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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Dienstboten und allerlei anderes Gesindel.“
    „Ja, nicht wahr? Es ist so interessant“, sagte sie und schnupperte. „Diese Muffins riechen köstlich! Ich habe nie auch nur halb so viele Menschen in meinem Leben gesehen, ehe ich nach London kam. Wir haben ein sehr eingeschränktes Leben geführt.“
    Sebastian brummte etwas. Das hatte er nicht gemeint. Er hatte sagen wollen, dass sie als vornehme junge Dame vor solcher Gesellschaft abgeschirmt werden sollte. Er war sich sicher, dass Lady Elinore nie eine so weite Strecke wie zum Green Park zu Fuß zurücklegen oder dabei gar die überfüllten Gehwege und die unmittelbare Nähe des gemeinen Volkes genießen würde. Höchstens bei ihrer Arbeit mit Waisenmädchen.
    Offenbar war Green Park zu dieser Tageszeit das Ausflugsziel für Kindermädchen und ihre Schützlinge. Wohin man sah, waren Kinder. Die Merridews schienen das Gedränge gewohnt zu sein und wichen geschickt durch die Luft fliegenden Bällen, Holzreifen und Nachziehwagen aus, während sie zu der Kuhherde gingen. Die Luft war erfüllt von übermütigem Kreischen, Lachen, gellenden Pfiffen und einem sehr penetranten Trommeln, das von einer Gruppe zu kurz geratener Soldaten stammte, die mit Stöcken übten. Sebastian musste sogar einmal warten, während Miss Hope einen unsichtbaren Apfel an ein Steckenpferd verfütterte und dessen Gangarten mit seinem ernsthaften jungen Reiter diskutierte.
    Als sie schließlich weiterging, war Sebastian nachdenklich geworden. Er hätte nie gedacht, dass Kinder ein so sorgenfreies Leben führen könnten. Wenn ihm das je so ergangen war, hatte er es inzwischen vergessen.
    Die Kühe muhten und drängelten unter der Aufsicht des Oberhirten, während sie darauf warteten, gemolken zu werden. Auf niedrigen Hockern saßen Milchmädchen und molken eifrig. Sahnig weiße Milch ergoss sich in die wartenden Eimer. Die Leute standen Schlange, um die frische Milch zu kaufen.
    Von hier, so erklärte Miss Faith seinen Schwestern, stammte die Milch für die Morgenschokolade der vornehmen Londoner Damen. Sebastian hatte immer geglaubt, die Witwe Morgan hätte sie auf den Bauernhof ihres Bruders mitgenommen, doch jetzt schienen sie fasziniert von Kühen, einem Anblick, von dem er angenommen hatte, sie wären damit aufgewachsen.
    „Haben Kühe nicht wunderschöne Augen?“, bemerkte Miss Hope. „Wie flüssiger Bernstein. Ich hätte liebend gerne solche Augen.“
    Verwundert schaute Sebastian sie an. „Aber Ihre Augen sind doch viel sch... “ Er brach ab, rief sich seinen Entschluss ins Gedächtnis, weitere Vertraulichkeiten mit ihr zu meiden, und überspielte seinen Fehltritt mit einem heftigen Husten.
    Er war einzig und allein deswegen hier, um seine Schwestern im Auge zu behalten. Und die Herkunft des gemusterten Musselins zu erkunden, den Miss Hope trug. Aus geschäftlichen Gründen. Er zwang sich, sich von Miss Hope abzuwenden und seinen Schwestern zuzusehen.
    Cassie runzelte die Stirn, während sie die kräftigen Hände eines Milchmädchens beobachtete, die rhythmisch am Euter der Kuh zogen. Milch spritzte in den Eimer. „Tut das der armen Kuh nicht weh?“, wollte sie wissen.
    Die vollbusige Magd der Merridews antwortete: „Überhaupt nicht. Im Gegenteil, es täte ihnen weh, wenn sie nicht gemolken werden würden. “
    Cassie schaute die Zwillinge fragend an. Hope antwortete: „Lily lebte auf einem Bauernhof, ehe sie im Haushalt meines Großvaters zu arbeiten anfing.“
    Sebastian hob eine Augenbraue. „Ich dachte Sir Oswald sei Ihr Großonkel, nicht Ihr Großvater.“
    „Stimmt. Er ist der Bruder unseres Großvaters“, erläuterte Hope.
    Grace fügte inbrünstig hinzu: „Großvater ist der schrecklichste Mensch auf der ganzen Welt, und wir hassen ihn. “ Sie schaute zu ihren Schwestern und fuhr dann fort: „Aber wir leben nicht mehr bei ihm, und alles ist in Ordnung. “
    Sebastian wartete auf die Antwort der Zwillinge, aber in diesem Moment erschien der Lakai mit einem großen Krug frischer Milch, und die Gelegenheit war vorbei. Enttäuscht musste Sebastian sich eingestehen, dass er über diesen Großvater gerne mehr erfahren hätte. Grace war ziemlich heftig gewesen.
    „So, Mädchen, wer von euch möchte eine Tasse Milch?“, fragte Miss Faith. „Ich verspreche euch, wenn ihr noch nie Milch, warm von der Kuh, getrunken habt, steht euch ein köstliches Erlebnis bevor. Lily hat die Tassen und James gießt ein. Cassie? Dorie?“
    Beide nickten. Dorie zögerte, aber zu

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