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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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noch nicht ganz fertig.“
    Miss Hope und ihre Schwestern folgten seiner Aufforderung. Sie waren in Begleitung ihres Lakaien, der einen großen Krug trug, und einer stämmigen Magd mit einem Korb am Arm. Die Magd betrachtete ihn neugierig.
    „Ich schicke jemanden, sie zu holen.“ Er winkte seinem unpünktlichen Lakai, der sogleich nach oben eilte.
    Miss Faith schaute ihre Schwester mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann merkte sie, dass er es gesehen hatte. „Es ist eigentlich zu früh für einen Morgenbesuch, muss ich gestehen, aber weil wir zum Green Park gehen wollen, dachten wir, die Mädchen würden gerne beim Melken der Kühe zusehen.“ „Kühe?“ Sebastian runzelte die Stirn.
    „Im Green Park weidet eine Kuhherde, um den Londonern frische Milch bieten zu können“, erläuterte Hope.
    Sebastian nickte knapp. Er interessierte sich nicht für Kühe, besonders wenn sie ihn nicht ein einziges Mal angesehen hatte, während sie mit ihm sprach.
    Sobald sie nach unten kamen, würde er den Mädchen zum Abschied winken und zu seinen Rechnungsbüchern zurückkehren. Er war ein viel beschäftigter Mann und hatte Wichtigeres zu bedenken, als ob er sie gekränkt hatte.
    Morton Black behielt die Vorgänge in der Fabrik im Auge, aber es war ein Pulverfass, das jederzeit in die Luft fliegen konnte. Und eine Baumwolllieferung hatte Verspätung. Die Zahlen aus der Mine wiesen Unregelmäßigkeiten auf, und ein Bericht eines Transportunternehmens war ärgerlich unvollständig. Mehrere scharfe Briefe wären nötig.
    Er wünschte sich, seine Werbung um Lady Elinore wäre zu Ende. Er war gut darin, sich mit der Realität zu arrangieren. Allein das Wissen, dass zwischen ihnen noch nicht alles geklärt war, war dafür verantwortlich, dass sein Körper ihm nicht gehorchte und seine Gedanken auf verbotenen Pfaden wandelten.
    Wenn Miss Hope nur nicht dieses Tageskleid aus zartem Musselin anhätte, das ihre Figur umschmeichelte. Und einen blauen Spencer dazu gewählt hätte, der ihren Busen eng umschloss. Ihr Hut war aus derselben blauen Seide, und als Folge dieses ganzen leuchtenden Blaus hatte er das Gefühl, in ihren Augen zu versinken.
    Wenn ihr Mund nur nicht so ernst und zweifelnd ausgesehen hätte, statt fröhlich zu lächeln, würde er nicht den heftigen Wunsch verspüren, die Worte von gestern zurückzunehmen, ihr ein Lächeln zu entlocken, damit sie ihn wieder anschaute wie unter der Weide.
    Und er hätte keinen Schlaf eingebüßt wegen des Wunsches, ihre weichen rosa Lippen noch einmal geküsst zu haben.
    „Guten Morgen!“ Cassie kam die Treppe herunter, dicht gefolgt von Dorie. „Es tut mir leid, dass wir zu spät sind. Niemand hat uns geweckt, daher haben wir verschlafen.“ Sie bedachte Sebastian mit einem verärgerten Blick, weil er Anweisung gegeben hatte, sie immer ausschlafen zu lassen. Da er regelmäßig morgens und abends nach ihnen sah, wusste er, dass sie für Kinder einen ungewöhnlich leichten Schlaf hatten. Und er ahnte, dass besonders Dorie unter Schlaflosigkeit litt. Irgendetwas musste für die dunklen Schatten unter ihren Augen verantwortlich sein.
    Cassie setzte sich ihren Hut auf, und Sebastian war gerührt, als Grace Merridew zu Dorie ging, um ihr zu helfen. Die Mädchen waren gleichaltrig, aber Grace strahlte Gesundheit und Zuversicht aus, während Dorie ein spitzes Gesicht hatte, klein und blass war. Dorie schenkte Grace ein schüchternes Lächeln, und Sebastians Entschluss stand fest.
    Dorie hatte gerade gelächelt.
    Er musste wegschauen, um nicht die Fassung zu verlieren.
    Miss Hope beobachtete ihn. Er schluckte. Es ging nicht anders, er musste Dorie erlauben, Grace Merridew häufiger zu sehen. Alles würde er für dieses schüchterne kleine Lächeln tun, selbst wenn es nicht ihm galt.
    Das Ganze bedurfte cleverer Planung, da er die Gesellschaft von Grace’ Schwestern lieber meiden wollte, aber es wäre möglich. Er war gut im Planen. Und mit etwas Übung bestimmt auch darin, Miss Hope aus dem Weg zu gehen.
    Auf seine Selbstbeherrschung war Sebastian stolz. Er hatte früh gelernt, seine eigenen Wünsche zu verdrängen, um zu tun, was getan werden musste. Schon sein ganzes Leben lang waren andere Menschen von ihm abhängig, und er würde das nicht einfach vergessen wegen eines wunderschönen Mädchens mit blauen Augen und einem verführerischen Mund.
    Seine Schwestern waren fertig. Der Lakai beeilte sich, die Tür zu öffnen. Sebastian trat vor, um ihnen nachzusehen. Sie waren in guten Händen,

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