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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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in der Fabrik gewesen und Mutter ganz allein zu Hause.“
    Hope schaute zu den Reyne-Mädchen und sagte: „Also haben Sie und Ihr Bruder Ihre Mutter und zwei Babys unterstützt.“ Er verzog das Gesicht. „Unterstützt kann man kaum sagen. Und wir waren nicht gut genug. Mama ist gestorben, als Dorie noch ein Säugling war.“ Er schluckte. Mit belegter Stimme fuhr er fort: „Danach habe ich euch zu Witwe Morgan gebracht und sie bezahlt, damit sie sich um euch kümmert.“
    „Sie waren erst was - vierzehn? Und Johnny zwölf?“, fragte Hope, ihre Stimme klang plötzlich heiser, als sie sich den Jungen vorstellte, der allein und verzweifelt versuchte, seine Familie zusammenzuhalten. „Wie konnten Sie sich das leisten, sie zu bezahlen und selbst genug zum Überleben zu haben?“ Von dem Unbehagen her zu schließen, das er bei der Frage verriet, war es ein weiterer Bereich, den er lieber auslassen wollte.
    Sichtlich unangenehm berührt, zuckte er die Schultern. „Johnny und ich haben in der Fabrik geschlafen, damit wir keine Miete mehr zahlen mussten.“ Er schaute seine Schwestern an und sagte: „Aber ich habe jeden Morgen und jeden Abend bei Witwe Morgan nach euch gesehen, ob es euch gut geht.“
    Cassie starrte ihn an und flüsterte: „Du schaust auch jetzt noch morgens und abends nach uns.“
    Er schnitt eine Grimasse und nickte. „Ich kann es mir irgendwie nicht abgewöhnen.“
    „Wie kam es, dass wir getrennt wurden?“, fragte Cassie.
    Sein Gesicht verzog sich, aber er hatte sich gleich wieder unter Kontrolle. „Johnny starb“, antwortete er. „Ein Unfall am Webstuhl.“
    Cassie und Dorie schauten einander an. Sie hielten sich fest an den Händen. „Johnny ist gestorben? Was ist geschehen?“
    Er schüttelte den Kopf, als sei es zu schwer, darüber zu sprechen, aber seine Schwestern starrten ihn an, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als es zu erzählen. Resigniert erwiderte er: „Es war am Ende der Arbeitsschicht. Die meisten Unfälle geschehen dann, denn die Kinder sind müde.“
    „Nachdem sie zwölf lange Stunden gearbeitet haben“, warf Hope ein.
    „Damals dauerte eine Schicht noch vierzehn Stunden. Egal, Johnny war müde, und dadurch wurde er langsam und ungeschickt. Ich habe versucht, ihn im Auge zu behalten, aber sie hatten mich da schon in die Schreibstube gesetzt - ich kann gut mit Zahlen umgehen und ich merkte nicht, wie müde er war. Ich kam gerade, um nach ihm zu sehen und dann ist es vor meinen Augen geschehen ...“ Während er sprach, knetete er seine großen, vernarbten Hände so fest, dass es wehtun musste. Hope fiel auf, wie Dorie ihren Blick darauf gerichtet hielt.
    „Ich versuchte zu helfen, aber Johnny war ... einfach ... weg. “ Er erschauerte, und Hope wusste, dass es ein hässlicher Unfall gewesen war.
    Einmal hatte sie eine Beschreibung eines solchen Unfalles gelesen: In Sekunden hatten die Maschinen den Körper eines zwölfjährigen Mädchens zerfetzt, nur blutige Klumpen waren übrig geblieben. Allein beim Lesen war ihr übel geworden. Und Sebastian Reyne hatte mit ansehen müssen, wie das mit seinem Bruder passierte. Sie wollte zu ihm gehen, ihn trösten, aber er saß da, ein einsamer Mann, von niemandem abhängig, entschlossen, keine Gefühle zu zeigen, als seien Gefühle gleichbedeutend mit Schwäche. Und sie hatte nicht das Recht, ihm Trost zu spenden.
    Seine Schwestern saßen ihm gegenüber und beobachteten ihn mit quälender Eindringlichkeit.
    „Dabei haben Sie sich die Hand verletzt, nicht wahr?“, erkundigte sich Hope.
    Cassie und Dorie starrten auf seine Hand, und sie konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass sie erahnten, was er nicht aussprach.
    Sogleich schob er seine Hand in seine Hosentasche und fuhr mit harter Stimme fort. „Nach Johnnys Tod war weniger Geld da, um Witwe Morgan zu bezahlen. Zuerst ... schien es kein Problem zu sein. Sie wusste, ich würde sie am Ende bezahlen, und sie schien euch zu mögen ... “ Sein Gesicht verzog sich bedauernd. „Aber eines Nachts, ein paar Monate nach Johnnys Tod ... als ich ging, um wie gewohnt nach euch zu sehen, musste ich feststellen, dass Witwe Morgan fort war, mit euch beiden. Sie hatte durch nichts angedeutet, dass sie gehen wollte. Weil sie wusste, ich hätte es nie zugelassen, dass sie euch mitnimmt ... wir hatten uns so sehr angestrengt, euch zu behalten ..." Seine Stimme brach.
    In Hopes Augen schwammen Tränen. Sie blinzelte sie fort.
    Er presste die Lippen zusammen und erklärte nach einem

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