Ein magischer Walzer
auf einem Picknick.“
„Das Wetter war schlecht, daher wurde es verschoben.“
Er nickte und fuhr sich mit einem Finger unter den Kragen, um ihn zu lockern.
„Ich bin gekommen, meine Schwestern abzuholen. Ich hoffe, es war ein netter Besuch.“
Hope legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie hatte eine Art, ihn anzulächeln, dass ihm ganz warm ums Herz wurde. „Es war wunderschön. Aber Sie müssen noch ein wenig bleiben. Wir brauchen Publikum.“
„Ich habe eine Verabredung heute Abend. Ich kann mich nicht lange aufhalten.“
„Bitte, Mr. Reyne. Wir haben so sehr geübt“, bat Grace.
Cassie hob den Kopf, als kümmerte es sie nicht im Mindesten, was er tat, doch trotz der vorgeschobenen Gleichgültigkeit spürte er ihre Anspannung. Und Dorie schaute ihn aus großen Augen an, in ihrer Hand eine Triangel.
Er wollte das Lied nicht hören, wollte nicht wieder in diese Zeit zurückgeholt werden. Aber seine eigenen Wünsche waren unwichtig, verglichen mit dem Ausdruck in Dories Augen oder Cassies achtloser, herzerweichend vorgetäuschter Gleichgültigkeit.
„Nun gut“, lenkte er ein und wurde sofort mit einem strahlenden Lächeln von Miss Hope belohnt.
„Wunderbar.“ Sie nahm seinen Arm und führte ihn zum Kamin. „Bleiben Sie hier, wo es warm ist. Lily wird gleich Tee bringen. Die Belohnung für die harte Arbeit der Mädchen. “
Er lehnte am Kamin, die Arme vor der Brust verschränkt, und wappnete sich, während er sich bemühte, interessiert zu wirken. Er hoffte, sie sangen nur eine Strophe. Oder zwei. Die dritte wollte er nicht hören, die Strophe, bei der die Stimme seiner Mutter immer belegt und erstickt geklungen hatte. Die Strophe sang sie nicht für das Kind in ihren Armen oder das Baby in ihrem Bauch oder ihre beiden Söhne. Sie sang es für ihren verstorbenen Liebsten, ihren Ehemann. Sebastians Vater.
Faith spielte die ersten Töne auf dem Instrument, dann fielen die anderen ein. Hope und Grace sangen die Melodie. Faith verhalf mit ihrer klaren, reinen Stimme Cassies unsicherem Sopran zur Harmonie, während Dorie mit konzentrierter Miene eine große silberne Triangel im Takt schlug. Sebastian biss sich auf die Lippe, als er sie beobachtete, gerührt, dass die Merridew-Mädchen seine stumme kleine Schwester so natürlich in ihre Musik mit einbezogen hatten.
Der Anblick des ernsten kleinen Mädchens, gepaart mit den Gefühlen, die das Lied in ihm weckte, waren fast zu viel für Sebastian. Er biss die Zähne zusammen, rang um eine unbeteiligte Miene, aber als sie zur dritten Strophe kamen, kehrte er ihnen den Rücken zu. Er starrte ins Feuer, überwältigt von Erinnerungen, Trauer und Bitterkeit, während sie sangen:
Mein Lieb, all mein Denken ist dein, durch die lange Nacht.
Nur nach dir mein Herz sich sehnt allein, durch die lange Nacht.
Mag das Schicksal uns entzweien mit Zähren, unsre Trennung wird nicht ewig währen.
Und die Hoffnung kann niemand verwehren, durch die lange Nacht.
Die vertrauten Worte und die Melodie schnürten ihm die Kehle zu, sodass er kaum atmen konnte. In jedem Ton hörte er die Stimme seiner Mutter. Sie hatte sich nach seinem Vater gesehnt, auch nach seinem Tod noch. Nach allem, was er ihnen angetan hatte, hatte seine Mutter ihn noch geliebt - mehr als das Leben selbst...
Wie hatte sie das tun können? Die Schwäche seines Vaters hatte seine Familie in Not gebracht, an diesen trostlosen Ort. Er hatte den einfachen Ausweg gewählt - den Tod - und Sebastian die Verantwortung aufgebürdet, der sich so bemüht und doch versagt hatte ...
Nicht besser als sein Vater.
Er schloss die Augen, versuchte die unwillkommenen Erinnerungen zu verdrängen. Der Vergangenheit nachzuhängen führte zu nichts, außer Schmerz. Und zu dem festen Entschluss, niemals die gleichen Fehler wie sein Vater zu begehen.
Plötzlich merkte er, dass die Musik aufgehört hatte.
„Hat dir unser Lied nicht gefallen?“, erkundigte sich Cassie in feindseligem Ton. „Ich fand es sehr schön.“
Er drehte sich um. „Das war es“, stimmte er ihr zu. „Sehr, sehr schön. Die Stimmen klangen herrlich. Und die Triangel war genau die richtige Ergänzung. Es ist nur ... “ Seine Stimme brach, und er rieb sich die Stirn, als könnte er so das Gefühl forttreiben.
Gerade wollte er sagen, dass er Kopfschmerzen hatte, aber etwas in ihren Mienen verriet ihm, dass sie die Wahrheit verdienten. Selbst wenn es seine Schwäche offenbar machte. Selbst wenn Miss Hope dabei war.
„Wisst ihr, ich habe das
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