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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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die Worte ausgesprochen hatte. Als würde er noch einmal das Risiko eingehen, mit ihr zu tanzen und vor aller Augen wieder stehen gelassen zu werden. Aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
    Er wirkte so grimmig und unzugänglich, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Sie machte einen Knicks. „Es tut mir leid.“ Und floh, ehe sie sich mit Tränen restlos unmöglich machte.
    Sie hatte sich entschuldigt. Weil sie ihm unrecht getan hatte. Und weil sie ihn auf der Tanzfläche in Verlegenheit gebracht hatte. Er konnte es nicht glauben. Der erklärte Liebling der Gesellschaft hatte sich erniedrigt und bei einem Emporkömmling entschuldigt. Er war nicht in der Lage gewesen, auch nur ein Wort darauf zu erwidern, sprachlos angesichts ihrer Großzügigkeit und Aufrichtigkeit.
    Stattdessen hatte er den albernen Drang verspürt, zu ihren Füßen zu knien und ihren Saum zu küssen, wie ein Ritter vor seiner Dame.
    Himmel, es war schlimmer als je zuvor.
    Er musste dagegen ankämpfen. Vorgewarnt war vorbereitet. Ein Walzer mit Miss Hope Merridew wäre sein Untergang, der Untergang seiner Pläne, der endgültige Verrat an seinen Schwestern. Er würde jetzt gehen, jetzt gleich, ehe er seine Selbstdisziplin verlor.
    Etwa vierzig Minuten später überlegte Sebastian - während des Walzers mit Miss Hope Merridew -, dass er nicht die Selbstdisziplin verloren hatte, sondern den Verstand.
    Nein, er hatte nicht den Verstand verloren. Es war eine Sache der Ehre, redete er sich ein. Miss Hope hatte ihren Fehler von vorhin wiedergutmachen wollen, und es wäre kleinlich, ihr die Chance dazu zu verwehren. Öffentlich mit ihr zu tanzen - besonders ihren für sie so wichtigen letzten Walzer - würde allen zeigen, dass sie einander nichts nachtrugen.
    Nein, sagte er sich, als sie das dritte Mal die Tanzfläche umrundet hatten, es hatte nichts mit Verstand oder Vernunft zu tun, sondern allein mit seiner Unfähigkeit, ihr zu widerstehen. Natürlich würde dies ihr letzter gemeinsamer Walzer sein. Er würde eine andere heiraten: aus einem ehrenhaften Grund, der nichts mit seinem aufwühlenden Verlangen nach ihr zu tun hatte.
    Er hielt sich aufrechter. Es war schlimmer als bei ihrem letzten Walzer. Da hatte er sie noch nicht gekannt. Er war schlicht geblendet gewesen von ihr. Jetzt aber wusste er, was für ein gutes Herz sie hatte, wie großzügig sie war, wie freundlich ... Und jetzt wusste er, wie es war, sie in seinen Armen zu halten und an sich zu drücken. Er wusste, wie ihr Haar duftete und ihre Haut. Er hatte ihren Mund gekostet.
    Jetzt mit ihr Walzer zu tanzen war mehr wie eine Folter - ihr so nah zu sein, sie aber nicht an sich ziehen zu dürfen, sie zu berühren, aber nur durch mehrere Lagen Stoff getrennt, sich endlos mit ihr zu drehen, ihr aber nicht näher zu kommen, sie zu riechen, zu berühren, anzusehen, aber nicht küssen zu dürfen.
    „Sind Sie immer noch böse auf mich?“ Ihre Frage überraschte ihn, riss ihn aus seinen Gedanken. Er war meilenweit weg gewesen, in einem Traum verloren.
    „Böse? Nein, gar nicht.“
    „Ich bin so froh, dass Sie beschlossen haben, mit mir zu tanzen. Halb habe ich damit gerechnet, dass Sie gehen.“
    „Nun, eigentlich ..." Er brach ab. Er würde es nicht erklären. Das konnte er nicht.
    „In dem Fall - danke. Wenn Sie es nicht getan hätten, hätte ich vermutlich die ganze Nacht nicht schlafen können und mich von der einen auf die andere Seite gedreht, weil ich meine Worte so bereue.“
    Sein Mund wurde trocken bei dem Bild von ihr in ihrem Bett, wie sie sich hin und her warf, ihre schlanken Glieder sich in den weißen Laken verhedderten. Einen Moment lang schloss er die Augen und zwang seinen Körper zum Gehorsam. Langsam bekam er den Dreh heraus mit diesem Tanz. Wenn er eine andere in seinen Armen hielte, eine, die nicht diese verheerende Wirkung auf ihn hatte, würde er seine Sache richtig gut machen.
    „Sie verzeihen mir also, aber Sie möchten nicht mit mir reden, ja?“
    Er begann wieder. „Nein. Gar nicht. Entschuldigung, ich bin nur irgendwie ... abgelenkt.“
    „Etwas, worüber Sie gerne sprechen würden?“
    „Nein!“ Sich bewusst, dass das etwas zu heftig gewesen war, senkte er die Stimme. „Nein, danke. Es ist etwas Privates.“ „Ihre Schwestern?“
    Verständnislos schaute er sie an. „Nein, es geht ihnen gut.“ Er dachte nach. „Übrigens bin ich Ihrem Rat gefolgt.“
    „Meinem Rat?“
    „Ich habe sie zu Gunter’s gebracht auf ein Eis. Es war

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