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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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sagte er sich. Die Merridews würden gut auf sie aufpassen.
    Miss Hope schaute ihn aus ihren herrlichen blauen Augen an und sagte leise und steif: „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir passen gut auf sie auf. Ich bin sicher, sie werden sich gut amüsieren.“
    Sebastian schluckte. Er versuchte, nicht den sanften Schwung ihrer weichen Lippen wahrzunehmen, nicht an ihren Geschmack oder wie sie sich unter seinen anfühlten zu denken.
    Während er gedankenverloren auf ihren Mund starrte, fiel Sebastian plötzlich ein, dass er selbst noch nie im Green Park gewesen war. Er sollte persönlich überprüfen, ob es dort sicher für seine Schwestern war. Es war schließlich möglich, dass sich der Abschaum der Gesellschaft dort versammelte. Der Lakai sah zwar kräftig aus, aber er hatte Sebastian mit seinen Fähigkeiten als Miss Hopes Reitknecht nicht beeindruckt. Und mit der Magd zusammen waren es schließlich sechs weibliche Wesen, die es zu beschützen galt.
    Erneut schaute er Miss Hope an. Es war bemerkenswert, was dieser besondere blaue Farbton mit ihren Augen und ihrem Teint anstellte. Sie strahlte geradezu.
    Er überlegte, ob der gemusterte Musselin ein Fremdimport war oder aus England stammte. Als Stofffabrikant sollte er so etwas wissen.
    „Ich werde Sie begleiten“, verkündete er.
    Cassie warf ihm einen finsteren Blick zu, Dories Gesicht hingegen blieb ausdruckslos. Die drei Misses Merridew schauten einander an. Die Temperatur im Vestibül fiel merklich. Was, zum Teufel, ging hier vor? Jede der drei Schwestern musterte ihn mit unterschiedlichen Abstufungen von Missbilligung.
    Miss Faith Merridew öffnete den Mund, aber ehe sie etwas sagen konnte, sprach Miss Hope: „Das wäre entzückend, Mr. Reyne, nicht wahr, Faith?“
    Ihre Zwillingsschwester murmelte eine höfliche Bestätigung, sah jedoch alles andere als entzückt aus.
    Sie mussten Cassies Messer bemerkt haben. Er hatte gehofft, dass die Waffe gestern von den Damen nicht als solche erkannt worden war. Anscheinend doch. Und sie gaben ihm die Schuld dafür.
    Das war nur fair. Schließlich gab Sebastian sich selbst die Schuld daran.
    Der Lakai holte seinen Mantel, Hut und Handschuhe. Sebastian trat in den schwachen Morgensonnenschein. Zu seiner Überraschung stand draußen keine Kutsche und wartete auf sie, sodass er sich fragte, ob ihr Onkel in der Stadt kein Gefährt bereithielt. Er sollte seine kommen lassen, denn es war ein beachtlicher Weg von Hill Street zum Green Park, aber ehe er sprechen konnte, setzte sich die kleine Gruppe mit flottem Tempo in Bewegung.
    Der Lakai und die Magd gingen vorne, als Nächstes kamen Grace und Cassie, und dann Miss Faith mit Dorie an der Hand. Cassie und Grace hatten sich untergehakt und steckten ihre Köpfe zusammen, schwätzten wie alte Freundinnen, obwohl sie sich erst einen Tag kannten. Er blickte zu Dorie, die schweigend und folgsam mit Miss Faith ging. Er würde alles geben, um sie mädchenhaft plappern zu sehen wie die anderen beiden.
    „Kommen Sie?“, erkundigte sich Miss Hope. Sie wirkte weniger steif als eben, obwohl sie im Vergleich zu früher immer noch kühl und reserviert war.
    „Entschuldigung. Ich war ganz in Gedanken“, erklärte er, während sie sich beeilten, die anderen einzuholen.
    „Ihre Gedanken scheinen unerfreulich zu sein.“
    „Nein, gar nicht“, erwiderte Sebastian knapp. Er würde es ihr nicht erklären. Das letzte Mal, als er ihr etwas anvertraut hatte, hätte er sie fast geküsst - und auch noch im Hyde Park! Öffentlicher ging es kaum. Er hatte schon viel zu viel verraten. Und irgendwie war ihre Hand wieder auf seinem Arm gelandet, was ein wenig beunruhigend war, denn er konnte sich nicht erinnern, sie genommen und dorthin gelegt zu haben. Und außerdem hatte er sich geschworen, es nicht zu tun.
    „Ich habe mich nur gefragt, ob ich meine Kutsche kommen lassen soll. Zum Green Park ist es doch ein ganzes Stück zu gehen.“
    Sie lachte. „Wir brauchen keine Kutsche. Es ist so ein freundlicher Morgen, und wann immer das Wetter schön ist, genießen wir einen Spaziergang, solange wir das können. Wir sind auf dem Land groß geworden und gehen sehr gerne zu Fuß. Ich hoffe, es stört Sie nicht.“
    „Nein, überhaupt nicht.“ Er zog sie zur Seite, um einem Mann auszuweichen, der ein großes Tablett Muffins auf dem Kopf trug. „Aber zu dieser Tageszeit sind die Straßen voll mit ungeschickten Ochsen wie dem da.“ Er nickte zu dem Muffin-Mann. „Händler, Metzgerburschen,

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