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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Augenblick: „Ich habe überall gesucht. Eine Nachbarin dachte, sie sei zu ihrem Bruder aufs Land gegangen, eine andere sagte, ihr Bruder lebe in London ... “ Er zuckte die Schultern, und in der Geste lag ein Nachhall seiner Verzweiflung von damals. „Niemand wusste es sicher: Manche behaupteten, es sei ein Bauernhof entweder in Yorkshire oder Leicestershire, andere sprachen von London. Und wieder andere meinten, sie sei zu der Familie ihres Mannes nach Irland gegangen. Wo auch immer ihr wart, ich konnte euch nicht finden. Am 17. Juni 1807 habe ich euch verloren.“ Er schaute sie an. „Es tut mir leid. Ich habe mein Bestes gegeben ... es war nicht gut genug.“
    Anscheinend etwas unangenehm berührt, sagte Cassie: „Aber schließlich hast du uns gefunden.“
    Er nickte. „Mr. Black war es, vor beinahe sechs Monaten.“ Er blickte sie an und streckte die Hand aus, wie um sie zu berühren. Hope brach es fast das Herz, als er innehielt und dann seine Hand zurückzog.
    Selbst nach allem, was er ihnen erzählt hatte, gab er sich immer noch die Schuld, erwartete nicht, dass ihm verziehen wurde.
    Sie konnte jetzt erkennen, warum er so hart und unnachgiebig war, warum er sich so antrieb. Er hatte mehr getan, als man von irgendeinem Jungen seines Alters hätte erwarten können, und doch glaubte er, dass er sie im Stich gelassen hatte: die Mädchen, seinen Bruder und vermutlich seine Mutter, und am Ende sogar seine verstorbene Frau. Kein Wunder, dass er einen so grimmigen Eindruck machte.
    „Wohin hat Witwe Morgan euch gebracht?“, fragte er. „Jetzt seid ihr an der Reihe.“
    Überrascht schaute Hope ihn an. Er hatte sie gefunden und wusste trotzdem nicht, wo sie gewesen waren?
    Er bemerkte ihren Blick und erklärte bitter: „Ich weiß, wo sie gefunden wurden, aber da haben sie nicht ihr ganzes Leben verbracht.“ An seine Schwestern gewandt, sagte er sanft: „Cassie, ich möchte nur wissen, wo ihr eure Kindheit verbracht habt. Nicht... wo ihr später wart.“
    Hope runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Es gab etwas, das er verschwieg, etwas, das auch Cassie wusste. Etwas, das er geheim halten wollte. Etwas Schlimmes.
    Das Schweigen breitete sich aus. Cassie zog unbehaglich die Schultern hoch, zögerte.
    Plötzlich sagte Grace: „Fang mit dem Messer an, Cassie.“ Jeder Erwachsene im Raum schnappte nach Luft. „Grace, du solltest nicht...“, begann Hope.
    „Aber wir wissen doch alle, dass sie es hat, und ich für meinen Teil halte es für sehr klug von ihr. Wenn ich ein Messer um mein Bein geschnallt getragen hätte, als wir mit Großvater zusammenlebten, hätte ich mich mutiger gefühlt! Ihr nicht?“ Hope und Faith sahen einander an. „Sie hat recht“, erwiderte Faith. „Ich hätte mich weniger hilflos gefühlt.“
    Grace fügte hinzu: „Vermutlich hätten wir es nicht benutzt, aber wenigstens hätten wir davon träumen können, ihm das Herz herauszuschneiden und es den Hunden vorzuwerfen! “ Das sagte sie mit so schauriger Genugtuung, dass Hope und Faith nicht anders konnten, als zu lachen.
    Die drei Reynes starrten die drei Merridews sprachlos an. Trugen eigentlich alle Londoner Damen gewohnheitsmäßig Waffen? Sebastian begann sich zu fragen, ob er nicht besser Gouvernanten in der Hauptstadt statt im Norden des Landes hätte suchen sollen.
    Hope fiel Sebastians verblüffte Miene auf und erklärte: „Sie müssen es sehr seltsam finden, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht so blutrünstige Geschöpfe sind, wie Sie es wahrscheinlich glauben. Wir sind alle auf dem Kontinent geboren und viel gereist, was oft gefährlich war. Sogar unsere Mutter hatte immer eine Pistole dabei, daher erscheint es uns nicht undamenhaft. Und Großvater war ..."
    „So, hier ist der Imbiss!“, unterbrach sie eine laute, fröhliche Stimme von der Türschwelle. Alle im Raum zuckten zusammen. Lily kam geschäftig ins Zimmer, ein Tablett in den Händen, beladen mit einem zugedeckten Korb, Tellern und Tassen sowie Besteck. Ein Lakai folgte ihr, in der einen Hand einen großen Krug mit Schokolade und einem Bündel langer Toastgabeln.
    „Süße Schokolade, schön heiß, also nicht zu hastig trinken, Mädchen“, warnte das Hausmädchen und stellte das Tablett auf den Tisch. „Und Muffins, fertig zum Rösten. Dazu Butter, Honig und Erdbeermarmelade. Miss Grace, wenn Sie James vielleicht die Gabeln abnehmen, dann können Sie und die anderen kleinen Fräulein schon einmal mit dem Rösten der Muffins

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