Ein magischer Walzer
fand - einmal abgesehen von der Musik. Auf der anderen Seite verstand Faith auch nicht, weshalb sie sich zu Mr. Reyne hingezogen fühlen konnte.
„Faith, hast du dich in ihn verliebt?“
Faith wurde wieder rot, schüttelte indes den Kopf. „Es ist noch zu früh, das zu sagen. “
„Sei vorsichtig, ja?“, bat Hope. „Du kennst ihn nicht gut. Du bist so weichherzig, meine Liebe. Du musst dein Herz gut hüten, bis der richtige Mann kommt. Und du musst dir ganz sicher sein, dass es der richtige Mann ist.“
Faith warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Du kennst Mr. Reyne auch nicht gut. Aber was war das eben unter der Weide? Du hast dich von ihm küssen lassen.“
Schamesröte stieg Hope in die Wangen. „Nein! Ich habe niemanden geküsst.“
„Ich konnte dich zwischen den Weidenblättern hindurch sehen, und du hast ihm deinen Mund zum Kuss geboten! Ich habe dich noch nie so gesehen. Oh Hope, wie ist es, wenn man so starke Gefühle für einen Mann hat?“
Hope erklärte betrübt: „Ich weiß es nicht. Er hat kein Interesse an mir.“
„Das glaube ich nicht.“
„Es stimmt aber. Er hat mir ins Gesicht gesagt, er sei allein deswegen nach London gekommen, um Lady Elinore Whitelaw den Hof zu machen. “
Faith legte ihren Arm um Hope. „Dann ist er nicht der Richtige“, versuchte sie sie zu trösten. „Ich habe das ohnehin nicht geglaubt.“
Hope seufzte. „Nein.“
Sie kamen bei James und Grace an, die an den Stufen zu Großonkel Oswalds Haus auf sie warteten.
Sobald sie alleine in ihrem Zimmer waren, fuhr Faith fort: „Jeder Mann, der seine Schwestern so behandelt, ist nicht gut genug für dich.“
Hope verstand Faith’ Heftigkeit nicht. „Was meinst du? Ich habe nicht bemerkt, dass er seine Schwestern schlecht behandelt.“
Faith antwortete: „Nicht, als wir da waren. Aber dir muss doch auch aufgefallen sein, wie Cassie sich verändert hat, als er sie aus dem Wasser gezogen hat.“
„Es war ihr peinlich.“
„Das war nicht alles. Sie hat es gehasst, von ihm angefasst zu werden. Das war offensichtlich. Und - du hast es auch gesehen, das weiß ich - sie trägt anscheinend ein Messer um den Oberschenkel. Was verrät das über Mr. Reyne?“
Hope runzelte die Stirn. „Über das Messer habe ich mich auch gewundert.“
„Und die kleine Dorie - sie ist so still und verzagt, das arme Kind. Irgendeinen Grund muss das haben. Und weißt du, mehrere Bröckchen von dem alten Brot sind nie bei den Enten angekommen.“
Hope runzelte die Stirn.
Faith nickte. „Ja! Ich denke, Grace ist es nicht aufgefallen, aber mir schon. Dorie hat heimlich Brot in ihre Taschen gesteckt. Etwas stimmt hier nicht, und diese beiden armen Dinger leben bei ihrem Bruder, einem Mann, von dem Mrs. Jenner behauptet, er habe einen schrecklichen Ruf. Es tut mir leid, dass du traurig bist, Hope, aber ich bin auch froh, wenn du seinen Klauen entkommst.“ Sie legte ihre Hand auf Hopes Schulter und sagte eindringlich: „Wenn jemand sein Herz hüten muss, dann du, Liebes! Und wenn du dir um jemanden Sorgen machen willst, dann nicht um mich, sondern um die armen Kleinen. “
Faith’ Worte verfolgten Hope noch am Abend, als sie im Bett lag und einzuschlafen versuchte. Schlaf war nie ihr Freund gewesen. Entweder brachte er ihr Albträume, die sich aus dem Dunkel auf sie stürzten und sie zu verschlingen drohten, oder er entzog sich ihr ganz, wie heute.
Sie wälzte sich von der einen auf die andere Seite, und ihr Nachthemd wickelte sich um ihre Beine. Die Gerüchteküche um Mr. Reyne brodelte. Der Mordvorwurf entbehrte, da war sie sich ziemlich sicher, jeglicher Grundlage. Der Ton war voll mit solchen Geschichten. Es war ausgeschlossen, dass es keine gründliche Untersuchung gab, wenn zwei reiche Menschen unter zwielichtigen Umständen starben und ein dritter armer als Folge davon ein Vermögen erbte.
Und er war auch kein Mitgiftjäger. Schließlich war er selbst reich. Außerdem war es kein Geheimnis, dass die Merridew-Mädchen das enorme Vermögen ihres Großonkels erben würden. Sebastian Reyne würde wissen, dass sie genauso viel erben würde wie Lady Elinore. Und ohne vulgär oder unbescheiden zu sein, warum sollte jemand die ältere, hausbackene Erbin wählen, wenn er die jüngere, hübschere haben konnte?
Aber es war eindeutig etwas nicht in Ordnung mit seinen Schwestern, das musste Hope zugeben. Nachdem sie ihre Jugend unter der grausamen Vormundschaft ihres verrückten Großvaters verbracht hatten, erkannten die
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