Ein magischer Walzer
ihr allererstes Eis und hat ihnen ausnehmend gut geschmeckt.“
Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Ihnen sind die Mädchen sehr wichtig, nicht wahr?“
„Natürlich.“ Ihr Blick war irgendwie beunruhigend, daher fügte er hinzu: „Lady Elinore und ich haben mit ihnen das Britische Museum besichtigt, und nachher sind wir zu Gunter’s gefahren als Belohnung. Lady Elinore und ich haben auch unser erstes Eis probiert.“ Er erwähnte Lady Elinore für sie und für sich als Erinnerung, wem er offiziell den Hof machte.
Die Wärme in ihren Augen schwand. „Natürlich. Lady Elinore. Und ich bin mir sicher, den Mädchen hat es im Museum gefallen. Ich weiß, Grace liebt es. Sie ist von alten Welten fasziniert.“ Während der letzten Drehung war sie irgendwie näher gekommen. Seine Beine streiften ihre mehrmals. Unfähig, eine passende Bemerkung beizusteuern, machte er nur ein ersticktes Geräusch.
Leise sagte sie: „Ich nehme an, Sie ziehen es vor, für den Rest ohne die Last einer Unterhaltung zu tanzen, nicht wahr, Mr. Reyne?“
Er nickte knapp und versuchte sie nicht noch näher zu ziehen. „Dann wollen wir uns lieber in der Musik und der Bewegung verlieren“, flüsterte Hope. Sie schloss die Augen und ließ sich von ihm und der Musik tragen.
Es war ihr letzter Walzer. Er hatte wieder Lady Elinore erwähnt. Aber für diesen einen Tanz konnte sie so tun, als gehörte er ihr.
Erneut tanzte er mit steifer Präzision. Sie liebte es, wie er tanzte, wie er sie hielt, als sei sie kostbar und zerbrechlich, und sie dabei führte, als sei sie eine Schubkarre, keine Frau. Und dennoch: Wenn sie mit ihm tanzte, fühlte sie sich mehr als Frau als bei irgendeinem anderen.
Eleganz und Anmut konnte sie überall bekommen. Kurz öffnete sie die Augen und sah Giles Bemerton mit Lady Elinore tanzen. Sogar zwei so völlig verschiedene Menschen tanzten harmonisch.
Aber niemand tanzte Walzer wie ihr Mr. Reyne, mit dieser einzigartigen Mischung aus steifer, beschützender Unbeholfenheit, durchsetzt mit Phasen von rücksichtslos unterdrückter Leidenschaft.
Hope schloss die Augen und wünschte sich, der Walzer würde nie enden.
„Warum hast du wieder ihn ausgewählt?“, fragte Faith, als sie sich auszogen. „Alle wissen, dass du niemals mit demselben Partner zweimal den letzten Walzer tanzt. Und auch noch nach dem Streit. “
Bei der milden Frage ihrer Schwester wand sich Hope. Sie zerrte sich die Kleider vom Leib.
„Stört dich das Gerede nicht? Denn es wird Gerede geben, das weißt du.“
Hope dachte darüber nach, als sie in ihr Nachthemd schlüpfte. „Die Leute klatschen doch über alles. Ich war im Unrecht und wollte es wiedergutmachen.“
„Das war aber eine sehr öffentliche Entschuldigung.“ Faith wirkte besorgt. „Ich dachte, du hättest entschieden, er wäre nicht der Richtige.“
Hope ließ sich aufs Bett fallen. „Ich weiß es nicht, Faith. Ich fühle mich zu ihm hingezogen, aber wenn du je mit ihm Walzer getanzt hättest, wüsstest du, warum ich mir so unsicher bin! Im Traum war er perfekt, einfach absolut vollkommen. “
Faith legte den Kopf schief. „Er hat mich nie um einen Walzer gebeten. Du weißt, er kann uns auseinanderhalten.“
Ja, das wusste Hope.
„Ich habe heute Abend mit Lady Elinore gesprochen“, sagte Faith. „Sie hat uns beide eingeladen, am Freitag Mr. Reynes Waisenkinder zu besuchen. Ich glaube, das wird sehr interessant.“
„Ganz gewiss.“
Faith musterte sie nachdenklich. „Du bist dir sehr sicher, dass er ein guter, anständiger Mann ist.“
Unglücklich starrte Hope sie an. Sie hatte Mr. Bemerton versprochen, nichts zu verraten, und sie wollte ihr Versprechen halten. „Ja. Mr. Bemerton hat mir ein paar Sachen über Mr. Reyne erzählt, aber ich kann sie dir nicht sagen, weil er es unter dem Siegel der Verschwiegenheit getan hat.“
„Was, noch nicht einmal mir?“ Faith musterte sie bestürzt.
Hope biss sich auf die Lippe. „Ich weiß, und es tut mir leid. Aber ich habe es versprochen.“
Gekränkt blickte Faith sie an, dann wandte sie sich ab und legte ihren Unterrock sorgfältig zusammen.
Es tat Hope weh, ihr Wissen nicht zu teilen. Ihr ganzes Leben lang waren sie und ihre Zwillingsschwester sich nahe gewesen, hatten alles geteilt: Hoffnungen,Träume, Ängste. Ihr Leben lang hatten sie sich nach Liebe gesehnt. Sie hatten sich ihre Vorstellungen von der großen Liebe anvertraut, ihre Träume von Helden aus dem Schatten, das Warten und Sehnen von neunzehn
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