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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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und bestrich sie dick mit Butter und Aprikosenmarmelade. Eine hatte sie in kürzester Zeit selbst verzehrt, die andere gab sie James, als er in die Küche kam.
    Er betrachtete die krumme Scheibe zweifelnd, dann grinste er. „Wollen Sie mich etwa damit bestechen, Miss Hope?“
    Hope erwiderte das Grinsen. Sie hatte noch nie eine Brotscheibe gerade abschneiden können, aber wenigstens war sie nicht geizig. „Aber natürlich, lieber, mürrischer James. Ich schneide sie extra so, weil du immer so hungrig bist. Jetzt beeil dich. Ich will so schnell wie möglich los.“
    Als Antwort griff er nur nach dem Brot und folgte ihr nach draußen. Da er die Merridew-Zwillinge seit ihrer Kindheit kannte, war er ihre Art gewohnt.
    Als die Sonne sich anschickte, die Kirchturmspitzen golden aufleuchten zu lassen, trabten sie durch Grosvenor Gate. Hyde Park lag verlassen. Hopes kastanienbrauner Wallach tänzelte übermütig seitwärts, scheute nervös vor ein paar welken Blättern und eingebildeten Schatten. Er war voller Energie, kaute auf dem Zaumzeug und wartete ungeduldig auf einen schönen Galopp. Hope wusste genau, wie er sich fühlte.
    „Komm, du Faulpelz, wir reiten um die Wette“, rief sie James zu und trieb ihr Pferd ohne weitere Vorwarnung an.
    Der Wallach bewegte sich geschmeidig unter ihr, seine Hufe trommelten auf dem Weg. Nachher würde sie dem Stallburschen noch ein Trinkgeld zustecken, denn seitdem sie ihre Vorliebe für das feurige Tier erklärt hatte, stand es ihr wie durch Zauberei stets zur Verfügung. In den vergangenen paar Wochen waren Pferd und Reiterin immer vertrauter miteinander geworden, und Hope konnte inzwischen beinahe alles mit ihm tun, was sie wollte. Heute Morgen schien es die Geschwindigkeit genauso wie sie selbst zu genießen.
    Es war herrlich, durch die frische Morgenluft zu reiten, frei und wild, ohne Sorgen. Beinahe so gut wie auf dem Land - in mancher Hinsicht sogar besser, denn hier zu galoppieren hatte etwas köstlich Verbotenes.
    Die kühle Luft strich über ihre heißen Wangen, füllte ihre Lungen, befreite sie von all den Regeln und Vorschriften, nach denen sie leben musste. Jetzt und hier fühlte sie sich schwerelos und herrlich lebendig. Der Wind umströmte sie, als würde sie fliegen. Wie sehr sie diese geheimen Ausritte liebte! Das Morgengrauen war die einzige Zeit, zu der sie so wild und schnell reiten konnte, wie sie wollte.
    Später am Tag würde sie vermutlich mit Großonkel Oswald, Faith und Grace in den Park kommen. Höchstens ein Trott war dann möglich, alle paar Minuten blieben sie stehen, um jemanden zu grüßen und leere Gemeinplätze auszutauschen.
    Sie gestattete dem Pferd, seine überschüssige Energie loszuwerden, lenkte es in einem großen Bogen, immer in James’ Sichtweite. Sie blickte zurück und musste lächeln. James hatte den Stallburschen unfreundlich angefahren und deswegen das lahmste Pferd bekommen, eine wahre Schnecke. Er schnaufte in einiger Entfernung.
    Der Park war immer noch menschenleer. Sie konnte ein bisschen üben. Die Zügel fest in der Hand, begann sie ihr Pferd durch die verschiedenen Figuren zu führen. Zuerst sträubte es sich ein wenig, aber schon bald antwortete es auf ihre Befehle perfekt.
    „Miss, nicht! rief James.
    Sie lachte. „Du kannst ja versuchen, mich aufzuhalten, wenn du das mit deiner Schnecke schaffst. Es macht solchen Spaß. Dieses Pferd ist einfach herrlich.“
    Sebastian erwachte früh am nächsten Morgen, wie gewöhnlich. Den größten Teil seines Lebens war er immer vor dem Morgengrauen aufgestanden. Maschinen standen nicht still, und die Arbeiter mussten ihren Schlaf nach ihnen richten.
    Er reckte sich, wünschte sich, wieder einschlafen zu können, aber einmal wach, war ihm das versagt. Ohnehin brauchte er nicht viel Schlaf. In der Fabrik war ihm das immer zustattengekommen, und jetzt auch, da es ihm erlaubte, die Erfordernisse seiner Geschäfte mit den neuen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu vereinen.
    Heute Morgen hatte er eine Menge zu erledigen, aber die Ereignisse des verflixten Balls gestern ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er hatte nicht gut geschlafen. Dabei schlief er immer gut, selbst wenn er manchmal von seinen inneren Dämonen ge-plagt wurde. Auch aus diesem Grund hatte er ein Haus mit Ställen auf der Rückseite gemietet - am besten wurde er die Dämonen los, wenn er wie der Teufel ritt.
    Aber gestern hatte es fast die halbe Nacht gedauert, bis er einschlief. Und es waren nicht seine gewöhnlichen

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