlagerte ihr Gewicht, und er versteifte sich. Nie zuvor hatte er eine Dame vor sich im Sattel sitzen gehabt.
    Mit ihrer linken Hand spielte sie an den Knöpfen seiner Weste. „Entführung ist ein Verbrechen, wissen Sie.“ Sie klang kein bisschen besorgt. „Welches Lösegeld wollen Sie verlangen?“
    Er schnaubte. Ein weiterer Beweis dafür, wie behütet ihr Leben verlaufen war. In Wahrheit hätte er sie mühelos entführen können. Jeder hätte das. London war ein Sumpf des Verbrechens. Und sie wäre ein hübsches Sümmchen wert.
    Entführungen waren früher einmal eine angesehene Betätigung für Adelige gewesen. Eine akzeptierte Methode, um die Truhen zu füllen. Und die Arme ... Er genoss ihr warmes Gewicht an seinem Körper. Es war nicht schwer zu verstehen, warum die Leute früher so gehandelt hatten. Wäre er ein mittelalterlicher Ritter und sie ein entführtes Edelfräulein, würde er kein Lösegeld für sie verlangen. Er würde sie heiraten. Die Muskeln in seinem Arm spannten sich. Aber das Leben war kein Märchen. Besonders sein Leben nicht. „Sie wissen sehr gut, dass ich Sie nicht entführe. Ich rette Sie vor den Folgen Ihres Leichtsinns.“
    „Verstehe. Das also ist es? Eine Übung in Schicklichkeit. Entschuldigen Sie bitte, dass ich das nicht gleich erkannt habe.“ Sie wackelte wieder mit ihrem Po. Die Wirkung war das genaue Gegenteil von schicklich.
    „Halten Sie still! “, knurrte er, dann fiel ihm noch ein, „Bitte! “, hinzuzufügen.
    Als Antwort wand sie sich erneut. Er gab einen erstickten Laut von sich, und sie bemerkte atemlos: „Entschuldigung, aber diese Reitstellung ist neu für mich und ein bisschen ... beunruhigend. Vorher bin ich keinem Mann näher gekommen als beim Walzer.“
    Was er darauf erwidern sollte, wusste er nicht. Er musste an ihren Walzer denken. Ihr unschuldiges Geständnis verriet ihm, dass auch sie erregt war, allerdings ohne es zu wissen.
    Langsam ritt er mit Miss Hope Merridew im Arm zurück. Ihr Duft - Rosen, Vanille und Frau - stieg ihm neckend in die Nase, ihre Locken kitzelten ihn am Kinn, und ihr weicher Po drückte sich gegen seine Lenden.
    Er begehrte sie, wie er noch keine Frau begehrt hatte. Wenn sie doch nur so weiterreiten könnten, in eine Zukunft, an einen Ort weit weg, wo seine Probleme sich in Luft auflösten ...
    Aber Probleme lösten sich nie in Luft auf, das wusste er. Man setzte sich mit ihnen auseinander, oder sie wurden schlimmer. Sebastian wusste, wie er mit seinen Problemen fertig wurde. Er hatte schon eine Lösung gefunden. Und Miss Hope Merridew kam darin nicht vor. Sie war nur ein schöner Traum.
    Und er war kein Mann, der sich Träumen hingab. Er zog Pläne vor.
    Er schaute sich um und sah ihren Reitknecht zu ihrem Wallach reiten, sich bücken und die baumelnden Zügel aufheben. „Wie ich sehe, hat Ihr Reitbursche endlich etwas getan, um sich seinen Lohn zu verdienen.“
    „Er ist nicht mein Reitbursche, und ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn kritisieren.“
    Sebastian schnaubte abfällig. „Wie wollen Sie mich davon ab-halten?

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