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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Durcheinander, als Mrs. Jenner versuchte, Miss Hope davon zu überzeugen, den Platz mit ihr zu tauschen, aber Lady Thorn blickte sie so gestreng an, dass sie aufgab. Sebastian sah zur Anstandsdame. Sie wirkte, als ginge es ihr nicht gut.
    Wahrscheinlich wollte sie näher bei der Tür sitzen, falls ihr Zustand sich verschlechterte, überlegte er. Miss Hopes Platz war fast am Ende der Stuhlreihe, genau neben Sebastians. Er sollte ihr anbieten, mit Mrs. Jenner Plätze zu tauschen, aber Lady Thorn hätte sicher etwas gegen eine weitere Verzögerung.
    Erwartungsvolle Stille senkte sich über den Raum.
    Ich hätte den Platz tauschen sollen, bemerkte Sebastian zu spät, und nicht wegen der Anstandsdame. Die Stühle standen so dicht beieinander, dass er Miss Hopes Parfüm riechen konnte, und aus dem Augenwinkel sah er das sanfte Heben und Senken ihrer Brust, wenn sie atmete. Von dem Konzert würde er keine einzige Note mitbekommen, da war er sicher. Wie gut, dass ihm nicht viel an Musik lag.
    Aber dann hätte er morgen auch kein Gesprächsthema für seine Ausfahrt mit Lady Elinore. Er schaute zu Giles, der direkt neben Lady Elinore saß. Giles war ein guter Kerl, der die Interessen seines Freundes verfolgte.
    „Graf Felix Vladimir Rimavska.“
    Ein schlanker Mann mittlerer Größe betrat die niedrige Bühne, als gehörte sie ihm, eine Violine unter dem Arm. Gekleidet war er in eine üppig verzierte Türkenjacke in vage militärischem Stil, reich mit Epauletten und Goldschnüren besetzt, und enge weiße Hosen sowie glänzend polierte schwarze Stiefel. Er sah gut aus, hatte ein blasses, irgendwie tragisch wirkendes Gesicht und unergründliche, dunkle Augen. Sein Haar war schwarz, etwas zu lang und zerzaust; es fiel ihm in wilden Locken in die blasse Stirn. Irgendwie gelang es ihm, die militärische Erscheinung mit einem Anflug Zigeuner zu kombinieren. Er schritt in die Mitte der Bühne und stand schweigend da, ein Bild mühsam gezügelter Leidenschaft.
    Sebastian verabscheute ihn auf den ersten Blick.
    Die weiblichen Zuhörer seufzten und klatschten aufgeregt. Graf Felix Vladimir Rimavska bedachte sie mit einem gekränkten Blick. Augenblicklich verstummten die Versammelten. Er hob die Violine ans Kinn.
    Die Wolle seines Rockes war von minderer Qualität, entschied Sebastian. Und die rote Farbe würde auch nicht lange halten. Beim ersten kräftigen Regenguss würde die Farbe vermutlich auslaufen und die weißen Hosen mit rosa Streifen versehen. Die Vorstellung hatte etwas unglaublich Befriedigendes.
    Graf Rimavska warf den Kopf zurück, schloss die Augen und spielte. Seine Violine schluchzte, jubelte und weinte vor Gefühl. Sebastian verstand wenig von Musik, aber man brauchte es ihm nicht zu sagen: Der Bastard war gut, verflucht! Die Damen um ihn herum seufzten und wurden fast ohnmächtig, sie wiegten sich leise zu den an- und abschwellenden Melodien.
    Sebastian ertrug es nicht, dem Schönling auf der Bühne zuzusehen, wie er seine pomadisierten Locken schwang, während er seiner Geige engelsgleiche Musik entlockte. Daher wandte er den Blick ab, der prompt auf den Rüschen und der zarten Haut von Miss Hopes Brust landete. Die Rüschen hoben und senkten sich. Das Kleid war vorne viel zu weit ausgeschnitten. Ihre Anstandsdame hätte etwas dagegen unternehmen sollen. Plötzlich wurde ihm klar, worauf er gerade starrte: Er riss den Blick los, richtete ihn wieder nach vorne auf die Bühne.
    Der Graf stolzierte umher, während er spielte, und bewegte seine schmalen Hüften auf eine Art und Weise, die in Sebastian das Verlangen weckte, ihm einen Fausthieb zu verpassen.
    Sebastian schloss die Augen, aber dann roch er Miss Hopes Parfüm noch deutlicher. Vanille, Rosen und Frau. Ihre Schultern berührten sich fast. Er bildete sich ein, er könnte die Wärme ihrer Haut fühlen. Sie seufzte. Und alles, woran er denken konnte, war ihr Busen, umrahmt von Rüschen. Oder ohne irgendetwas umrahmt. Vielleicht nur von seinen Händen.
    Es war schrecklich. Er öffnete die Augen wieder, streckte seine Beine aus, legte die Knöchel übereinander und starrte auf seine Schuhe. Das war das Sicherste.
    Verfluchtes Geigengedudel. Es stellte etwas mit den Gefühlen der Menschen an. Wieder schaute er zum Grafen, hoffte, dass sein Ärger über den Kerl seine unbequeme Erregung vertreiben würde.
    Er verschränkte resigniert die Arme, starrte wieder auf seine Schuhe und machte sich auf einen Abend in der Hölle gefasst. Oder im verbotenen Himmel.
    Hope

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