Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
ihr ,Mam‘ nanntet. Ich kannte sie als Witwe Morgan ... “
    Bei dem Namen nickte Cassie.
    .....und ich bezahlte sie, damit sie sich nach Mutters Tod um euch kümmert.“
    „Wie ist sie gestorben?“, wollte Cassie wissen. „Und was ist mit unserem Vater? Erzähl uns alles.“
    „Unser Vater war ein Verschwender“, antwortete er steif. „Er war als jüngerer Sohn einer angesehenen Familie geboren, aber alles, was er wollte, wurde ihm auf einem Silbertablett präsentiert, und er hat es nie gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Er liebte es zu spielen und ... nun, es reicht, wenn ich sage, dass bei uns entweder Schmalhans Küchenmeister war oder Überfluss herrschte. In den ersten Jahren war mein Leben privilegiert, so wie Johnnys auch, mein jüngerer Bruder.“
    Die Mädchen richteten sich auf. „Du hast Johnny nie zuvor erwähnt.“
    „Zu ihm komme ich später. Er war zwei Jahre jünger als ich, zwei Jahre weniger vom Glück begünstigt. Ich ging fast vier Jahre lang auf eine gute Schule. Das war letztendlich für die Wende in meinem Leben verantwortlich. Aber Johnny war kränklich, deswegen konnte er zuerst nicht zur Schule. Und als es ihm endlich gut genug ging, war kein Geld mehr da. Papa hatte Schande über sich gebracht.“ Seine Züge verhärteten sich. „Von seiner Familie wurde er verstoßen und enterbt. Er musste alles verkaufen, was wir an Wertvollem besaßen, aber auch das war schnell fort. Er versuchte, vom Glücksspiel zu leben, aber niemand wollte seine Schuldscheine annehmen und ...“ Er schüttelte den Kopf. „Nun, ihr müsst nicht alle Einzelheiten hören. Wir sind immer tiefer und tiefer gesunken, bis wir in einer Mietwohnung im ärmsten Stadtteil lebten - in Manchester.“
    Er starrte ins Feuer und sagte mit leiser Stimme: „Ich war da, als du geboren wurdest, Cassie, weil es nicht anders ging. Es gab kein Geld für eine Hebamme, und Papa war seit Tagen fort, um irgendwoher Geld zu beschaffen. Mama hat mir gesagt, was ich tun musste, und ich tat es. “ Er schluckte, kämpfte mit seinen Gefühlen. „Ich werde nie vergessen, wie du aussahst, ganz rot im Gesicht, und wie du dein Missfallen an der Welt herausgebrüllt hast. Aber dann hat Mama dich gestillt, und du hast aufgehört zu weinen.“ Er blickte Cassie an. „Du warst so wunderschön.“
    „Wie alt waren Sie?“, erkundigte sich Hope leise. Er musste noch sehr jung gewesen sein. Sie wollte, dass das den Mädchen klar war.
    Er schaute zu ihr. „Zwölf.“
    Sie nickte. „So alt wie Dorie jetzt.“
    Er starrte sie an, als fragte er sich, was sein Alter mit allem zu tun hatte. „Ja. Natürlich war ich bei Dories Geburt älter. Papa hatte da schon ... war gestorben.“ Er machte eine Pause. Da war etwas, was er ausließ, merkte Hope, etwas über den Tod seines Vaters.
    „Gab es keine Verwandten, die halfen?“
    „Nein. Mama hat geschrieben, aber ...“ Er schüttelte den Kopf. „Dorie wurde ein paar Monate später geboren.“ Er nickte zum Pianoforte und fügte hinzu: „Dieses Lied, das ihr gesungen habt, hat Mama immer Cassie vorgesungen, während sie auf Dories Geburt wartete.“ Er blickte wieder ins Feuer, schaute den flackernden Flammen zu, lauschte ihrem Knistern und Knacken, in Erinnerungen verloren.
    „Nach dem Tod Ihres Vaters, wovon haben Sie da gelebt?“, erkundigte sich Hope. Wenn sie das nicht fragte, würde er bestimmt den wichtigsten Teil seiner Erzählung überspringen -die Rolle von Sebastian Reyne, dem Helden. Seine Schwestern sollten begreifen, welchen Schwierigkeiten er sich gegenüber gesehen hatte und wie jung er gewesen war. Dann würden sie sicher aufhören, sich gegen seine Fürsorge zu wehren, und vielleicht würde auch der gequälte Ausdruck aus seinen grauen Augen verschwinden.
    Unbehaglich zuckte er die Schultern und sagte: „Irgendwie habe ich immer kleinere Arbeiten gefunden, auf dem Markt ausgeholfen.“
    Hope hatte einmal ein zerlumptes Kind auf dem Markt gesehen, das angefaultes Obst und welkes Gemüse aufgelesen hatte. So hatte Sebastian Reyne seine Familie am Leben gehalten?
    „Aber nach Papas Tod bekam ich Arbeit in einer der Fabriken - vorher hat er mir nicht erlaubt, richtige Arbeit anzunehmen - ,Das ziemt sich nicht für unsereiner!'“ Er verzog verächtlich den Mund.
    Auf einmal begriff sie die Quelle seiner Abneigung für die vornehme Gesellschaft.
    „Kurz darauf habe ich auch für Johnny eine Stelle gefunden. Glücklicherweise wurde Dorie in der Nacht geboren, sonst wären wir

Weitere Kostenlose Bücher