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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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gemeinsamen Jahren. Früher hatte alles so einfach ausgesehen.
    Jetzt war es mit einem Mal unklar. Hope war mehr als halb verliebt in einen Mann, der gar nicht in ihren Traum passte. Und Faith ... nun, wer wusste schon, was Faith fühlte? Auf jeden Fall war sie von ihrem gräflichen Geigenspieler eingenommen. Aber war das Liebe?
    Als beide Mädchen sich einander zuwandten, sprachen sie gleichzeitig.
    „Es ist so viel..."
    „Es ist nicht, dass ...“
    Sie brachen ab und lachten. „Oh, Faith, entschuldige. Es ist so viel schwieriger, als ich dachte. Ich wünschte nur, Prue wäre hier. “ Prudence war zwar ihre Schwester, aber fast wie eine Mutter für sie.
    „Und Charity“, sagte Faith und legte ihren Arm um Hope. „Manchmal vermisse ich sie so sehr, dass es wehtut. Denk dir, wie es sein wird, wenn wir alle verheiratet sind und an verschiedenen Orten leben.“
    Hope umarmte ihre Schwester liebevoll. „Ich weiß.“ Unten im Haus schlug die Uhr zwei.
    „Es ist spät. Wir sollten schlafen“, bemerkte Hope.
    „Soll ich bleiben?“
    Hope nickte. „Wie früher immer, als wir noch klein waren. Wer weiß, vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir ein Bett teilen.“
    Und so legten sich die Schwestern in ein Bett, zwei Hälften eines größeren Ganzen, die der Zukunft entgegenblickten, wie sie es immer getan hatten: nebeneinander, Hand in Hand. Aber sie wussten, der Weg vor ihnen gabelte sich.

10. KAPITEL
    Regen prasselte auf seinen Rücken, als Sebastian die Türklingel an Sir Oswald Merridews Haus betätigte. Die Freundschaft zwischen Grace Merridew und seinen Schwestern erwies sich als verflixt lästig für einen Mann, der sich geschworen hatte, Hope Merridew aus dem Weg zu gehen.
    Logisch wäre es, der Sache Einhalt zu gebieten, seinen Schwestern andere Spielgefährten zu finden. Doch Cassie und Dorie kamen nach einem Morgen oder einem Nachmittag in Grace’ Haus immer mit so strahlenden Augen wieder, dass Sebastian sich nicht dazu durchringen konnte.
    Gewöhnlich kam er nicht selbst, um die Mädchen abzuholen, aber heute Morgen hatte Cassie gesagt, dass Miss Hope und Miss Faith an einem Picknick in Richmond teilnehmen wollten, womit die Luft rein sein würde. Außerdem war er neugierig, was seinen Schwestern solche Freude machte.
    Er läutete noch einmal. Lady Elinore würde die Bedürfnisse seiner Schwestern immer ihrem eigenen Vergnügen voranstellen. Die Merridews waren ständig auf irgendwelchen Bällen, Soireen, Gesellschaften und Picknicks.
    Von einem uralten Butler wurde er zum Kinderzimmer dirigiert. Sebastian klopfte an. Er konnte Musik hören, und als ihm niemand antwortete, öffnete er die Tür und schaute hinein. Es war ein großer, gemütlicher Raum mit abgenutzten, aber bequemen Stühlen und einem rechteckigen Tisch in der Mitte. Ein Feuer knisterte im Kamin, und in der Ecke stand ein Pianoforte.
    Miss Faith spielte daran, während die anderen sangen. Es war ein Wiegenlied, das Sebastian seit Jahren nicht gehört hatte.
    Schlafe, mein Kind, schlafe friedlich und sacht, durch die lange Nacht,
    Englein, von Gott gesandt, halten dir Wacht, durch die lange Nacht.
    Still und langsam verstreichen die Stunden Berg und Tal haben Schlaf gefunden.
    Ich bleib dir liebevoll verbunden durch die lange Nacht.
    Er stand auf der Türschwelle, unbemerkt, und erinnerte sich an ein anderes Zimmer, klein und eng, vollgestopft und bitterkalt, ohne Feuer. Seine frisch verwitwete Mutter in ihren schlecht sitzenden, billig schwarz gefärbten Kleidern, die sich über ihrem von der Schwangerschaft gerundeten Bauch spannten, wiegte eine unruhige Cassie und sang genau dieses Lied. Als könnte Musik Hunger und Schmerz vertreiben. Er und sein jüngerer Bruder Johnny waren nach langen Stunden der Arbeit und Suche nach Nahrung heimgekehrt. Jedes Mal bei ihrer Heimkehr begrüßte seine Mutter sie mit der Frage, ob sie Essen mitgebracht hätten. Sebastian, der sich zornig, hilflos und schuldig fühlte, hatte nur zwei Äpfel mit Druckstellen und einen Kanten hartes Brot vorzuweisen.
    „Mr. Reyne?“
    Er schaute auf, merkte, dass die Musik aufgehört hatte. Miss Hope durchquerte das Zimmer und fragte ihn leise: „Geht es Ihnen gut? Sie hatten eben einen so merkwürdigen Gesichtsausdruck.“
    Mit Mühe drängte Sebastian die Erinnerungen zurück. „Es geht mir gut, danke.“ Um seine brüske Antwort vergessen zu machen, fuhr er höflicher fort: „Wie geht es Ihnen, Miss Hope, Miss Faith, Mädchen. Ich ... ich dachte, Sie seien

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